Zwergenbann: Roman
Zarkhaduls durch das Zwergenvolk, von denen er in den vergangenen Stunden zu träumen begonnen hatte. Alles hatte so wundervoll ausgesehen. Sie hatten einen Weg ins Innere des Kalathun und bis in die Mine gefunden, die Zerstörungen hielten sich selbst nach der langen Zeit noch in Grenzen und würden schnell auszubessern sein, und vor allem: Die Mine hatte völlig leer und unbewohnt gewirkt, schien nur darauf zu warten, dass Zwerge hierher zurückkehrten, um sie erneut in Besitz zu nehmen.
Nun jedoch stellte sich dies als voreiliger Trugschluss heraus. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn nach all den Schicksalsschlägen, die sein Volk in den vergangenen Monaten erlitten hatte, auch nur einmal etwas ohne Probleme gelingen würde, das für ihr aller Überleben so ungeheuer wichtig war. Die Götter mussten sie wirklich hassen.
Tausend Vermutungen schossen Barlok durch den Kopf. Er hatte nur die Bewegung gesehen, nicht aber den, der sie verursacht hatte. Den anderen Kriegern, die etwas wahrgenommen hatten, ging es ebenso, wie er sich vergewissert hatte. Sie alle hatten nur bemerkt, wie eine Gestalt blitzartig in den Torbogen zurückgewichen war, aber keiner vermochte zu sagen, um was für ein Wesen es sich gehandelt hatte.
Steinerne Büsten standen in Nischen in den Wänden, und beiderseits
des Torbogens erhoben sich Statuen stilisierter, dreifach lebensgroßer Zwergenkrieger. Für einen Moment überlegte er, ob er sich getäuscht haben könnte, ob nur das Spiel von Licht und Schatten den Statuen die Illusion von Bewegung verliehen haben könnte, aber das war bloßes Wunschdenken.
Jemand - oder etwas - hatte hinter den Statuen verborgen gelauert und sich blitzschnell in den Stollen zurückgezogen, das war es, was er und einige der anderen Krieger wahrgenommen hatten. Alles andere hieße, die Augen vor der Realität zu verschließen, mochte sie ihm auch noch so wenig gefallen.
»Goblins oder Gnome, fürchte ich«, sagte er leise.
Damit erfüllte sich seine schlimmste Befürchtung. Gnome und Goblins gehörten zu den ältesten Bewohnern der Tiefenwelt, älter noch als die Zwerge. Zwar hatten sie es nie zu einer so hohen Entwicklungsblüte gebracht, aber sie waren ausgesprochen aggressiv und im Kampf gefährliche Gegner, da sie meistens aus dem Hinterhalt angriffen und Fernwaffen wie Pfeil und Bogen benutzten. In der Schlacht am Tiefenmeer waren die Goblins dem Zwergenheer zu Hilfe geeilt, aber nur, weil sie ebenfalls von den Dunkelelben bedroht wurden. An Barloks grundsätzlicher Einstellung ihnen gegenüber hatte sich dadurch nicht viel geändert, und wenn es irgendwann gelingen sollte, die Dunkelelben zu besiegen, würde die alte Feindschaft vermutlich rasch wieder aufflammen.
Gnome und Goblins waren an vielen Stellen in der Tiefenwelt zu finden, nicht nur unter dem Schattengebirge, und aus Selons Aufzeichnungen ging hervor, dass man auch in Zarkhadul früher des Öfteren Ärger mit ihnen gehabt hatte, bis hin zu bewaffneten Auseinandersetzungen. Insofern hatte sich Barlok trotz seiner Freude darüber insgeheim sogar bereits gewundert, dass sie sich nicht in ihrer üblichen Art wie die Aasfresser auf die Hinterlassenschaften der Zwerge gestürzt und die Mine in Besitz genommen hatten. Zumindest traf das auf die Goblins zu. Ähnlich wie das Zwergenvolk errichteten sie eigene Städte unter der
Erde, meist gut versteckt, während die Gnome, von denen sie abstammten, Nomaden waren, die es nie lange an einem Ort aushielten, sondern ruhelos umherzogen.
Vielleicht hatten sie es nur mit einem kleinen Gnomentrupp zu tun, der es gar nicht wagte, einen Trupp Zwergenkrieger anzugreifen. Wahrscheinlich aber war, dass es sich um Goblins handelte, die sich hier in den unteren Ebenen niedergelassen hatten. Bei der Größe Zarkhaduls konnten tausende, sogar zehntausende von ihnen hier leben, ohne auf Anhieb entdeckt zu werden.
»Wir gehen weiter wie bisher. Lasst euch nichts anmerken, aber seid besonders wachsam!«, befahl Barlok mit gedämpfter Stimme.
»Sollten wir nicht besser umkehren, bevor wir direkt in eine Falle laufen?«, wandte einer der Krieger ein. »Ich meine, wenn es hier Gnome oder gar Goblins gibt, können sie uns jeden Moment angreifen, und wir kennen uns hier nicht aus.«
»Das werden sie ganz bestimmt spätestens in dem Moment tun, in dem sie erkennen, dass wir sie entdeckt haben. Und wir könnten es ihnen gar nicht deutlicher zeigen, als wenn wir jetzt umkehren. Also gehen wir besser weiter, bis wir
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