Zweifel in Worten
okay?“ Mikas Blick glitt kurz zu Gabriel. Diese Nachricht betraf auch ihn und Mika schien das zu spüren. Auch wenn der Finne ganz sicher nicht wusste, dass Sam, Frank und er ein Trio der besonderen Art waren.
„Das ist gut“, entfuhr es Gabriel. Erleichtert atmete er durch. „Sam ist zäh, und wenn ich mir Franks Hosenbein ansehe, hat er sich auch übergeben. Vielleicht hat er einen Teil von dem Zeug ausgespuckt?“
Mika schüttelte den Kopf. „Ich glaube kaum, dass er es oral verabreicht bekommen hat. Aber das ist kein zusätzlicher Grund zur Sorge.“
Gabriel sah, dass Mika seinem Stern bereits einen Tropf mit irgendeiner Substanz angelegt hatte. Vielleicht ein Gegenmittel? Es machte keinen Sinn, danach zu fragen, er wusste, dass der Arzt alles Erdenkliche tun würde, um Sam zu helfen.
Sie kamen am Krankenhaus an, mussten sich auf Mikas Anweisung hin von Sam trennen und Gabriel hatte Mühe, den tobenden Frank festzuhalten, als die Tür der Notaufnahme hinter Sams Trage zufiel.
Irgendwann schaffte er es, seinen Liebling zu beruhigen, und ging mit ihm in ein anderes Behandlungszimmer, in das sie, kurz nachdem Sam verschwunden war, gerufen wurden.
„Ich bin Doktor Schüller. Und Sie sind?“, fragte eine energisch aussehende Frau um die vierzig, als sie den Raum betrat, in dem Gabriel mit Frank in seinen Armen dasaß. Sie maß Gabriel mit einem fragenden Blick.
„Frank Meißner und Gabriel Luccadatis.“
Sie hob die linke Augenbraue erstaunt und ihre Lippen formten ein O.
„Sie müssen trotzdem draußen warten, während ich Herrn Meißner untersuche“, sagte sie rigoros.
„Nein! Gabriel bleibt. Bitte, du musst bleiben!“, flehte Frank und seine Finger krallten sich in Gabriels Unterarm. Er nickte.
„Ist in Ordnung.“
Doktor Schüller schnaubte missbilligend. „Das entscheide allein ich, nur zu Ihrer Information“, teilte sie ihnen mit und Gabriel setzte zu einer scharfen Erwiderung an.
„Sie werden hier überhaupt niemanden untersuchen, wenn er nicht bleibt!“, kam Frank ihm so energisch zuvor, dass er ihn erstaunt ansah.
„Na gut, dann erzählen Sie mir mal, was passiert ist. Hier steht etwas von einem bislang unbehandelten Psychotrauma.“ Sie wedelte mit einem Einlieferungspapier herum, das sie von Mika oder dessen Helfern bekommen zu haben schien.
„Ich bin okay. Ich will nur zu Sam. Mit Gabriel. Ich werde keine Medikamente nehmen.“
„Er hat ein Problem mit Sedativa“, fügte Gabriel erklärend hinzu und wieder musterte die Ärztin sie lange schweigend.
„Und weshalb sind Sie dann hier? Soll ich ihnen ein beruhigendes Liedchen trällern?“ Sie sah echt genervt aus, doch dann straffte sie sich und kam näher. „Okay, hören Sie. Es gibt Mittel, die ihre Kontrolle nicht spürbar beeinflussen und Herr Luccadatis ist ja bei Ihnen. Es wäre wirklich besser, wenn Sie mir erlauben würden, Ihnen gegen den ersten schweren Stress ein solches Mittel zu geben.“
„Haben Sie etwas wirklich Leichtes?“, fragte Gabriel, der einerseits Frank helfen und ihn beruhigen, andererseits aber auf gar keinen Fall ein Gefühl der Hilflosigkeit in ihm wecken wollte.
Nach einigen weiteren Diskussionen stimmte Frank zu und erlaubte ihr, ihm ein Mittel in geringer Dosis zu geben. Gabriel atmete erleichtert auf und versprach ihm, ihn keine Sekunde aus den Augen zu lassen, wofür Frank, dessen Zittern endlich etwas nachließ, beinahe in ihn hineinkroch.
Doktor Schüller erwies sich im Nachgang als erstaunlich freundlich und verriet ihnen nach einer kurzen Rücksprache mit Mika, dass sie Sam in Kürze sehen konnten.
Zweifelhafte Zukunft
Frank seufzte leise. Stunde um Stunde saßen sie nun schon hier an Sams Bett. Hielten seine noch immer so unnatürlich kalte Hand, waren ihm nah und doch so weit weg von ihm. Draußen war es längst dunkel, in den großen Fenstern spiegelten sich alle Umrisse innerhalb des Raumes. Gabriel, Sam und das Krankenbett, er selbst ...
Sam musste doch irgendwann endlich aufwachen!
Als er es dann tat, mit einem tiefen Stöhnen und flatternden Augenlidern, erschrak Frank regelrecht. Der kleine Aufschrei war ihm jedoch nicht peinlich. Lag sicher an dem Zeug, das sie ihm gespritzt hatten. Gabriel spannte sich an, beugte sich etwas vor und verstärkte den Griff um seine und Sams Hand.
„Sammy!“, flüsterten sie zeitgleich und starrten mit aneinandergelegten Wangen zum Bett.
Die hellblauen Iriden waren trüb, viel zu dunkel, riesige Pupillen versuchten, ihn und
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