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Zweibeiner sehen dich an

Zweibeiner sehen dich an

Titel: Zweibeiner sehen dich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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durch den langen Korridor gingen, konnten sie durch die gläsernen Wände auf den Zoo hinunterblicken, der sich unter ihnen ausbreitete. Es war ein sonniger Nachmittag und auf den Wegen befanden sich zahlreiche Spaziergänger. Es gab nichts Besonderes zu sehen. Sie kamen zum Hauptgebäude und Rudi öffnete eine Tür, hinter der sich ein eichengetäfeltes Zimmer befand. Es war der Raum, in dem man ihn am Tage seiner Ankunft empfangen hatte. Grück stand neben einem Schreibtisch. Wenzel und der Mann im grauen Mantel waren ebenfalls anwesend.
     
    „Hallooo“, sagte Grück leutselig. „Hier ist er ja endlich, unser Fritz. – Nun können Sie sich selbst davon überzeugen, lieber Tassen, wieviel Wahrheit in dieser phantastischen Geschichte steckt. – Wir hätten bereits etwas früher beginnen können, aber unser Fritz macht sich manchmal noch schmutzig, nicht wahr, Wenzel?“ Er knetete seine Hände.
    „Geht es dir gut, Fritz?“
    „Sehr gut, Herr Doktor“, erwiderte der Zweifüßler.
    „Ausgezeichnet. – Und du hast gut zu Abend gegessen?“
    „Ja, Herr Doktor.“
    Grück runzelte leicht die Stirn und sah Rudi an; aber er riß sich zusammen. „Das ist fein, Fritz. Sieh’ mal: dieser Mann ist Herr Tassen von der Freien Presse. Er wird dir jetzt einige Fragen stellen, die du richtig beantworten mußt. Verstehst du? – Bitteschön, Herr Tassen. Sie können beginnen.“
    Der Mann im grauen Mantel sah den Zweifüßler mißtrauisch an. „Nun, Fritz …“ begann er, aber der Zweifüßler rückte von Rudi weg und sagte schnell: „Wie lange arbeiten Sie schon für die Freie Presse ?“
    Tassen zog die Augenbrauen hoch. „Etwas über ein Jahr. Warum willst du …?“
    „Kennen Sie Zellini vom Lektorat?“
    „Was soll das?!“ schrie Grück aufgebracht und drängte sich zwischen sie. Sein Gesicht war gerötet vor Erstaunen und Wut. „Fritz, deine Manieren, denke daran …“
    „Ich kenne Zellini“, sagte der Zeitungsmann und schrieb etwas auf seinen Notizblock.
    „Ein kleiner, braungebrannter Mann, fast kahlköpfig. Ich saß beim letzten Europäischen Journalistenkongreß neben ihm. Er …“
    „Wenzel!“ kreischte Grück. Der Zweifüßler spürte Rudis Hände an seinem Rücken, während Wenzel – sein Gesicht war weiß und maskenhaft – vom Schreibtisch her auf ihn zukam.
    „Man hält mich hier gegen meinen Willen fest!“ schrie der Zweifüßler, sich heftig zur Wehr setzend. „Mein Name ist Martin Naumchik! Sie haben versucht, mich mit Drogen gefügig zu machen, bevor sie mich heraufbrachten!“
    Grück und Tassen stießen laute Rufe aus. Wenzel hatte den Arm des Zweifüßlers umklammert und hielt mit der anderen Hand dessen Mund zu. Rudi riß den Zweifüßler von den Beinen und gemeinsam begannen sie ihn hinauszutragen.
    „Himmeldonnerwetter!“ schnaufte Grück. „Das ist doch alles Schwindel!“ Der Zeitungsmann, dessen Stimme sich fast überschlug, brüllte: „Bringen sie ihn zurück! Bringen sie ihn zurück!“ Die Tür schloß sich. Ohne ihn abzusetzen, trugen Wenzel und Rudi den wehrlosen Zweifüßler den Korridor entlang und brachten ihn zum Fahrstuhl.
     
    Es schien, daß Emma, während der Zweifüßler weggewesen war, nicht nur an der Seife gerochen, sondern auch etwas davon gegessen hatte. Man brachte sie zur Krankenstation, wo sie ohne Bewußtsein zwei Tage verbrachte.
    Die Arbeitszugänge wurden gestoppt. Rudi, der Wärter, wurde versetzt und an seine Stelle trat ein schwerer, langsamer Mann namens Otto, der der einzi ge war, der von nun an seine Zelle betrat.
    Erschöpft, aber triumphierend verbrachte der Zweifüßler den größten Teil seiner Zeit im Vorderraum des Käfigs. Dort las er, beobachtet von den Zoobesuchern, oder schaute dem Fernsehen zu. Er hoffte, Tassen wiederzusehen, aber er erschien nicht mehr. Einen Tag nach dem Interview erschien jedoch ein Mann an der Glasscheibe, faltete eine Zeitung auseinander und hielt sie dem Zweifüßler hin. Er konnte eben die Überschrift lesen. ZWEIFÜSSLER BEHAUPTET: ICH BIN EIN MENSCH!
    Ein Wärter erschien und schickte den Mann fort. Liebend gern hätte der Zweifüßler die Mahlzeiten eines ganzen Tages für die Zeitung hergegeben, aber auch wenn er sie nicht bekommen hatte: jetzt wußte er zumindest, daß das Interview gedruckt worden war. Nun brauchte er nur noch abzuwarten. Jetzt, wo die Wahrheit allgemein bekannt war, würde man nichts mehr vertuschen können. Sie konnten tun, was sie wollten, er mußte nur Geduld haben.
    Eine

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