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Zweibeiner sehen dich an

Zweibeiner sehen dich an

Titel: Zweibeiner sehen dich an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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und schlossen die Tür. Er hörte auf, sich zu wehren, als einer der Wärter sagte, er solle sich anständig benehmen. Otto erschien in der Menge, sein Gesicht war gleichmütig wie immer. „Haut ab“, grunzte er die Wärter an. „Wenn ich euch brauche, werde ich schon rufen. – Komm mit, Fritz!“
    Der Zweifüßler folgte ihm gehorsam, aber sein Herz schlug wild vor Aufregung und Zorn. „Haben Sie das gehört?“ fragte er Otto, „wie er mich unterbrochen hat, gerade als ich …“
    „Nein“, sagte Otto. „Ich hab’ keine Lust, mich auch noch damit zu belasten. Ich saß unten und hab eine geraucht.“ Er würdigte die Menschenmenge keines Blickes und schob den Zweifüßler bis zur hinteren Treppe. Sie gingen drei Stockwerke hinunter, dann durch die Buchausstellungshalle, zwischen den Tischreihen hindurch, vorbei an großen Plakaten, auf denen ‚Lies ein Buch über Tiere’ stand. Dieser Gebäudeteil war fast ständig leer, ebenso wie die Galerie. Sobald Otto die Außentür aufgeschlossen hatte, drang Grücks Stimme an des Zweifüßlers Ohren. Seine Aufregung verstärkte sich, als er in das Wohnzimmer rannte und auf dem Bildschirm Grücks rotes, schwitzendes Gesicht erkannte, das ihn anzustarren schien.
    „Meine Damen und Herren! Ich bitte um Ihre freundliche Aufmerksamkeit! Meine Damen und Herren!“ Die Stimme eines unsichtbaren Kommentators überlagerte seine aufgeregten Worte. „Noch immer herrscht Aufruhr im Saal. Doktor Grück ist momentan nicht in der Lage, sich Gehör zu verschaffen.“
    Der Zweifüßler ging erregt auf und ab. Draußen, außerhalb des Zoos, versammelte sich eine Menschenmenge, aber er ignorierte sie. Die Tonqualität des Fernsehgerätes verschlechterte sich, Emma mußte ihr Gerät ebenfalls eingeschaltet haben. Der Lärm ebbte langsam ab. „Meine Damen und Herren! Sie haben die Ausführungen des Zweifüßlers nun gehört. – Erlauben Sie nun auch dem Zoodirektor, einige Worte zu dieser Angelegenheit zu sagen!“ Vereinzelter Beifall erklang, dann trat allmählich Ruhe ein, und die Stille wurde nur noch dann und wann vom Husten einiger Anwesender unterbrochen. Als der Lärm sich ganz gelegt hatte, sprach Grück weiter. „Lassen Sie mich Ihnen nun den Anlaß für eine Frage geben“, sagte er. „ Wo ist Martin Naumchik?“ Er sah von der einen Seite des Raumes zur anderen, es wurde noch stiller. „Wo ist Martin Naumchik, der Journalist, der einen solchen Wirbel um seine Person entfacht hat?“ Ein Raunen ging durch den Saal. Die Fernsehkameras machten einen Schwenk, um die Bewegung unter den Anwesenden aufzufangen. Ein, zwei Personen erhoben sich.
    „Läuft er in den Straßen Berlins umher?“ beharrte Grück, „Mit der Seele eines Tieres in seinem Körper? – Aber weshalb sieht man ihn dann nicht? – Glauben Sie nicht, daß diese Fragen ihre Berechtigung haben, mei ne Damen und Herren? Haben Sie daran schon einmal gedacht? Ich frage noch einmal: Wo ist der berühmte Martin Naumchik? Versteckt er sich vielleicht?“ Grück starrte in die Kameras, seine Augen funkelten hinter den Gläsern seiner randlosen Brille.
    Die Hände des Zweifüßlers ballten sich instinktiv zu Fäusten. „Was würden Sie sagen, meine Damen und Herren, wenn ich Ihnen nun erzähle, daß wir alle Opfer eines raffinierten Schwindels sind?“ Zustimmung und Protest erklang aus den Reihen des Publikums. „Sie glauben es nicht? Sie sind voll und ganz vom Gegenteil meiner Behauptung überzeugt?“
    Eine Stimme kam von irgendwoher aus dem Publikum. Sie gehörte dem Rotbart, der bereits vorher eine Frage an ihn gestellt hatte. „Was soll diese Farce? – Aus welchem Grund haben Sie den Zweifüßler so plötzlich entfernen lassen? Warum ist er nicht hier, um für sich selbst zu sprechen?“ Zurufe der Zustimmung. Der Rotbart machte einen zufriedenen Eindruck und verschränkte die Arme vor der Brust. Grück erschien wieder im Bild.
    „Mein lieber Herr Wilenski – dies ist doch Ihr Name, nicht wahr? – Sie dürfen davon ausgehen, daß ich es bin, der Ihnen hier die Wahrheit erzählt. – Dieser Zweifüßler ist ein sehr wertvolles Tier. Es ist hochentwickelt und nervös. Ich bin dazu da, es zu erhalten und für seine Gesundheit verantwortlich. Halten Sie mich für einen ausgemachten Narren, daß ich seine Gesundheit aufs Spiel setze?“ Gelächter erklang, auch vereinzelte Rufe der Zustimmung.
    Der Bärtige sagte, einen Finger erhoben: „Was haben Sie den Anschuldigungen des Zweifüßlers

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