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Zwischen uns das Meer (German Edition)

Zwischen uns das Meer (German Edition)

Titel: Zwischen uns das Meer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Schweigen.
    »Ich versuch’s«, versprach sie, aber ihr brach die Stimme. Sie legte auf und drehte sich um.
    Tami hatte jedes Wort mitgehört. »Wie wär’s jetzt mit einer heißen Dusche?«, schlug sie vor und legte ihr den Arm um die Schultern.
    Jolene nickte. Gemeinsam gingen sie zu ihrem Wohnwagen, holten ihr Waschzeug und strebten zu den Duschen. Jolene wollte irgendwas zu Tami sagen, mit Geplauder überdecken, wie aufgewühlt sie war, aber es gelang ihr nicht.
    Obwohl es schon spät war, herrschte noch keine Nachtruhe. Dreißigtausend Männer und Frauen lebten auf diesem Stützpunkt. Dazu kamen noch die Zivilisten, die hier arbeiteten.
    Mit Flipflops ging Jolene in die Dusche und drehte das Wasser auf.
    Kalt.
    Sie versuchte, nicht an die Dusche – und das heiße Wasser – zu denken, die sie zu Hause hatte, sondern schrubbte sich schnell Schweiß und Sand von der Haut. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, zog sie wieder ihre schmutzige, staubige Uniform an.
    »Eine kalte Dusche hab ich eigentlich nicht gebraucht«, sagte Tami müde lächelnd.
    »Ich auch nicht.«
    Sie verließen den Duschcontainer und gingen zurück zu den Wohnwagen.
    Jamie und Smitty warteten schon auf sie. Sie saßen auf zwei Kisten vor der Tür ihres Wohnwagens, der dem von Jolene und Tamis gegenüber stand. Smitty hatte eine kleine blau-weiße Kühltasche neben sich. »Wollt ihr was zu trinken?«, fragte er. Jolene sah, wie er sich bemühte zu lächeln. Er mochte ein großartiger Schütze und mutiger Soldat sein, aber er war erst zwanzig und die Geschehnisse hatten ihn erschüttert. Wahrscheinlich würde er heute Nacht nicht gut schlafen – wie keiner von ihnen.
    Tami und Jolene setzten sich zu ihnen – Tami auf die Stufen zum Eingang, Jolene auf die Kiste neben Smitty. Hinter ihnen verströmten die Metallwände des Wohnwagens immer noch die Hitze des Tages, obwohl es mittlerweile kühl geworden war. Zu beiden Seiten der Tür waren Sandsäcke gestapelt, zum Schutz gegen den fast ununterbrochenen Mörserbeschuss. Auf der gegenüberliegenden Seite, nicht mal drei Meter entfernt, sah sie die Tür zu ihrem eigenen Wohnwagen.
    »Bill Diehler war in Knife Null-Vier«, bemerkte Tami feierlich.
    Jolene stellte sich Bill vor, den großen Old-School-Piloten mit dem geröteten Gesicht. Er kam aus Fort Worth und hatte ihr erst letzte Woche ein Bild von seiner Tochter gezeigt, die demnächst heiraten wollte.
    Sie schloss die Augen, bereute es aber sofort; jetzt sah sie noch einmal seine letzten Sekunden – das Maschinengewehr auf dem Dach, den Beschuss. Sie war nach links abgeschwenkt und hatte Knife Null-Vier seiner Deckung beraubt.
    »Wally Toddan war der Chief der Crew«, sagte Jamie. »Seine Frau hat gerade erfahren, dass sie schwanger ist. Gestern ist er losgezogen und hat einen Fußball für das Kind gekauft. Den hat er noch nicht mal abgeschickt.«
    Jolene wollte nicht an das Kind denken, das nie einen Vater haben würde.
    »Sie waren Helden«, erklärte Jamie feierlich.
    »Helden«, wiederholte Jolene und dachte darüber nach, was das Wort und all das bedeutete.
    In stillem Tribut an ihre gefallenen Kameraden stießen sie mit ihren Dosen an. Danach schwiegen sie. Schließlich stand Tami auf. »Ich gehe ins Bett. Gleich ist schon wieder Zeit zum Aufstehen. Jo.«
    Jolene wandte sich zu Smitty und Jamie. »Kommt ihr Jungs klar?«
    Jamie grinste. »Aber ja doch, Chief. Ich sorg dafür, dass der Junge nicht in Schwierigkeiten gerät.«
    Smitty grinste nur. »Dazu ist er viel zu alt.«
    Jolene und Tami gingen gemeinsam in ihren dunklen stickigen Wohnwagen. Dort machte Tami Licht und sah Jolene an. »Du hast alles getan, was in deiner Macht stand, das weißt du, oder? Es war nicht deine Schuld.«
    Nie hatte Jolene ihre Freundin mehr geliebt. Da sie befürchtete, ihre Stimme würde ihr nicht gehorchen, nickte sie nur.
    »Ich mach mir Sorgen um dich.« Tami setzte sich auf ihr Bett und blickte auf. »Verdammt, ich mach mir Sorgen um uns beide! Ich will es nach Hause schaffen.«
    Jolene setzte sich auf ihr eigenes Bett. Als sie die Angst in Tamis Augen sah, spürte sie, wie etwas, was sie unterdrückt hatte, sich in ihr rührte. »Ich auch«, gab sie leise zu.
    »Wenn nicht …«
    Bis heute hätte Jolene Tami sofort unterbrochen, aber jetzt sagte sie nichts, sondern wartete. »Wenn ich es nicht schaffe«, sagte Tami leise, »dann verlasse ich mich darauf, dass du dich um Seth kümmerst. Achte darauf, dass er mich nicht vergisst.«
    Jolene nickte

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