Zwischen Himmel und Liebe
könnte das nicht.« Wieder zuckten seine Schultern.
Elizabeth sperrte Mund und Nase auf. Wollte er andeuten, dass sie mit Ivan geschlafen hatte, um den Auftrag zu kriegen? Sie war sprachlos.
»Wie dem auch sei«, meinte Benjamin abschließend und stand auf. »Es war prima, Sie kennen zu lernen, ich bin froh, dass wir die Moulin-Rouge-Kiste unter Dach und Fach haben. Ich werde Vincent berichten und mich bei Ihnen melden, sobald ich Näheres weiß. Haben Sie meine Nummer?« Suchend klopfte er auf seine Taschen und förderte dann aus der Brusttasche einen klecksenden Kugelschreiber zu Tage, der bereits einen mächtigen Tintenfleck auf seiner Jacke hinterlassen hatte. Kurz entschlossen nahm er eine Serviette aus dem Behälter und schmierte seinen Namen und seine Nummer darauf.
»Das ist mein Handy und das hier die Nummer im Büro«, erklärte er, gab ihr die Serviette und schob ihr den Stift und die zerrissene, von seinem verschütteten Kaffee feuchte Serviette hin. »Geben Sie mir Ihre? Dann muss ich nicht in den Akten rumwühlen.«
Obwohl Elizabeth immer noch wütend und beleidigt war, griff sie in ihre Tasche, angelte ihr in Leder gebundenes Etui heraus und überreichte Benjamin eine goldgeränderte Visitenkarte. Eine Ohrfeige würde ihm für heute erspart bleiben; sie brauchte den Job. Luke und ihrer Firma zuliebe würde sie sich auf die Zunge beißen.
Benjamin errötete leicht. »Ach, richtig.« Er sammelte den Serviettenfetzen und seinen klecksenden Kuli wieder ein und nahm ihre Karte. »Das ist wahrscheinlich eine bessere Idee.« Dann streckte er ihr zum Abschied die Hand hin.
Mit einem angeekelten Blick auf die Tintenflecke und die Dreckränder unter den Fingernägeln versteckte Elizabeth schnell ihre Hände, indem sie sich darauf setzte, und vermied so eine Berührung.
Als er gegangen war, sah Elizabeth sich nervös um. War jemand Zeuge dieser seltsamen Begegnung geworden? Joe zwinkerte ihr zu und tippte sich an die Nase, als teilte er ein Geheimnis mit ihr.
Aber sie freute sich darauf, Luke nach der Arbeit bei Sam abzuholen, denn sie hoffte aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz und obwohl sie wusste, dass Ivan nicht mehr mit Sams Mutter zusammen war, ihn dort anzutreffen.
Natürlich nur, weil sie ein Hühnchen mit ihm zu rupfen hatte.
Achtzehn
Fehler Nummer eins: zu Elizabeths Meeting zu gehen. Das hätte ich nicht tun dürfen. Aus dem gleichen Grund, warum wir nicht mit unseren jüngeren Freunden in die Schule gehen, und ich hätte wenigstens so viel Verstand haben sollen zu kapieren, dass Elizabeths Arbeitsplatz das Gegenstück zu Lukes Schule ist. Ich hätte mir einen Tritt in den Hintern verpassen können. Genau genommen hab ich es auch getan, aber Luke fand das so komisch, dass er anfing, es mir nachzumachen, und jetzt hat er blaue Flecke an beiden Schienbeinen. Also hab ich lieber damit aufgehört.
Nachdem ich das Meeting verlassen hatte, ging ich zurück zu Sams Haus, wo Luke den Nachmittag verbrachte. Ich setzte mich im Garten auf die Wiese, beobachtete die beiden, die miteinander einen Ringkampf veranstalteten, und hoffte, dass der Kampf nicht mit Tränen enden würde. Dabei widmete ich mich meinem mentalen Lieblingssport, dem Nachdenken.
Es war auch recht erfolgreich, denn mir wurde einiges klar. Eins davon war, dass ich zu dem Meeting gegangen war, weil mein Bauchgefühl mich dazu gedrängt hatte. Zwar konnte ich nicht erklären, wie ich Elizabeth eigentlich mit meiner Anwesenheit helfen wollte, aber ich musste mich nach meinem Bauchgefühl richten und ging davon aus, dass sie mich nicht sehen würde. Meine Begegnung mit ihr am vorigen Abend war wie ein Traum gewesen und so unerwartet, dass ich den Tag damit begann, mir einzureden, ich hätte mir alles nur eingebildet. Ja, mir ist die Ironie des Ganzen durchaus bewusst.
Ich freute mich so, dass sie mich sehen konnte. Als ich sie auf der Hollywoodschaukel beobachtete, wie sie da so verloren saß und schaukelte, wusste ich, wenn sie mich jemals wahrnehmen würde, dann jetzt. Ich spürte es in der Luft. Ich wusste, dass sie es brauchte, und ich hatte mich darauf vorbereitet, dass es eines Tages passieren würde. Aber worauf ich nicht vorbereitet war, das war die Gänsehaut, die mir das Rückgrat emporschlich, als sich unsere Blicke das erste Mal trafen. Das war seltsam, weil ich Elizabeth ja die ganzen vier Tage vorher immer angeschaut hatte und an ihr Gesicht gewöhnt war. Ich kannte es sozusagen auswendig und konnte es klar vor mir
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