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Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Zweyer, Jan - Rainer Esch 03

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Querschlag West Siebte Sohle
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Stückchen Currywurst in die verbleibende Mayonnaise tunkte und es sich mit Genuss in den Mund schob.
    »Logo. Die haben übrigens alle in dieser Woche Nachtschicht.«
    Brischinsky sah auf seine Uhr. Kurz vor zwei. »Dann lass uns fahren und denen etwas auf den Zahn fühlen. Mal sehen, was dabei rauskommt.«
     
    14
    Laut fluchend umkurvte Rainer Esch mit seinem knallroten MX 5 nun schon zum dritten Mal den Häuserblock in der Mont-Cenis-Straße. Auch jetzt war in unmittelbarer Nähe der Bude kein Parkplatz frei. Und er hatte nicht vor, seine Karre mitten im absoluten Halteverbot abzustellen. Also blieb ihm nichts weiter übrig, als sein Glück in Richtung Innenstadt zu versuchen. Hier fand er dann in der Schillerstraße eine Parkmöglichkeit, musste aber etwa dreihundert Meter zu Fuß zurücklegen.
    Karin Schattler empfing ihn, wie ihm schien, ziemlich aufgeregt.
    »Ach, Herr Esch, mit Ihnen habe ich heute nicht mehr gerechnet. Ich mache auch gleich zu, die Kids kommen sicher nicht mehr.«
    »Deshalb bin ich auch nicht hier.« Esch blieb in der offenen Tür stehen.
    »Nein? Was wollen Sie dann? Ich dachte…«
    »Frau Schattler, ich glaube, Sie haben mir nicht alles erzählt, als Sie darum baten, dass ich Ihnen helfen soll. Meinen Sie nicht, dass es an der Zeit wäre, mir jetzt…«
    Seine Auftraggeberin sah ihn aus großen Augen an wie ein waidwundes Reh. »Herr Esch, ich weiß wirklich nicht…«
    »Ich meine die Drohbriefe. Sie haben doch Drohbriefe erhalten, oder?«
    Karin Schattler drehte sich wortlos um, ging in den Lagerraum, öffnete eine Schranktür und nahm einen roten Schnellhefter aus dem Schrank, den sie Rainer reichte.
     
    »Hier, lesen Sie. Ich wollte es Ihnen ja schon bei Ihrem ersten Besuch hier bei mir sagen, aber…«
    »Was hat Sie daran gehindert?«, wollte Esch wissen und schlug den Ordner auf.
    »Ich habe Angst«, flüsterte Karin Schattler mit fast heiserer Stimme. »Lesen Sie. Dann wissen Sie, warum. Sie sollten aber besser hereinkommen.«
    Der Schnellhefter enthielt etwa zwanzig Briefe. Der Text bestand aus Wörtern, die aus einzelnen Buchstaben aus Zeitungsüberschriften zusammengesetzt waren. Die Texte waren knapp und eindeutig:
    GIB DEN KIOSK AUF! SOFORT! SONST PASSIERT WAS!
    KEINE POLIZEI!
    REICHT EUCH DAS IMMER NOCH NICHT? WIR KÖNNEN
    AUCH ANDERS!
    EURE STURHEIT WERDET IHR NOCH BEREUEN!
    DAS WAR ERST DER ANFANG! KEINE POLIZEI!
    HAUT AB, WENN EUCH EUER LEBEN LIEB IST! WIR
    WERDEN EUCH VERBRENNEN, WENN IHR NICHT BALD
    VERSCHWINDET. DAS IST UNSERE LETZTE WARNUNG!
    In diesem Stil ging es weiter.
    »Wann hat das angefangen?«, fragte Rainer.
    »Vor etwa drei Monaten. Heinz und ich haben es zunächst für einen bösen Scherz gehalten, aber als dann die Kids anfingen, mich zu erpressen…«
    »Haben die jemals eine Bemerkung gemacht, die in diese Richtung deutet?« Esch zeigte auf den Schnellhefter.
    »Nein, nie.«
    »Können Sie sich vorstellen, was der oder die Briefeschreiber damit bezwecken? Warum wollen die Sie hier weghaben?«
    »Ich habe keine Ahnung, wirklich nicht.«
     
    Esch dachte nach. »Haben Sie Ärger mit Ihrem Vermieter?
    Oder gibt es Konkurrenten, denen Sie im Wege sein könnten?«
    »Wissen Sie, diese Fragen haben mein Mann und ich uns immer wieder gestellt. Nein, mit dem Vermieter hat es noch nie Ärger gegeben, das ist ein fast 80-jähriger Mann, dem der Kiosk früher selbst gehört hat. Wir haben die Verkaufsstelle vor fünf Jahren von ihm übernommen, warum sollte der dann heute…? Und Konkurrenz? Sehen Sie sich doch um. Wir sind hier weit und breit die einzige Bude. Die nächste ist unten an der Hermann-Löns-Straße. Nein, das ist es nicht. Wir haben uns den Kopf zermartert, aber…« Karin Schattler fing leise an zu weinen und Rainer war versucht, sie in den Arm zu nehmen und zu trösten, ließ es dann aber doch.
    »Frau Schattler, glauben Sie, dass Ihr Mann… ich meine…
    dass sein Tod in irgendeinem Zusammenhang steht mit…«
    »Lesen Sie den letzten Brief.«
    Esch blätterte weiter und las:
    DU UND DEIN MANN IHR HABT NICHT AUF UNS
    GEHÖRT. WIR HABEN EUCH GEWARNT. WENN DU
    NICHT BALD VERSCHWINDEST WIRD ES DIR EBENSO
    ERGEHEN. UND LASS DIE POLIZEI AUS DEM SPIEL.
    »Wann ist der gekommen?«, wollte Rainer wissen.
    »Gestern.«
    »Und haben Sie der Polizei…«
    »…die Briefe gezeigt? Nein. Außerdem wusste der Kommissar schon davon. Heinz hat wohl einen im Auto liegen lassen.«
    »Warum haben Sie nicht eher mit der Polizei gesprochen?«
    Karin Schattler

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