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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Denton Harkenfield benahm sich beispielhaft.
    Und schließlich schwieg ich auch deshalb, weil ich — falls man mir nicht glaubte, und daran bestand für mich nicht der geringste Zweifel — nichts anderes bewirkt hätte, als Onkel Denton über die Gefahr aufzuklären, die ich für ihn und seinesgleichen darstellte. Wenn ich nicht unter Halluzinationen litt, wenn er tatsächlich ein mörderischer Unhold war, durfte ich ihn auf gar keinen Fall auf mich aufmerksam machen. Ich durfte mich nicht in eine Lage bringen, in der ich seiner Mordlust völlig schutzlos ausgeliefert wäre.
    Die Hochzeit wurde gefeiert, Denton adoptierte Kerry, und Paula und Kerry waren monatelang glücklicher, als man sie je gesehen hatte. Der Troll hauste nach wie vor in Denton, aber allmählich fragte ich mich, ob dieses Wesen wirklich von Grund auf böse oder vielleicht nur anders als wir war.
    Während die Familie Harkenfield glückliche Zeiten erlebte, ereigneten sich bei ihren Nachbarn ungewöhnlich viele Tragödien und Unglücksfälle, aber es dauerte sehr lange, bis ich erkannte, daß Onkel Denton die Ursache dieser langen Pechsträhne war. Das Haus der Familie Whitborn, die anderthalb Kilometer von den Harkenfields und einen knappen Kilometer von uns entfernt lebte, brannte nieder als der Öltank explodierte; drei ihrer sechs Kinder kamen in den Flammen ums Leben. Einige Monate später starben auf der Goshawkan Lane vier der insgesamt fünf Mitglieder der Familie Jenerette an Kohlenmonoxidvergiftung, weil ihre Heizung unerklärlicherweise verstopft gewesen war und die tödlichen Gase sich mitten in der Nacht im ganzen Haus ausgebreitet hatten. Und Rebecca Norfron, die dreizehnjährige Tochter von Miles und Hannah Norfron, kehrte von einem Spaziergang mit ihrem kleinen Hund Hoppy nicht zurück; eine Woche später wurde sie in der 30 km entfernten Kreisstadt in einem leerstehenden Haus tot aufgefunden. Vor ihrer Ermordung war sie grausam gefoltert worden. Hoppy wurde nie gefunden.
    Dann traf das Unheil auch unsere Familie. Meine Großmutter stürzte in ihrem Haus die Treppe hinab, brach sich das Genick und wurde erst einen Tag später gefunden. Ich ging nach ihrem Tod leider nicht in ihr Haus; wenn ich jene Kellertreppe hinabgestiegen und an der Stelle, wo Großmutter gefunden worden war, niedergekniet wäre, hätte ich gespürt, daß Onkel Denton sie auf dem Gewissen hatte, und vielleicht hätte ich ihn auf irgendeine Weise daran hindern können, weitere Verbrechen zu begehen. Bei Großmutters Begräbnis — drei Tage nach ihrem Tod, als die dem Leichnam verbliebene psychische Energie schon beträchtlich abgenommen hatte — empfing ich trotzdem noch derart starke Signale von Gewaltanwendung, daß ich das Bewußtsein verlor und nach Hause gebracht werden mußte. Alle glaubten, ich wäre vor Schmerz und Trauer zusammengebrochen, aber in Wirklichkeit war es das schreckliche Wissen gewesen, daß Großmutter ermordet worden war. Aber ich wußte nicht, wer sie umgebracht hatte, ich hatte nicht den geringsten Beweis, daß ein Mord begangen worden war, ich war erst vierzehn, ein Alter, da niemand einem zuhört, und ich galt ohnehin schon als ›seltsam‹. Deshalb hielt ich den Mund.
    Ich wußte, daß Onkel Denton kein Mensch war, aber ich verdächtigte ihn nicht gleich des Mordes. Nach wie vor war ich mir über ihn nicht im klaren, weil Tante Paula und Kerry ihn so liebten, und auch, weil er nett zu mir war, immer Späße mit mir machte und sich für meine Fortschritte in der Schule und beim Ringkampf interessierte, wo ich der Juniormannschaft angehörte. Von ihm und Tante Paula bekam ich herrliche Weihnachtsgeschenke, und an meinem Geburtstag schenkte er mir mehrere Romane von Robert Heinlein und A. E. van Vogt sowie einen neuen Fünfdollarschein. Ich hatte ihn nur Gutes tun sehen, und obwohl ich spürte, daß er vor Haß buchstäblich kochte, fragte ich mich, ob dieser wilde Haß vielleicht nur in meiner Einbildung existierte. Wenn ein normaler Mensch Massenmorde begangen hätte, wäre seine bösartige Ausstrahlung meinem sechsten Sinn früher oder später aufgefallen, aber Trolle strahlen nichts als Haß aus, und weil ich in Onkel Dentons Aura kein Schuldbewußtsein entdecken konnte, hielt ich ihn nicht für den Mörder meiner Großmutter.
    Mir fiel allerdings auf, daß Denton in einem Trauerhaus mehr Zeit verbrachte als jeder andere Freund der Familie. Immer war er besorgt und mitfühlend. An seiner Schulter konnten Leidtragende sich

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