Zwischen Diesseits und Jenseits
des Eingangs blieb, und so entschloss er sich, wieder in sein Arbeitszimmer zu gehen, in dem es ebenfalls eine Liege gab, die für eine halbe Nacht reichte.
Außerdem wollte nicht er Pasquale suchen, sondern ihm die Suche überlassen. Wenn der Mann Blut wollte, dann würde ihn die Spur automatisch zu dem Menschen hinführen.
Mit kleinen und leicht schwankenden Schritten ging er auf die Treppe zu. Eigentlich hätte er denken und nachdenken müssen, aber das ließ er bleiben. Zu viel Ablenkung tat nicht gut. Er musste sich einfach auf die Tatsachen konzentrieren.
Als sehr einsam wirkende Gestalt ging er durch den Flur auf die Treppe zu und blieb davor stehen. Sie kam ihm jetzt wie eine Rutschbahn vor, die in die Dunkelheit glitt und dort verschwand.
Es war eigentlich nie passiert, aber jetzt, als er vor der Treppe stand und hinabschaute, da merkte er den leichten Schwindel. Sein Körper schien an einem Band zu hängen, das dabei war, ihn über die Treppe hinweg in die Tiefe zu ziehen.
Mit einem schnellen Griff hielt er sich am Handlauf fest und glich die leichten Schwankungen so aus. Er hielt die Augen geschlossen und öffnete sie erst wieder, als er sicher war, dass er den Schwindel überstanden hatte.
Er ärgerte sich über sich selbst, weil ihn die letzten beiden Stunden so verändert hatten. Aber das Alleinsein drückte. Father Ignatius riss sich zusammen und ging nach unten.
Die Stufen waren breit genug, um nicht gefährlich zu sein. Trotzdem blieb er auf der dritten stehen.
Sein Blick war jetzt besser geworden. Innerhalb des Lichts, das aus der letzten Leuchte in der Wand fiel, malte sich etwas ab. Ein Tier, ein Puma, der auf Father Ignatius lauerte...
***
Diese Nacht war nicht nur ungewöhnlich für mich, sie enthielt auch zahlreiche Probleme.
Das erste Problem hieß Dagmar Hansen!
Ich erreichte sie nicht, und auch nicht ihren Freund Harry Stahl. Weder über Handy noch über die normale Leitung. Es konnte nur bedeuten, dass sie sich auf einem Einsatz befanden, denn sie arbeiteten zumeist in geheimer Mission für die deutsche Regierung, auch wenn sie dabei an Fälle gerieten, wie ich sie gewohnt war, aber nicht speziell dafür zur Verfügung standen.
Dagmar konnte ich vergessen.
Und auch Eric La Salle. Nicht ich rief ihn an, sondern er mich. Der Mann mit dem Schwert erklärte mir, dass er in London bleiben wollte.
»Warum willst du das tun?«
»Weil ich wissen möchte, ob man mich tatsächlich in meinen Träumen wegschaffen kann, ohne dass ich es merke. Aber ich kann dir versichern, dass Purdy bei mir bleiben und mich beobachten wird. Es kann ja sein, dass wir uns trotz allem in dieser anderen Welt treffen. Ich hoffe, du hast dafür Verständnis.«
»Nun ja, es bleibt bei deiner Entscheidung, Eric?«
»Genau. Wie gesagt, es kann sein, dass wir uns sehen, John, aber dann musst du herausfinden, ob wir echt sind oder nicht. Ich kann es mir nicht vorstellen, denn während du geträumt hast, lag ich in meinem Bett und schlief.«
»Klar, das sagte auch Purdy.«
»Willst du trotzdem hin?«
»So schnell wie möglich.«
»Allein?«
Ich lachte leise in den Hörer hinein. »Nein, das wohl nicht, denn es gibt bestimmt jemand, der mich begleiten wird.«
»Suko!«
»Wer sonst?«
»Dann wünsche ich euch viel Glück.«
»Das können wir gebrauchen.«
Einen Vorwurf machte ich Eric La Salle nicht. Es war einzig und allein seine Entscheidung. Außerdem waren die Verdachtsmomente mehr als schwach.
Mit Sir James hatte ich gesprochen. Er würde gewisse Dinge regeln, die auch mit der Einreise zu tun hatten. Schließlich flogen wir bewaffnet in ein anderes Land, und wer noch nicht informiert war, das war Suko.
Man konnte ihn zu jeder auch noch so unchristlichen Zeit aus dem Schlaf holen, und genau das tat ich jetzt. Er hob sogar recht schnell ab, und seine Stimme klang alles andere als verschlafen oder müde.
»Ich wusste es, John. Ein anderer traut sich nicht, um diese Zeit anzurufen.«
»Es ist kein Spaß.«
»Das dachte ich mir.«
»Hör zu. Wir werden die erste Maschine nehmen, die nach Rom fliegt, um Father Ignatius zu besuchen.«
»Habe ich richtig gehört?«
»Ja, Rom.«
»Was ist der Grund?«
»Kann ich rüberkommen?«
»Immer. Ich mache sogar Tee.«
»Danke, das ist gut.«
Kurze Zeit später saß ich Suko gegenüber. Nicht nur ihm, auch Shao war erwacht. Sie hatte um ihren Körper einen hellen flauschigen Bademantel gewickelt, und so hörten mir beide zu, was ich zu berichten hatte.
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