Zweifel in Worten
zögerte, auch nachdem Gabriel seine Arme sinken ließ. Es dauerte, kostete Sam jedes bisschen Geduld, bis er sich endlich bewegte und er Franks angenehmen Duft in sich einsaugen konnte. Sam hob seine Arme, schloss sie um Frank und drückte ihn fest an seine Brust. Er schob seine Nase in Franks Haar und schloss die Augen mit einem tiefen Durchatmen. „Ich liebe dich“, flüsterte er an Franks Hals.
„Ich dich auch!“, wimmerte Frank. „Es tut mir so leid!“
Die gehaspelten Worte trafen Sam ins Mark. Er streichelte durch Franks Haar. „ Scht , hat er dir weh getan, Liebling?“
Er schüttelte andeutungsweise den Kopf. „Nein, dir!“, quietschte Frank. Seine Stimme hatte jegliche Festigkeit verloren.
„Er hat mich nur betäubt, ich werde wieder ganz in Ordnung kommen. Versprochen!“ Sam hatte seine Stimmbänder mit jedem Wort besser im Griff. Er wollte Frank trösten, ihm zeigen, dass alles in Ordnung kommen würde. Aber würde es das wirklich?
„Was ... ist mit ihm?“, fragte er und sah über Franks Schulter zu Gabriel. Der schüttelte den Kopf und Sam verstand. Tot also. Und Gabriel wollte in Gegenwart von Frank nicht darüber sprechen. Einmal mehr dankte Sam der Liebe zwischen ihm und Gabriel, die dieses wortlose Verständnis erst ermöglichte.
Frank weinte noch immer, Sam fühlte, wie die Tränen an seiner Schulter hinabliefen. Und mit jeder von ihnen stieg die Hilflosigkeit weiter in Sams Herz. Er wollte irgendetwas sagen, seine Seele sprechen lassen, zur Not ohne Worte, Hauptsache sein Bussard, der im Moment eher einem aus dem Nest gefallenen Küken glich, spürte, wie sehr er ihn liebte.
Sams Lippen legten sich an Franks Hals, weich und leicht, strichen darüber bis zu seinem Ohr und hauchten einen Kuss darauf. Frank schauderte, aber dieses Mal nicht vor Angst oder Trauer.
Er wandte langsam, so unendlich langsam den Kopf, neigte sein Kinn und fand Sams Lippen zu einem zaghaften, leichten Kuss, in den Sam am liebsten eingetaucht und für immer versunken wäre. Franks Wärme, seine eigene Hilflosigkeit, die tiefe Zuneigung und das Vertrauen, all diese Dinge überwältigten ihn innerhalb eines Wimpernschlags.
Er blickte in Franks Augen, die nichts von der melancholischen Tiefe verloren hatten, und versuchte zu lächeln.
~*~
Gabriel beobachtete seine Liebsten und versuchte, in sich etwas Ähnliches wie Eifersucht oder Neid zu finden. Nichts. Ungewöhnlich, aber es gefiel ihm. Das stumme Verstehen, das Sam ihm eben demonstriert hatte, entschädigte für alles, was er gerade nicht mit den beiden teilen konnte.
Zufrieden bemerkte er, dass Frank sich in Sams Armen ein wenig beruhigte, wenngleich sein Zittern noch immer nicht vollständig verschwand. Das beruhigende Mittel hatte wirklich nur das Nötigste getan. Gut so.
Er wollte einfach nicht, dass Frank sich ausgeliefert oder hilflos fühlte, und doch wusste Gabriel, dass er dringend Ruhe brauchte. Vorzugsweise nicht hier im Krankenhaus, wenn auch sicherlich am besten mit Sam und ihm.
Sam und Frank blieben lange in dieser Position, doch irgendwann fielen die hellblauen Augen einfach zu und Frank zog sich zurück. Er ordnete Sams Hände auf der Bettdecke, als sie von ihm herabglitten , und wandte sich zu Gabriel um.
Die dunkelgrünen Augen schimmerten noch immer. Er konnte nicht anders und zog den Jüngeren einfach wortlos an sich, auf seinen Schoß. „Möchtest du hier bleiben oder wollen wir später wiederkommen?“
Frank lehnte sich an ihn, schlang seine Arme um Gabriels Hals und nickte. „Ich würde gern hier bleiben, aber ich bin so müde.“
„Dann sollten wir ins Hotel fahren und morgen früh gleich wieder herkommen, was denkst du?“
„Klingt vernünftig“, erwiderte Frank, und küsste ihn auf die Wange. Seine Finger strichen über die andere und das kratzende Geräusch reizte Gabriel zu einem kleinen Lachen.
„Ich rasiere mich erst morgen, du brauchst gar nicht so zu gucken.“
Tatsächlich schaffte Frank ein kleines Lächeln ob seiner Worte und er drückte ihn erneut an sich. „Dann komm.“
Er erhob sich und schob Frank dabei sacht von seinem Schoß, beugte sich über Sam und küsste ihn, bevor er ihm die Haare aus der Stirn strich und „Ich liebe dich“ murmelte.
Frank tat es ihm gleich, dann wandten sie sich Hand in Hand zum Gehen.
Colin und Vito hatten beim Portier der Privatklinik den Schlüssel zu Sams Wagen hinterlassen, ebenso eine Notiz, dass sie Zimmer in einem Hotel reserviert hatten – für sich
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