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Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01

Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01

Titel: Zwergenkinder, Band 01 - Bekker, A: Zwergenkinder, Band 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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ebenfalls von einem Stockwerk der Stadt zum anderen gelangen konnte.
    Tomli ging es nicht schnell genug, also konzentrierte er seine Gedanken und raste anschließend förmlich in die Höhe. Dummerweise stieß er dabei mit einem Wesen zusammen, das den Körper eines Menschen und den Kopf eines vierhörnigen Stiers hatte und gerade in entgegengesetzter Richtung unterwegs war.
    Der Vierhörnige schimpfte in einer Sprache, von der Tomli sicher war, sie noch nie gehört zu haben, obwohl in Ara-Duun Angehörige der verschiedensten Völker beheimatet waren. Ein Geschöpf wie dieses hatte er auch noch nie gesehen, aber das interessierte ihn im Moment nicht weiter. Er rief eine Entschuldigung und hörte noch das wütende Brüllen des Wesens, das offenbar einen weiteren Zusammenstoß erlitten hatte, während Tomli endlich den Ausgang zum Gewölbe der Gaukler erreichte.
    Ganz am Ende lag Meister Saraduls Wohnhöhle. Tomli öffnete die Tür, wozu er eine bestimmte Zauberformel sprechen musste, denn natürlich verließ sich Saradul nicht auf einen einfachen Schlüssel, der sich leicht fälschen ließ.
    Tomli trat in die Wohnung. Die Fenster waren aus buntem Glas, und es gab einen Balkon, von dem aus man weit über die umliegende Wüste blicken konnte. Bei den meisten Zwergen waren diese Wohnhöhlen in der Oberstadt wenig beliebt und galten keineswegs als vornehme Adressen. Echtes Zwergentum, so war die Ansicht der meisten, konnte man nur unterhalb der Erdoberfläche verwirklichen. Nur dort, so glaubten noch immer viele, konnte ein Zwerg so leben, wie es eines Zwerges würdig war.
    Der Palast von König Brondamil III . zum Beispiel lag tiefer unter der Oberfläche, als die höchste Spitze von Ara-Duun aus dem Wüstensand ragte. Daher waren die Menschen in vielen Gewölben der Oberstadt in der Überzahl, während Zwerge die unteren Quartiere bevorzugten. Sie suchten sich ihre Wohnungen nach dem Motto: je tiefer, desto besser. Zumindest jene, die es sich leisten konnten.
    Meister Saradul gehörte zu den wenigen Zwergen, die in diesem Punkt anders dachten, so wie er es im Übrigen auch keineswegs unzwergisch fand, wenn Zwerginnen keine Bärte trugen oder wenn man hin und wieder auch Werkzeuge benutzte, die nicht von einem zwergischen Schmied gefertigt worden waren. Vor langer Zeit hatte Meister Saradul einmal auf einem Markt einen Dolch aus Elbenstahl erworben und war dafür beinahe aus der Bruderschaft der Zwergenzauberer ausgeschlossen worden.
    Tomli wusste, wo Meister Saradul sein Geld aufbewahrte. Und er kannte auch die Zauberformel, mit der sich der in die Wand eingelassene schmiedeeiserne Kasten öffnen ließ, in dem der Zaubermeister seine Schätze hatte.
    In dieser Hinsicht vertraute Saradul seinem Lehrling voll und ganz. »Würde ich den Gedanken hegen, es könnte dir einfallen, mich zu bestehlen, könntest du nicht mein Lehrling sein«, hatte Tomli die Worte des Zaubermeisters noch im Ohr. »Außerdem wäre ich dann selbst schuld daran.«
    »Wieso wärt Ihr daran schuld?«, hatte Tomli verblüfft gefragt.
    »Na, weil ich dich erzogen habe, seit ich dich zu mir nahm. Wäre aus dir ein Dieb geworden, jemand, dem Gold wichtiger ist als alles andere, dann trüge ich dafür die Verantwortung, oder nicht?«
    »Aber heißt es nicht, dass den meisten Zwergen Gold wichtiger ist als alles andere? Und heißt es nicht, dass gerade Ara-Duun überhaupt nur aus diesem Grund entstanden ist?«
    Ara-Duun war nämlich von einem Zwergenstamm gegründet worden, der sich beim Graben nach Gold so weit vom alten Zwergenreich entfernt hatte, dass er schließlich verschüttet worden war und sich allein durch die Tiefen der Erde hatte graben müssen.
    »Nicht alle unsere Traditionen sollten beibehalten werden«, hatte Meister Saradul entgegnet. »Aber vielleicht solltest du meine Meinung in diesem Punkt nicht allzu wichtig nehmen. Manche sagen, ich hätte zu viele Bücher von fremden Völkern gelesen, unzwergische Schriften, die mit den Wüstenschiffen nach Ara-Duun gelangt sind.«
    Tomli öffnete den Tresor mit dem Zauberschloss, holte das nötige Geld heraus und verschloss den Metallkasten anschließend wieder sorgfältig, indem er die Zauberformel erneut vor sich hinmurmelte.
    Danach wollte er sich so schnell wie möglich zum Anleger der Wüstenschiffe begeben, doch als er sich umdrehte, erschrak er.
    Ein Erd-Alb stand vor ihm. Irgendwie musste er ihm gefolgt und durch die geschlossene Tür gelangt sein, ohne dass der Zauberlehrling es gemerkt

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