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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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als sie nur mehr zwei kleine Punkte hoch droben im Blau waren. Dann, unversehens, ließen sie sich herunterfallen wie Steine, fingen sich dann wieder und stiegen abermals tirilierend in die Höhe.
Ayla erreichte jene Stelle, an der sie einmal eine Fallgrube gegraben hatte, um eine falbfarbene Stute zu jagen; zumindest meinte sie, hier müsse es gewesen sein, denn es war keine Spur davon zurückgeblieben. Die Schmelzwasserfluten hatten alles von ihr geschlagene und zusammengetragene Strauchwerk mit sich fortgerissen und die Grube selbst eingeebnet. Weiter flußabwärts hielt sie inne, um zu trinken und lächelte über eine Bachstelze, die mit wippendem Schwanz flink am Rand des Wassers dahintrippelte. Sie ähnelte zwar einer Lerche, war aber kleiner und hatte eine gelbliche Brust. Den Kopf hielt sie weit vorgestreckt, so daß ihr ganzer Körper horizontal zum Boden dahinschoß, wodurch sie sicherstellte, daß ihr Schwanz nicht naß wurde. Das wiederum führte zum Auf- und Abhüpfen des Schwanzes.
Eine Fülle fließender Töne lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ein weiteres Vogelpärchen, das freilich nicht im geringsten etwas dagegen hatte, naß zu werden. Die im Liebesspiel umeinander fliegenden Wasseramseln streiften sich immer wieder, was Ayla jedoch nicht so verwunderte wie die Tatsache, daß sie unter Wasser laufen konnten, ohne daß ihr Gefieder sich vollsaugte. Als sie wieder auf die offene Ebene hinaustrat, tat Winnie sich in der Nähe an frischen grünen Trieben gütlich. Sie lächelte über das aufgeregte Gezeter eines Zaunkönigpärchens, an dessen Nest im Gebüsch sie zu nahe vorüberkam. Kaum hatte sie es hinter sich, gingen die kleinen Vögel zu einem klaren, fließenden Gesang über, und zwar so, daß erst der eine die Melodie zwitscherte und dann der andere darauf antwortete, was sich immer wieder wiederholte.
Sie blieb stehen, setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm, lauschte dem süßen Gesang der grundverschiedenen Vögel und war höchst überrascht, als ein Waldsänger in einem einzigen melodischen Stimmausbruch den Chor der gesamten anderen Sänger nachahmte. Sie holte vernehmlich Luft ob der Virtuosität des kleinen Geschöpfes und überraschte nunmehr sich selbst, als sie dabei einen Pfeiflaut hervorbrachte. Eine Grauammer folgte ihr mit ihrem charakteristischen Ruf, der wie ein langgezogenes Pfeifen klang, was der Waldsänger augenblicklich nachmachte.
Ayla war entzückt. Ihr war, als wäre sie eins geworden mit dem gefiederten Chor und versuchte es noch einmal. Sie spitzte die Lippen und saugte die Luft ein, brachte dabei aber nur ein kläglich säuselndes Geräusch hervor. Beim nächstenmal holte sie tiefer Luft und füllte ihre Lungen dabei dermaßen, daß sie sie wieder ausstoßen mußte, was einen lauten Pfeifton zur Folge hatte. Das klang schon viel eher wie der Gesang der Vögel. Beim nächsten Versuch entwich ihr nur Luft zwischen den Lippen, und als sie es hinterher noch ein paarmal probierte, hatte sie damit auch nicht mehr Glück. Sie wandte sich daher wieder dem Luft ein saugen zu und brachte damit immerhin einige Pfeiftöne zustande, die allerdings noch recht kraftlos klangen.
Sie ließ sich jedoch nicht entmutigen, sog die Luft ein und stieß sie wieder aus, wobei sie gelegentlich einen scharfen Pfeiflaut hervorbrachte. Sie vertiefte sich dermaßen in ihr Bemühen und merkte daher gar nicht, daß Winnie jedesmal die Ohren spitzte, wenn es ihr gelang, einen durchdringenden Pfiff auszustoßen. Das Pferd wußte nicht, wie es reagieren sollte, wurde jedoch neugierig und machte ein paar Schritte auf Ayla zu.
Ayla sah die Jungstute, die Ohren fragend vorgestellt, näherkommen.
»Überrascht es dich, daß ich Vogellaute machen kann, Winnie? Mich selbst ja auch. Ich hatte gar nicht gewußt, daß ich singen kann wie ein Vogel. Nun, vielleicht nicht ganz so wie ein Vogel, aber wenn ich weiter übte, ich glaube, ich käme dem einigermaßen nahe. Mal sehen, ob es mir noch einmal gelingt.«
Sie füllte ihre Lungen mit Luft, spitzte die Lippen, konzentrierte sich und stieß einen langen schönen Pfeifton aus. Winnie hob ein paarmal den Kopf, wieherte und kam auf sie zugetrabt. Ayla stand auf und schlang dem Pferd die Arme um den Hals. Ihr wurde plötzlich klar, wie groß es geworden war. »Du bist gewachsen, Winnie. Pferde wachsen rasch, du bist jetzt fast so groß wie ein ausgewachsenes Pferd. Wie schnell kannst du laufen?«
Ayla versetzte ihm einen Klaps auf den Rumpf. »Komm, Winnie. Laß

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