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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Mann zusammen und murmelte etwas. Offensichtlich mußte sie sich beeilen. Sie fädelte ein steifes Stück Sehne durch das mit dem Splitter hergestellte Loch und verfuhr auf dem gegenüberliegenden Fleischlappen genauso. Dann zog sie die beiden Stücke vorsichtig zusammen und schlang einen Knoten.
Sie beschloß, nicht allzu viele Knoten zu machen, war sie sich doch nicht sicher, ob sich die Sehnen später wieder herausziehen ließen. Die klaffende Wunde schloß sie mit vier Fäden; dann kamen noch drei hinzu, um den zerfetzten Muskel an der richtigen Stelle festzuhalten. Als sie damit fertig war, lächelte sie die Sehnenknoten an, die das Fleisch des Mannes zusammenhielten. Immerhin: Es hatte geklappt. Die Wunde klaffte nicht mehr auf, und der Muskel blieb, wo er hingehörte. Wenn die Wunde jetzt verheilte, ohne zu schwären, stand zu erwarten, daß er das Bein gut würde wieder gebrauchen können. Zumindest standen die Aussichten jetzt wesentlich besser als zuvor.
Aus dem Beinwurz bereitete sie einen Umschlag und umwickelte das Bein dann mit weichem Leder. Danach wusch sie sorgfältig den Rest der Schrammen und Fleischwunden ab; die meisten auf der rechten Schulter und der Brust. Die Beule am Kopf bereitete ihr Unbehagen. Zumindest war die Haut nicht aufgeplatzt – es war nur eine Schwellung. Sie nahm frisches Wasser, bereitete einen Aufguß aus Arnikablüten, tränkte eine Kompresse damit und legte ihm diese mit einem Lederriemen auf die Schwellung.
Erst danach setzte sie sich auf die Fersen. Wenn er erwachte, gab es Heilkräuter, die sie ihm eingeben konnte; doch fürs erste hatte sie alles getan, was sie tun konnte. Sie zog eine winzige Falte des Lederumschlags an seinem Bein glatt, und dann sah Ayla ihn zum erstenmal richtig an.
Er war nicht so robust wie die Männer des Clans, aber sehr muskulös; außerdem hatte er unglaublich lange Beine. Das goldene Haar, das sich auf seiner Brust kräuselte, wurde auf den Armen zu einem lichten Flaum. Er hatte eine blasse Haut. Seine Körperbehaarung war heller und feiner als diejenige, die sie von anderen Männern kannte; außerdem war er schlanker und ranker, sonst aber nicht wesentlich anders. Sein schlaffes Gemächt ruhte auf sanft-goldenen Locken. Sie streckte die Hand aus, um festzustellen, wie es sich anfühlte, doch dann tat sie es doch nicht. Sie bemerkte eine frische Narbe und einen noch nicht ganz verschwundenen Bluterguß auf dem Brustkasten. Er mußte sich erst vor kurzem von einer anderen Verletzung erholt haben.
Wer mochte ihn gepflegt haben? Und woher kam er?
Sie lehnte sich dichter über ihn, um sein Gesicht zu betrachten. Das war flach, im Vergleich mit den Gesichtern der Männer des Clans. Sein völlig entspannter Mund war vollippig, doch traten seine Kinnladen stark hervor. Er hatte ein kräftiges Kinn mit einem Grübchen in der Mitte. Sie berührte ihres, wobei ihr einfiel, daß auch ihr Sohn ein Kinn hatte, wenn auch sonst keiner im Clan. Die Nase des Mannes unterschied sich nicht sonderlich von den Nasen der Clansangehörigen – hoher Nasenrücken – nur war seine kleiner. Seine geschlossenen Augen standen weit auseinander und schienen vorzustehen, doch dann fiel ihr auf, daß er keine dicken Augenwülste hatte, wie sie die Augen der Clansangehörigen beschatteten. Seine Stirn wies leichte Falten auf, war aber sonst glatt und hoch. Für ihre Augen, die es gewöhnt gewesen war, nur Clansangehörige zu sehen, schienen sie sich vorzuwölben. Sie legte ihm die Hand auf die Stirn und fühlte dann auf ihrer eigenen nach. Es war die gleiche. Wie merkwürdig sie dem Clan vorgekommen sein mußte!
Er hatte langes straffes Haar – das zum Teil noch von einem Riemen im Nacken zusammengenommen war, sonst aber ein wirres Durcheinander bildete – und es war gelb. Wie ihres, dachte sie, nur noch heller. Irgendwie vertraut. Danach traf es sie wie ein Schlag, und ihr ging auf, warum. Ihr Traum! Ihr Traum von einem Mann der Anderen. Sein Gesicht hatte sie nie erkennen können, doch sein Haar war gelb gewesen!
Sie deckte den Mann zu und eilte hinaus auf das Sims. Es überraschte sie, daß es immer noch heller Tag war, früher Nachmittag, der Sonne nach zu urteilen. Es war soviel geschehen, und eine solche Menge konzentrierter physischer und psychischer Energie verausgabt worden, daß sie fand, eigentlich müßte es viel später sein. Sie bemühte sich, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen, doch ging ihr alles immer wieder kunterbunt im Kopf herum.
Warum hatte sie

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