Zweimal Hölle und zurück (German Edition)
war. Er fürchtete, unpassenderweise in Lachen auszubrechen, obwohl der Kessel jeden Moment explodieren konnte.
»Wieso kannst du nicht begreifen, wie verdreht und dämlich das ist, Laura? Der einzige Grund, warum ich überhaupt zur Hölle gefahren bin, war der, dass deine böse, böse, böse Mom mir versprochen hat, ich würde danach das Buch der Toten lesen können, ohne eine neuntägige Migräne zu bekommen oder böse zu werden. Warum also klaust du es ausgerechnet in dem Moment, in dem ich es endlich lesen kann?«
»Ich dachte, Betsy, du hättest mich in die Hölle begleitet, um mir zu helfen, mit meinen Kräften besser umzugehen«, entgegnete Laura traurig.
Oh. Boah. Das brachte mich augenblicklich zum Schweigen. Ich kam mir wie ein wertloses Stück Scheiße vor. Sie klang so … geknickt. Ich sagte mir wieder, dass sie doch noch ein halbes Kind war. Durfte sie überhaupt schon Alkohol trinken? Ein einsames Kind, das den Teufel zur Mutter hatte, über Kräfte verfügte, die es nicht kontrollieren konnte, und für ein Schicksal ausersehen war, das es nicht wollte.
»Also, ja. Das auch. Versteh mich nicht falsch, ich hab unsere verrückten Abenteuer genossen.« Eine Riesenlüge. »War doch saukomisch, als deine Mom gesagt hat, die beste Art, mit deinen Kräften in Kontakt zu kommen, sei, mich zusammenzuschlagen.« Eine noch dickere Lüge. »Aber du vergisst da etwas, Laura. Bevor wir uns auf die Reise begeben haben, hast du mich angerufen, weißt du noch? Du bist nackt in dem Löffel aufgewacht und hast mich zu Hilfe gerufen.«
»Moment maaal!«, kreischte die Marc-Kreatur in der Küche. »Wovon redet ihr da? Welcher Löööööffel?«
»Und schließlich hab ich mit deiner Mom gesprochen und den Handel perfekt gemacht. So hat das alles begonnen, stimmt’s?« Ich wurde sanfter. »Tja, und jetzt sind wir zurück und haben noch mehr zu tun … du weißt schon, die Welt retten und Marc retten …«
Marc lächelte erfreut. »Danke schön.«
Aber aus der Küche dröhnte es: »Das funktioniert nicht! Ihr werdet ihn nicht retten! Wir sind verda-hammt! In jedem Zeitstrom. Also töten Sie uns beide, Spock!« Verrückte Vampire, die Star Trek zitierten! Jetzt wusste ich, was damit gemeint war, dass alles den Bach runtergeht.
»Das Isolierband hält richtig gut«, flüsterte Jessica D/Nickie zu. »Warum haben wir ihn bloß nicht damit geknebelt?«
Er zuckte mit den Schultern, ohne mich aus den Augen zu lassen. »Hinterher weiß man es immer besser.« Nicht zum ersten Mal fiel mir auf, dass Nick sich fast vollständig vor Jessica gestellt hatte. Als beschützte er sie. Es sah so natürlich und geübt aus, dass Jess es nicht einmal merkte. In dieser Realität waren die beiden ein Liebespaar, er mochte mich und nahm den Unfug des House o’ Vamps hin, ohne jedoch die Gefahr zu vergessen, in der wir schwebten. Ich mochte ihn sehr dafür.
»Betsy? Was wolltest du sagen?«
Ich blinzelte verwirrt und schaute Laura an, die mich immer noch abwartend ansah.
Sinclair beugte sich zu mir und murmelte: »Du hast gesagt, dass ihr einander gebraucht und einander geholfen habt, nun aber neue Aufgaben bewältigen müsstet.«
»Ja, das war’s. Zum Beispiel die Aufgabe, dass wir beide nicht zu Monstern werden. Also gib mir bitte mein Buch der Toten wieder, damit wir unsere Aufgabe erfüllen können, woraus auch immer sie bestehen mag.«
Moment mal! Hatte ich mich gerade wirklich so ausgedrückt?
»Es ist nicht dein Buch der Toten «, betonte Laura.
»Es folgt mir überallhin wie ein blöder, hässlicher, stinkender Köter«, widersprach ich gereizt. »Wessen Buch sollte es denn sonst sein?«
»Du brauchst es nicht und solltest es nicht benutzen. Ich nehme es mit in die Hölle und lasse dich dann wissen, was immer du wissen musst.«
»Wie? Bloß, weil du der Antichrist bist, bist du gegen den Wahnsinn dieses Teufelsteils immun? Oder will deine Teufelsmama es für dich übersetzen?«
»Wie meine Königin ganz richtig gesagt hat, liegt die Entscheidung, was mit dem Buch anzufangen ist, nicht bei dir«, sagte Sinclair zu Laura. Man konnte förmlich die Eiszapfen in seiner Stimme hören. »Sie wünscht ihr Eigentum zurück. Und ich wünsche, dass du dem Wunsch meiner Königin entsprichst.«
»Warum nicht?«
»Warum nicht was ?« Fast hätte ich vor Wut gebrüllt. Wie lange dauerte dieser bescheuerte Streit jetzt schon? Acht Monate? Verflixt.
»Warum liegt die Entscheidung nicht bei mir?«, fragte Laura. »Ich bin mächtiger
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