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Zwischen Macht und Verlangen

Zwischen Macht und Verlangen

Titel: Zwischen Macht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wenn Alan anrief. Wenn er es nicht anders haben wollte, musste sie eben unhöflich werden. Sogar ein MacGregor würde sich nicht ewig Grobheiten gefallen lassen.
    Während der letzten Tage hatte Kean es übernommen, das Geschäft gegen zehn Uhr zu öffnen. Shelby wollte am Samstag gründlich ausschlafen und irgendwelche Reste kreativen Schaffensdranges einfach nicht beachten. Sie hatte so viel vorge arbeitet, dass es für die kommenden Wochen reichte. So fleißig sie gewesen war, so faul wollte sie eine Zeit lang sein.
    Shelby hörte, dass jemand an der Wohnungstür klopfte. Erst vergrub sie das Gesicht im Kissen, doch dann stolperte sie verschlafen aus dem Bett. Es wäre einfach gegen ihr Naturell gewesen, ein derartiges Zeichen nicht zu beantworten. Ihre Füße verfingen sich in den Falten des achtlos hingeworfenen Morgenrocks, deshalb hob sie ihn auf und zog ihn über. Blinzelnd öffnete sie die Tür.
    „Morgen, Miss Campbell! Das soll ich hier abgeben.“ Es war derselbe Bote, der neulich die Erdbeeren gebracht hatte und dann das Schwein. Er grinste von einem Ohr zum anderen.
    „Danke.“
    Shelby hatte ihre Vorsätze völlig vergessen. Noch leicht benommen fasste sie zu und hielt plötzlich ein Band in ihren Fingern, an dem zwei Dutzend rosa und gelbe Luftballons baumelten. Der junge Mann war längst verschwunden, als Shelby die Tür wieder schloss und begriff, was vor sich gegangen war.
    „O nein!“ Sie blickte auf und sah, wie die Ballons durcheinander tanzten. An dem einen Ende des Seidenbandes hing eine kleine weiße Briefkarte.
    Die lese ich nicht! nahm sie sich vor. Ich weiß schließlich ganz genau, wer der Absender ist. Eine Nadel werde ich mir suchen und jeden Ballon kaputt stechen, damit nichts übrig bleibt. Um ihre Entschiedenheit zu beweisen, ließ sie die Seidenschnur los, und die bunte Pracht schwebte sanft zur Decke.
    Er glaubt, dass er mich mit lächerlichen kleinen Geschenken und geistreichen Sprüchen gewinnen kann. Wie Recht er doch hat – zum Teufel mit ihm!
    Shelby hüpfte in die Höhe, aber sie konnte das flatternde Band nicht erhaschen. Laut schimpfte sie auf ihre unzureichende Körpergröße, angelte sich einen Stuhl, kletterte hinauf und holte den Umschlag.
    Gelb bedeutet heller Sonnenschein, und rosa ist der Frühling.
    Lassen Sie uns beides gemeinsam genießen! Alan.
    „Er macht mich noch verrückt!“ murmelte Shelby. Sie stand auf dem wackeligen Stuhl, hielt die weiße Karte in der einen Hand und vierundzwanzig Luftballons in der anderen.
    Shelby wickelte das Seidenband um ihr Handgelenk und griff nach dem Telefon. Alan hatte ihr seine Nummer gege ben. Obwohl sich Shelby geweigert hatte, sie zu notieren, saß jede einzelne Zahl unauslöschlich in ihrem Gedächtnis fest. Als sie wählte, war sie wild entschlossen, ihn kühl zurechtzuweisen.
    „Hallo!“
    Ihr Puls flatterte, als Alans Stimme erklang.
    „Shelby.“ Sein ruhiger, sicherer Ton war der erste Angriff auf ihre Beherrschung.
    „Alan“, beschwor sie ihn, „das muss ein Ende haben.“
    „Warum? Noch hat überhaupt nichts begonnen!“
    „Aber“, Shelby umklammerte den Hörer, „ich meine es ernst. Bitte schicken Sie mir nichts mehr. Es ist nur schade um Ihre Zeit.“
    „Ich kann etwas davon erübrigen“, entgegnete er leicht hin. „Wie haben Sie die vergangene Woche verlebt?“
    „Mit Arbeit. Hören Sie …“
    „Ich hatte Sehnsucht nach Ihnen.“
    Diese einfache Feststellung warf alle ihre guten Vorsätze über den Haufen. „Alan“, begann sie nachdrücklich, doch er unterbrach ihren Satz.
    „Jeden Tag habe ich Sie vermisst“, fuhr er fort, „und jede Nacht. Sind Sie schon einmal in Boston gewesen, Shelby?“
    „O ja“, stammelte Shelby, völlig aus der Fassung.
    „Im Herbst, wenn die Blätter fallen und es nach Frost riecht und wenn man heiße Kastanien auf den Straßen kaufen kann, fahren wir zusammen dorthin.“
    Shelby versuchte mit aller Gewalt, das heftige Klopfen ihres Herzens nicht zu beachten. „Hören Sie, Alan, ich rufe Sie doch nicht an, um über Boston zu reden!“ sagte sie verzweifelt. „Um es ganz klar auszudrücken: Ich will mit Ihnen nichts mehr zu tun haben! Sie sollen mich nicht besuchen, keine Geschenke machen, nicht anrufen …“ Ihre Stimme wurde laut, weil sie deutlich sein nachsichtig lächelndes Gesicht vor Augen hatte. „Ist das klar?“
    „Vollkommen. Wollen wir heute zusammen etwas unternehmen?“
    Woher nahm dieser Mann nur seine Geduld? Shelby hasste beharrliche

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