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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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herzustellen. Der ganze Vorgang des Flechtens, Knüpfens und Verbindens, sowie die Herstellung von Geweben, Fäden und Schnüren hatte sie so sehr gefesselt, daß sie kaum mehr für etwas anderes Sinn hatte. Obwohl das Endergebnis bisweilen nicht zu gebrauchen war und sie nur darüber lachen konnte, hatte sie ein paar erstaunliche Neuerungen gemacht, die sie ermutigten, mit ihren Versuchen fortzufahren. Sie ertappte sich dabei, daß sie nahezu alles, was ihr in die Finger geriet, flocht oder umeinanderzwirbelte.
    Seit dem frühen Morgen hatte sie an einer besonders verzwickten Webart gearbeitet, und erst als Winnie eintrat und den aus Fell bestehenden Windschutz vor dem Eingang mit der Nase beiseiteschob, merkte sie, daß es Abend geworden war.
    »Wieso ist es denn schon so spät, Winnie? Du hast noch nicht mal Wasser in deiner Schale«, sagte sie, stand auf und streckte sich; solange auf einer Stelle gesessen zu haben, hatte sie steif gemacht. »Ich sollte uns etwas zu essen holen. Außerdem wollte ich meine Schlafstelle wechseln.«
    Die junge Frau eilte geschäftig hin und her, holte frisches Heu für das Pferd und Heu für die flache Mulde unter ihrer Lagerstatt, und warf das alte Heu über den Rand des Simses. Sie hackte den Eismantel auf, der sich über dem in der Nähe des Höhleneinganges aufgehäuften Schneehaufen gebildet hatte, um an den Schnee im Inneren heranzukommen; wie dankbar sie jetzt war, daß sie ihn hatte. Allerdings merkte sie, daß nicht mehr viel übrig war, und sie überlegte, wie lange dieser wohl noch reichen würde, ehe sie wieder Wasser von unten würde heraufholen müssen. Sie ging mit sich zu Rate, ob sie auch Wasser zum Waschen mit hineinnehmen sollte; sie fand, daß sie eigentlich bis zum Frühling keine Gelegenheit mehr dazu haben würde, sich zu waschen, und nahm daher genug Schnee mit, daß es auch noch zum Haarewaschen reichte.
    Eis schmolz in Schalen in der Nähe des Feuers, während sie etwas zu essen zubereitete und kochte. Dabei kehrten ihre Gedanken immer zu dem Prozeß des Arbeitens mit Pflanzenfasern zurück, das sie im Augenblick mit solcher Ausschließlichkeit beschäftigte. Nachdem sie gegessen und sich gewaschen hatte, kämmte sie sich mit einem Zweig und den gespreizten Fingern Verfilzungen aus dem nassen Haar, da fiel ihr Blick auf eine getrocknete Kardendistel, die sie benutzt hatte, um irgendwelche zerzauste Borke zum Zwirbeln auszukämmen und zu entzwirren. Seit sie Winnie regelmäßig kämmte war sie auf den Gedanken gekommen, die Kardendistel auch zum Auskämmen von Pflanzenfasern zu benutzen. Von da aus war es nur ein natürlicher Schritt, sie auch zum Kämmen der eigenen Haare zu benutzen.
    Vom Ergebnis war sie entzückt. Ihr dickes goldenes Haar fühlte sich weich und glatt an. Bisher hatte sie ihrem Haar keinerlei besondere Beachtung geschenkt und es nur gelegentlich gewaschen; für gewöhnlich trug sie es aus dem Gesicht genommen und hinter den Ohren festgemacht, so daß in der Mitte mehr oder weniger zufällig ein Scheitel entstanden war. Iza hatte ihr oft gesagt, das Haar sei das Schönste an ihr; das fiel ihr besonders wieder ein, nachdem sie es nach vorn gekämmt hatte, um es beim Schein des Feuers zu betrachten. Die Farbe war eigentlich sehr hübsch, fand sie; was ihr jedoch noch weit mehr gefiel, war die schöne, lange und glatte Beschaffenheit des Haares als solches. Fast noch, ehe sie sich darüber klar wurde, hatte sie bereits einen Teil ihres Haares zu einem langen Zopf geflochten.
    Das Ende umwickelte sie mit einem Stück Sehne; dann machte sie sich an einen anderen Teil. Flüchtig mußte sie daran denken, wie sonderbar andere es finden würden, wenn sie sahen, wie sie sich selbst Zöpfe flocht, doch das hielt sie nicht davon ab, und es dauerte nicht lange, und ihr ganzer Kopf war voller langer Zöpfe. Sie bewegte den Kopf immer wieder von einer Seite zur anderen und lächelte über die neue Art, das Haar zu tragen. Die Zöpfe gefielen ihr; nur konnte sie sie nicht hinterm Ohr feststecken, damit sie sie nicht im Gesicht störten. Nach einigen Versuchen fand sie eine Möglichkeit, die Zöpfe vorn schneckenförmig zusammenzurollen und auf dem Kopf festzustecken; da sie sie jedoch gern schwenkte, ließ sie die Zöpfe an der Seite und hinten einfach hängen.
    Anfangs war es nur das Neue, was ihr so gefiel; später war es die Bequemlichkeit, die sie dazu brachte, ihr Haar immer geflochten zu halten. Auf diese Weise blieb es, wo es sein sollte, und sie

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