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Zwei Toechter auf Pump

Zwei Toechter auf Pump

Titel: Zwei Toechter auf Pump Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
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schiebt sie mit dem Netzstiel auseinander: »Ja, da schau her! Da ham’ mer’s ja!« Er sieht zwischen Mühlner und mir hin und her, die wir beide mit offenem Mund auf die Pistole starren. Sie liegt — neckisch eingewickelt in eine Girlande von Tang — auf dem grauen Eis. Der Fischer fährt sich mit der Hand unter der Nase durch: »Hilfst mir mal?« Und während wir ihn hochwuchten, sagt er: »Wer is denn Überhaupts auf die Idee kumma? Alle Hochachtung!«
    »Der Mühlner natürlich!« sage ich. »Ich hab’s selber nicht glauben wollen. Aber... da schau her.«
    »Alle Hochachtung«, sagt der Fischer noch mal. »Da muß man sich ja direkt vor dir in acht nehma, Schorsch!«
    Der Wurzelsepp nickt bestätigend: »Ja, des is a ganz g’scherter Hund, und dabei schaugt er so bleed aus. Aber dee san d’ Schlimmsten.«
    Mühlner räuspert sich, zieht sein Taschentuch vor und hebt damit vorsichtig die Pistole hoch: »Ich weiß zwar nicht, ob sich Fingerabdrücke im Wasser halten...«
    »Bestimmt nicht«, sage ich hastig. »Da brauchen Sie sich gar nicht vorzusehen!« (Das wäre was, zu guter Letzt! Meine Abdrücke und die von beiden Mädels. Eine reizende Kollektion.)
    »Glaube, Sie haben recht«, sagt Mühlner, wischt die Pistole mit dem Tuch ab und steckt sie ein.
    Wir gehen noch bei mir vorbei und nehmen einen weiteren Cognac. Mühlner druckst herum: »Schönen Dank auch! Alle Achtung!« Er reicht mir die Hand: »Wenn ich mal was für Sie tun kann...«
    »Das können Sie, ohne Ihre Pflicht zu verletzen. Lassen Sie meine Mädels — ich meine, die Bentler-Schwestern — wenn möglich aus dem Spiel und die Lausbuben auch.«
    Er räuspert sich und betrachtet geflissentlich seine Stiefelspitzen: »Na ja — die haben ja auch eigentlich nichts damit zu tun. Der Fall ist ja jetzt ziemlich klar.«
    Gerade, als ich die Tür hinter ihm zugemacht habe, kommt die Mama von oben herunter. Mit feuchter Schürze. »Gestatten, Herr Baron, das Essen ist fertig! Wenn der Herr Baron uns zwischendurch mal flüchtig die Ehre geben und vielleicht sogar ein paar Worte mit uns reden würden... Was ist denn nun schon wieder los?«
    Ich habe mir, während sie spricht, den Mantel angezogen: »Wird alles nachgeholt. Frau Baronin. Aber jetzt muß ich noch mal wegfahren. Ich esse in Biederstein — falls ich überhaupt was esse.«

21

    Boxi schlingert durch den tauenden Schnee. In meiner Tasche brennt das Armband wie glühende Kohle. Soweit ist alles gutgegangen. Bestimmt geht dafür das letzte schief. Nimm dich gefälligst zusammen! Ich muß diesen Familienpessimismus bekämpfen. Er strahlt aus.
    Eine halbe Stunde später parke idi vor dem Juweliergeschäft Josef Schimmelpfennig & Co., Juwelier und Uhrmacher. Ich habe früher mal eine Armbanduhr und neulich ein Paar Manschettenknöpfe bei ihm gekauft, der Empfang ist daraufhin von würdiger Freundlichkeit.
    Herr Schimmelpfennig hat eine Glatze mit Haaren rundherum. Es ist ihm, wie man sagt, das Knie durchs Gehirn gewachsen, man kann’s auch Bubikopf mit Spielwiese nennen. Das Gesicht darunter ist unangenehm tüchtig. Die Backen bläulich rasiert, harte braune Augen, die jetzt mit einer Tünche von Geschäftsfreundlichkeit lackiert sind. Diesem Mann kann man nichts vormachen, man muß versuchen, ihn irgendwie zu überrennen.
    »Ich möchte Sie mal ‘n Moment unter vier Augen sprechen, Herr Schimmelpfennig.«
    Die Politur ist plötzlich weg. Darunter sieht es sehr argwöhnisch aus. Er führt mich in ein kleines Büro, placiert mich in einen Ledersessel und bietet mir Zigarren an. »Nun«, fragt er, »womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Vermissen Sie nichts?« frage ich.
    Er zieht die Augenbrauen hoch: »Vermissen? Nein — wieso? Was denn?«
    Ich nehme das Armband aus der Tasche, werfe es auf seine Schreibtischhälfte hinüber: »Das auch nicht?«
    Er schaut es an und wird dann ganz blaß: »Ja — das ist doch… Augenblick mal...« Er langt nach dem Klingelknopf, aber ich halte seine Hand fest: »Bitte, nicht. Später, wenn Sie wollen.«
    Er läßt sich wieder in den Sessel zurückfallen: »Ja, aber ich verstehe das gar nicht... Das ist zweifellos mein Armband, das heißt, es ist mir in Kommission gegeben worden. Woher haben Sie das, um Gottes willen? Ich bin Ihnen natürlich außerordentlich dankbar...«
    Ich schlage die Beine übereinander und posiere völlig nonchalant: »Es freut mich, daß Sie dankbar sind, und ich möchte Ihre Dankbarkeit ganz schamlos ausnutzen. Und zwar möchte ich,

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