Zwischen Diesseits und Jenseits
Ihren Gesichtern war anzusehen, dass sie es kaum glauben konnten. Hin und wieder schüttelten sie die Köpfe, aber sie unterbrachen mich nicht mit Fragen.
»So sieht es aus, Freunde, und ich denke, dass Father Ignatius in verdammten Schwierigkeiten steckt.«
»Ja«, stimmte Suko zu, »das glaube ich mittlerweile auch, und deshalb müssen wir hin.«
»Sehr richtig.«
»Aber diese andere Welt«, flüsterte Shao. »Was ist sie? Was kann sie sein? Wer steckt dahinter, John? Welchen Verdacht hast du?«
Ich runzelte die Stirn und schüttelte auch den Kopf. » Sorry , aber das kann ich dir nicht sagen. Ich weiß es nicht. Es steckt eine andere Macht hinter all den Dingen, aber ihr wisst selbst, dass der Pool des Schreckens verdammt groß ist.«
Sie nickten.
Shao wollte nicht locker lassen.«Warum sind in dieser Welt Eric La Salle, Dagmar Hansen und du zu sehen gewesen? Was gibt es für eine Verbindung? Und das alles passiert im Garten eines Hauses, in dem Father Ignatius lebt. Wo siehst du da die Verbindung, John?«
»Du hast Recht, Shao. Nur bin ich noch nicht in der Lage, dies herauszufinden. Ich kann es dir einfach nicht sagen, weil ich es nicht weiß. Tut mir Leid.«
»E ist möglich, dass jemand mit einem Schlag alles ausräumen will, was ihn stört«, sagte Suko, »und er dabei zu verdammt hinterlistigen Tricks greift. Denn du bist in dieser Welt ebenso unecht gewesen wie auch die anderen beiden.«
»Exakt, Suko. Aber es gab auch die Verbindung zwischen dem Echten und dem Unechten. Sonst hätte ich nicht meinen Traum gehabt. Auch das musst du berücksichtigen.«
Er nickte und fragte: »Und warum bin ich nicht dabei gewesen? Ich weiß«, sprach er schnell weiter, »du kannst mir keine Antwort geben, aber ich sehe es als einen Vorteil an.«
»Wieso?«
»Es ist möglich, dass ich der Einzige bin, der seinen Kopf freibehalten kann.«
So gesehen hatte er Recht. Der Kopf musste frei bleiben. Ich würde immer an meinen Traum denken müssen. Wirklich weiter brachte uns das nicht. Im Moment gab es nur Fragen, aber keine Antwort darauf, wer tatsächlich dahinter steckte.
So fasste ich schließlich alles in einem Satz zusammen. »Wir werden die Lösung nur in Rom und bei Father Ignatius finden können. Alle anderen Spekulationen sind unwichtig und bringen nichts...«
Niemand sprach. Nur Shao sagte nach einer Weile, während sie Suko’s Hand streichelte: »Dann wünsche ich euch eine gute Reise und alles Gute...
***
Da stand das Tier! Da stand der Puma. Er bewegte sich um keinen Millimeter vom Fleck und hatte nur den Kopf etwas angehoben, um die Stufen hoch auf Father Ignatius zu schauen. Er blickte direkt in die gelben Augen, und es kam ihm vor, als würde ihm der Tod daraus hervorleuchten.
Er fürchtete sich. Ihm wurde plötzlich kalt. Das Licht reichte nicht aus, um erkennen zu können, ob die Schnauze des Pumas von verkrusteten Blutstreifen beschmiert war. Jedenfalls tat er noch nichts und wartete nur ab.
Ignatius traute sich nicht, sich zu bewegen. Nicht mal den rechten Arm mit der Waffe hob er an. Er wollte das Raubtier nicht reizen, denn er wusste verdammt gut, wie schnell so ein Puma sein konnte.
Aber einer musste etwas tun. Irgendwann. Er konnte nicht bis in alle Ewigkeiten an dieser Stelle stehen bleiben. Er wollte nach unten, vorausgesetzt, der Puma ließ es zu.
Ist er ein normales Tier oder nicht?
Diese Frage beschäftigte ihn. Gab es magisch beeinflusste? Gab es Werpumas wie die Werwölfe?
Durch sein Leben und durch seine Erlebnisse schloss er nichts aus. Aber er hatte bisher auch immer eine Möglichkeit gefunden, aus diesen oft lebensbedrohlichen Klemmen herauszukommen, und das sollte ihm auch hier gelingen.
Langsam brachte er den rechten Arm mit der Waffe hoch.
Father Ignatius war nicht John Sinclair und auch nicht Suko und nicht so geübt im Umgang mit Waffen. Er konnte schießen, auch treffen, aber das Ziel musste schon recht groß sein. Wie es bei der blutgierigen Fledermaus der Fall gewesen war.
Seine Hand zitterte, und das war gar nicht gut. Er nahm die linke Hand zu Hilfe, um die rechte abzustützen. Jetzt ging es ihm besser. Er sah sein Ziel und richtete allmählich die Mündung nach unten.
Der Puma tat nichts. Er blieb stehen und bewegte nicht mal seinen Schwanz.
Ich bin verkrampft!, dachte Ignatius. Ich bin viel zu stark verkrampft. Wer treffen will, muss locker sein, und das ist bei mir nicht der Fall. Aber es gibt keine andere Möglichkeit.
Er schaute noch mal hin.
Der
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