Zweyer, Jan - Rainer Esch 03
nichts und da ist nichts zwischen mir und Karin Schattler.«
»Sagen sie alle.«
»Rainer, du kennst mich doch…«
»Eben. Ich denke an Stefanie.«
»Oh nein, nicht schon wieder die Klamotte. Stefanie hat dir den Laufpass nicht wegen mir gegeben, das weißt du genau.«
»Leider. Aber was war jetzt mit Karin Schattler und dir?«
»Nichts war. Aber ihr Mann hat geglaubt, dass zwischen uns was war.«
»Kann ich mir vorstellen. So abwegig ist der Gedanke ja nicht.«
»Doch, ist er. Aber der Kerl ist, nein, war wahnsinnig eifersüchtig. Hat mich angebrüllt, ich solle die Finger von seiner Frau lassen, ansonsten würde ich es noch bereuen.«
»Und? Hast du?«
»Es bereut?«
»Quatsch. Die Finger von seiner Frau gelassen.«
»Also jetzt reicht es langsam. Ich habe nie…«
»Ist gut, ist gut. Ich hab’s ja zur Kenntnis genommen.«
Rainer grinste sein breitestes Grinsen. »Allein, mir fehlt der Glaube…«
»Und so was nennt sich Freund«, schimpfte Cengiz.
»Schattler hat mir auf dem Firmenparkplatz ‘ne regelrechte Szene gemacht. Der wollte mir fast an die Wäsche. Wenn ihn nicht ein paar Kollegen zurückgehalten hätten…«
»Dann waren bei eurem Streit noch andere dabei?«
»Ja, sicher. Es war doch Feierabend. Wir waren auf dem Weg zu unseren Fahrzeugen.«
»Und wann war das?«
»Vor etwa zwei Wochen.«
»Na, großartig.«
»Was ist daran großartig?«
»Sag mal, bist du so blöd oder tust du nur so? Mit meiner langjährigen und erfolgreichen Erfahrung als Privatdetektiv kann ich dir versichern, dass ermittelnde Polizeibeamte in einem Mordfall immer erst nach dem Motiv und dann nach dem Täter suchen. Und auf jeden Fall wirst du zu der engeren Auswahl zählen.«
Cengiz Kaya sah seinen Freund entgeistert an. »Du meinst…«
»Genau das meine ich.«
»Das ist doch Quatsch.« Cengiz machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich glaube fast, du meinst das wirklich…
Kein Witz?«
»Kein Witz«, versicherte Rainer.
»Scheiße.«
»Das hast du richtig erkannt.«
Cengiz Kaya schluckte heftig. Trotzdem löste sich der Kloß in seinem Hals nicht auf. »Und wenn ich nichts davon erzähle?«
»Ich weiß ja nicht, wie bei dir zu Hause in Anatolien…«
»Mein Zuhause ist hier!«, unterbrach ihn Cengiz.
»… die Polizei so vorgeht, aber hier in Deutschland ist das bestimmt keine besonders gute Idee. Die kommen mit Sicherheit sowieso darauf. Das ist nur eine Frage der Zeit.
Aber das lernst du auch noch. Bist ja erst seit ein paar Tagen Deutscher. Nein, hör einmal in deinem Leben auf einen älteren Freund, der es gut mit dir meint.«
»An wen denkst du da?«, erkundigte sich Cengiz freundlich.
»An mich natürlich.«
»Aha.«
»Sag der Polizei alles, was du weißt. Auch über den Streit.
Und vertrau mir.«
»Ich weiß nicht, ob das so ein guter Einfall ist.«
»Der Polizei alles zu sagen?«
»Nein, dir zu vertrauen.«
»Schon wieder richtig. Aber andererseits: Habe ich dich schon jemals enttäuscht?«
»Enttäuscht kann man nicht sagen.«
»Siehst du.«
»Voll in die Scheiße geritten, wäre richtiger. Erinnerst du dich noch an ›Take Off‹?«
»Jetzt lass doch die alten Geschichten ruhen, Cengiz. Das ist kalter Kaffee. Heute stehst du unter Mordverdacht.« Bevor Cengiz protestieren konnten, relativierte Rainer seine Behauptung: »Na ja, noch nicht so richtig. Kommt aber noch, warte es nur ab.«
»Und weswegen soll ich dir vertrauen?«
»Weil ich den Mörder finden werde. Nee, falsch. Weil wir den Mörder finden werden.«
»Wir?«
»Bist du auf Eiserner Kanzler oder ich? Wie soll ich denn da ermitteln, kannst du mir das erklären?«
Und da sich Cengiz Kaya der durchschlagenden Logik des letzten Argumentes nicht entziehen konnte, schüttelte er lediglich den Kopf.
»Prima«, freute sich Rainer. »Du wirst sehen, wir sind ein starkes Team.«
Das vermochte Cengiz nicht so recht glauben.
13
Brischinsky kaute auf seinem Bleistiftstummel herum und bemühte sich, auf dem Grubenriss die Stellen zu finden, von denen laut Aufstellung des Bergwerks Eiserner Kanzler der Tatort in maximal zwei Stunden zu erreichen war.
»Verdammte Scheiße, wo ist denn nun wieder ABP 3 s/w 5.
Sohle?«, fluchte er und fuhr mit dem Bleistift die einschüchternde Vielfalt der Linien auf dem Grubenriss entlang. »Hab ich Bergbau studiert oder Polizist? Mist, schon wieder vertan.« Der Hauptkommissar knallte den Bleistift auf die Zeichnung. »Baumann, wie wär’s, wenn du…?«
»Nee,
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