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Zwergenbann: Roman

Zwergenbann: Roman

Titel: Zwergenbann: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Rehfeld
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solcher Sorgfalt bearbeitet waren, dass sie nicht die geringste Unebenheit aufwiesen und wie mit einer dünnen Glasschicht überzogen wirkten. Das Licht ihrer Lampen brachte sie zum Glitzern. Ein
weiterer, gleichartiger Stollen kreuzte den Gang, doch sie gingen in der bisherigen Richtung weiter und erreichten bald darauf eine weitere riesige Halle. Wie Bäume ragten die Stützpfeiler hier in die Höhe, mit einem glatten Stamm und einer sich stark verästelnden steinernen Krone, bis hin zu geradezu filigranen Ästchen, die die Decke stützten.
    Diese war ebenso wie schon die Decke des Stollens wieder mit Glühmoos bedeckt, das hier besonders üppig zu wuchern schien, weshalb Barlok die Laternen löschen ließ.
    In Elan-Dhor wäre allein diese Halle bereits als Kunstwerk bewundert und entsprechend gepflegt worden. Hier in Zarkhadul hatte sie lediglich als Schmiede gedient.
    Barlok sah gewaltige Ambosse, Essen und Schmiedeöfen. An Ketten hingen gigantische Kessel von der Decke herab, groß genug, dass ein Dutzend Zwerge darin Platz gefunden hätte. Er versuchte sich vorzustellen, wie es gewesen sein mochte, als sie voll mit flüssigem, glühendem Eisen gewesen waren, wie Arbeiter an den Ketten zogen, um sie in Schräglage zu bringen und auszugießen …
    Selbst die Hitze der riesigen Öfen schien den Schmieden, die hier gearbeitet hatten, nicht ausgereicht zu haben. Fassungslos starrte er auf eine mehrere Meter breite Kaskade aus glühender Lava, die aus einer Wand hervorbrach. Am Boden der Höhle sammelte sich die Lava in einem kleinen Teich und floss von dort aus in einer gut zwei Meter breiten Rinne wie ein rötlich gefärbter Bach durch einen Teil der Höhle, um schließlich durch ein Loch im Boden in der Tiefe zu verschwinden, wo sie sich vermutlich in den Lavasee ergoss, den sie von der anderen Höhle aus gesehen hatten.
    Offenbar gab es unter dem Kalathun noch vulkanische Aktivitäten, die sich die hier arbeitenden Zwergenschmiede zunutze gemacht hatten. Hinter der Wand, aus der der glühende Lavafall quoll, musste sich ein vulkanischer Schacht befinden, in dem unterirdischer Druck die Lava hochsteigen ließ.

    »Unglaublich«, stieß einer der Krieger hervor. »Ob sie wirklich die Lava als Schmiedefeuer benutzt haben?«
    Barlok ersparte sich eine Antwort. Umsonst hatten die Arbeiter, die hier einst tätig gewesen waren, die Lava bestimmt nicht durch die Höhle geleitet. Sie verbreitete eine so starke Hitze, dass sie sich ihr nur auf mehrere Meter nähern konnten und den Fluss in einem großen Bogen umgingen. Wenn außerdem noch die normalen Schmiedeöfen befeuert wurden, musste die Temperatur in der Halle unerträglich sein. Er fragte sich, wie hier überhaupt jemand hatte arbeiten können.
    Weiter führte ihre Wanderung sie durch ein wahres Labyrinth von Stollen, Höhlen und kleinen Grotten. Alle waren auf ihre ganz eigene Art verziert, keine glich der anderen. Manche Wände waren mit riesigen Mosaiken bedeckt. In einige waren sogar echte Edelsteine eingearbeitet, Rubine, Smaragde, Saphire und mehr, manche groß wie ein Auge, sodass sie für sich genommen schon einen ungeheuren Wert darstellten.
    Wenn er im Gegenzug bedachte, welchen wirtschaftlichen Niedergang das einst ebenfalls reiche Elan-Dhor in den vergangenen Jahrhunderten erlebt hatte …
    Schon vor der Evakuierung war selbst der Reichtum der großen Häuser fast vollständig geschwunden. Der Großteil des Goldes, das sich nach Burians Misswirtschaft noch in der königlichen Kasse befunden hatte, war von Tharlia für Zuchtvieh und Saatgut ausgegeben worden, das ihr Volk brauchte, um an der Oberfläche zu überleben. Wenn sie bei den Menschen zusätzliche Nahrungsmittel einkaufte, war sie gezwungen, um jeden Heller zu feilschen, während hier, nur wenige Tagesmärsche entfernt, Gold und kostbare Edelsteine wie wertlose Kristalle benutzt wurden, um die Wände zu verzieren.
    Barlok fragte sich, wie es wohl auf der von den besonders mächtigen Familien bewohnten zweiten Ebene oder gar der dritten Ebene aussehen mochte, wo sich der Palast und die anderen öffentlichen Bauten befanden, wenn selbst hier, wo die überwiegend
schmutzige Arbeit verrichtet worden war, schon so ein Prunk herrschte.
    Instinktiv legte er die Hand auf den Griff seines Dolches, war nahe daran, wenigstens einige der Steine aus den Wänden zu brechen, um sie Tharlia nach seiner Rückkehr zu überreichen. Schon eine Handvoll würde genügen, ihr gesamtes Volk mindestens einen weiteren

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