Zwielicht
der leuchtenden, strahlenden Energiekuppel, die den Tempel umschloss, und ließ sie den Schild angreifen.
Ulrezaj, der sich näher am Alys'aril aufhielt, hielt leise belustigt inne, als er eine sachte Berührung seiner Gedanken spürte und erkannte, dass die Alysaar ein Kraftfeld errichteten, um sich zu schützen. Es war... beinahe liebenswert, wie sie es immer weiter versuchten. Liebenswert, aber dumm. Nun, er würde sie kurz in dem Glauben lassen, sie hätten Erfolg gehabt. Das fand er unterhaltsam.
Im Erdboden, der bereits trocken war, erstarb vollends alles Leben, als er sich unerbittlich darüber hinwegbewegte. Wie eine Schnecke eine Schleimspur hinterlässt, zog Ulrezaj eine schwarze Schneise hinter sich her, die den Pfad markierte, auf dem die Energie des dunklen Archonten den Boden darunter verdorben hatte. Er griff mit seinem Geist aus und berührte den Schutzschirm, den die Alysaar errichtet hatten. Widerwillig musste er sich eingestehen, dass das Feld seinem ersten Angriff tatsächlich standhalten würde. Sie waren stärker, als er es erwartet hatte geistig stärker, als er es gewesen war, ehe er in seiner Jugend heimlich auf die verbotene Wand des Wissens zugegriffen und von jenen Kräften erfahren hatte, die er jetzt beinahe mühelos einsetzte.
Ja, der Schild würde seinen ersten Schlag aushalten. Vielleicht sogar den zweiten.
Den dritten jedoch nicht.
Es war an der Zeit, die Sache zu Ende zu bringen. Er hatte lange genug mit ihnen gespielt. Wie ein achtloses Kind auf Insekten unter seinen Füßen tritt, pflügte Ulrezaj weiter durch die Zerg und war sich ihrer Existenz dabei allenfalls in einem Maße bewusst, das einer leichten Gereiztheit entsprach.
Die Sonne schien sengend und erbarmungslos grell herab auf die Szenerie aus toten und sterbenden, sich windenden, kreischenden Zerg, meditierenden Protoss und dem mächtigen dunklen Archonten, der im Begriff war, sie alle zu vernichten. Doch die Hitze und das Licht drangen nicht zu Ulrezaj durch seine Finsternis nahm das Licht und verschluckte es.
Und dann fiel ein Schatten auf den hellen toten Boden. Gefolgt von einem zweiten. Bis schließlich Dutzende von kleinen Schatten über die Erde tanzten.
Und Ulrezaj schüttelte sich in furchtbarem Zorn, als er erkannte, dass sich abermals ein dritter Widersacher dem Kampf gegen ihn anschloss.
Rosemary spürte die Erschütterung, und Freude durchfuhr sie, als die Protoss es sahen.
Schiffe so viele, dass der Himmel regelrecht überfüllt wirkte. Terranische Schiffe. „Verdammt", sagte Rosemary leise, „es gibt sie wirklich, die Kavallerie, die gerade noch zur rechten Zeit daherkommt."
Zweifellos wurde diese Kavallerie von Valerian Mengsk kommandiert, und das bedeutete Ärger von anderer Art, aber damit würde sie sich später befassen. Sie erschoss die beiden Zerg, die sich auf sie stürzen wollten, dann rannte sie auf den Hof hinaus und verschaffte sich, während sie das Gewehr mit einer schwungvollen Bewegung in Anschlag brachte, ein Bild von der Gesamtsituation.
Sie konnte Ulrezaj jetzt mit eigenen Augen sehen, wie er drohend und hoch aufragend auf sie zukam. Der bläulich weiße Schutzschirm, den die Protoss errichtet hatten, verzerrte und verwischte den Anblick, den er bot, ein wenig, aber er war immer noch deutlich genug. Unter ihm breitete sich ein Teppich aus toten und sterbenden Zerg sämtlicher Größe und Gestalt aus. In der heißen Luft, die ihr, als sie hier eingetroffen war, so reglos vorgekommen war, als würde nie etwas die Stille auf dieser Welt stören, wirbelte jetzt Staub, und sie kochte vor Lärm: das Kreischen und Brüllen der Zerg, die sich gegen das Kraftfeld warfen; das dumpfe Pulsieren von Ulrezajs dunklen Energien, die von ihm ausstrahlten; und die vertrauteren Geräusche der Dominion-Schiffe.
Rosemary hörte das vibrierende Zischen von Plasmatorpedos, die Explosionen von Clusterraketen und das sich steigernde Brummen einer Yamato-Kanone, das man, hatte man es einmal gehört, nie wieder vergaß.
Einige der Schiffe erkannte sie sofort, die Dropschiffe etwa, von denen sie vor nicht allzu langer Zeit selbst eines pilotiert hatte. Dann waren da natürlich Schlachtkreuzer. Davon zählte sie vier. Sie ließen sich anhand des Geräuschs der Yamato-Kanonen und ihrer charakteristischen Hammerkopf-Form leicht ausmachen. Aber irgendwie sahen sie anders aus. Und die Jäger... sie blinzelte und fragte sich, ob das Wogen der Luft, ausgelöst von der Hitze, sie täuschte. Zum ersten Mal
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