Zweifel in Worten
Frank warf einen schnellen Blick auf Gabriel, „ich dich dabei festhalten möchte.“
„Hm, okay. Bin in zwanzig Minuten da.“ Sam legte auf.
Was erwartete Frank jetzt? Sollte Gabriel gehen? Er wandte sich schon zur Tür, weil er sich fehl am Platz vorkam.
„Warte!“
Er stockte. „Worauf?“
Frank trat dicht zu ihm, seine Hand glitt an Gabriels Wange. „Dieses ganze Theater ist meine Schuld, deshalb muss ich es jetzt auch wieder gutmachen, denkst du nicht?“
Gabriel schüttelte den Kopf, aber er schwieg. Diese zarte Berührung wollte er genießen, sie würde so oder so viel zu kurz anhalten.
„Hey, heute Mittag hast du mir doch auch vertraut, wieso kannst du es jetzt nicht?“
Weil das, was ich mir wünschen würde, ganz sicher niemals eintreten wird, vielleicht? Gabriel sagte es nicht. Stattdessen blickte er einfach nur in Franks Augen und seufzte. Seine Hand legte sich an Franks, hielt sie fest.
„Ich vertraue dir doch.“
Frank lächelte. „Das ist gut. Gabriel, sag mir, denkst du wirklich, dass man sich in zwei Menschen verlieben kann, ohne dass einer davon das Nachsehen hat?“
Was sollte er jetzt antworten? Gabriel drehte den Kopf und ließ Franks Handfläche an seine Lippen gleiten. Er küsste sie und lächelte kurz. „Ich denke, dass so etwas unmöglich ist, aber wenn du fragst, was ich fühle, muss ich das Gegenteil behaupten.“
„Du liebst Sam und hast dich in mich verliebt?“
Er nickte, fühlte sich unsicher und wusste, dass er sich gerade enorm angreifbar gemacht hatte. Er hatte sich Frank ausgeliefert mit seiner Aussage. Aber es stimmte. Er hatte sich in den so gefährlichen und dabei so scheuen Frank verliebt. Das ausgerechnet ihm gegenüber zu verschweigen, nachdem sie so zärtlich und liebevoll miteinander geschlafen hatten, erschien ihm falsch. Dennoch fürchtete er Franks Reaktion und schloss die Augen.
Frank zog ihre Hände herab und trat noch näher, Gabriel spürte den schlanken Körper an seinem, dann den Atem an seinem Hals, die Hand in seinem Nacken, die ihn etwas herabzog.
Eine Sekunde später riss er die Augen auf, weil er Franks Lippen an seinen registrierte. Er traute sich nicht sofort, den Kuss zu erwidern, wartete einfach ab. Nicht einmal seinen freien Arm konnte er um Franks Leib schlingen, er war einfach nicht dazu fähig, sich zu bewegen. Wollte nur die sanfte Berührung an seinen Lippen wahrnehmen.
Franks Kuss wurde intensiver, ohne fordernd zu werden, und Gabriel konnte nicht länger still stehenbleiben. Er löste seine Hand von Franks, umschlang ihn und erwiderte den Kuss, öffnete seine Lippen und seufzte lautlos, als ihre Zungenspitzen sich berührten.
Das Klingeln an der Tür ließ sie beide erschrocken zusammenzucken und sich voneinander lösen. Frank schluckte sichtbar. Seine Hände legten sich auf Gabriels Brust. „Bitte setz dich auf die Terrasse, ja? Ich möchte nicht, dass er gleich wieder wegrennt, weil er sich verraten fühlt.“
Gabriel nickte und ließ sich auf einem der Stühle nieder.
~*~
Sam spürte, dass irgendetwas an seinen Beinen zerrte, das eine vor, die Treppen zu Frank hinauf, das andere zurück, wieder möglichst weit weg von allem.
Aber er gab diesem Fluchtreflex nicht nach. Zu schön war doch die Aussicht, in Ruhe mit Frank reden zu können, besonders, weil dieser angekündigt hatte, ihn dabei umarmen zu wollen ...
Er erreichte die Wohnungstür und blickte Frank unsicher an.
„Du musst mich für einen verlogenen Spinner halten, nachdem, was heute alles passiert ist“, murmelte er und sah an Frank vorbei zum Flurboden.
„Nein, das tue ich nicht.“
Sam spürte die Hände an seinen Schultern und fühlte sich in den Wohnungsflur gezogen. Die Tür fiel mit einem dumpfen Laut zu und Franks Hände blieben, wo sie waren.
Er hob den Blick endlich und presste die Lippen aufeinander. Ob seine Augen so verheult aussahen, wie sie waren?
„Es tut mir leid, Sam. Ich hätte dir gern gesagt, was passiert ist, aber das war nicht meine Aufgabe. Trotzdem, nicht du warst verlogen! Du warst sogar sehr lieb, weißt du? Ich hab’s versaut. Ich hätte mich beherrschen sollen.“
Sam runzelte die Stirn, als Franks Finger über seine Augenwinkel und seine Wangen strichen.
„Es tut mir leid.“
„Das braucht es nicht“, Sam seufzte kellertief, „Ich weiß immerhin, wie es ist, mit ihm zu schlafen ...“
Frank zuckte zusammen. „Aber du müsstest sauer auf mich sein, weil ich deinen Mann einfach so flachgelegt habe!“
Sam
Weitere Kostenlose Bücher