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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Unten hatte sie einige Luzernen gesehen. Und wichtig war auch noch eine kräftige Fleischbrühe, damit er wieder zu Kräften kam. Was da in ihr dachte, war wieder die Medizinfrau; damit überwand sie die Verwirrung, in die sie vorhin geraten war. Von Anfang an hatte sie sich an einen einzigen Gedanken geklammert, und diese Überzeugung wurde nun immer stärker in ihr: Dieser Mann muß amLeben bleiben!
Sie legte ihn so hin, daß sein Kopf auf ihrem Schoß lag, und schaffte es dann, ihm etwas von dem Weidenrindentee einzuflößen. Seine Augenlider flatterten, und er murmelte auch etwas, blieb jedoch weiterhin bewußtlos. Die Wunden, die er davongetragen hatte, waren rot und heiß geworden, und sein Bein schwoll sichtlich an. Sie wechselte den Umschlag aus und machte auch für die Schwellung am Kopf eine neue Kompresse. Wenigstens diese war zurückgegangen. Als der Abend fortschritt, wuchs ihre Sorge, und sie wünschte, Creb wäre da, die Geister anzurufen, die ihr helfen konnten, so wie er es für Iza getan hatte.
Als die Dunkelheit hereingebrochen war, wälzte der Mann sich auf dem Lager hin und her und stieß Wörter aus. Eines insbesondere sagte er immer und immer wieder; hinzu kamen Laute, die sich anhörten, als enthielten sie eine drängende Warnung. Sie meinte, es müsse ein Name sein, vielleicht der Name des anderen Mannes. Mit dem Rippenknochen eines Hirschs, dessen Ende sie in wenig ausgehöhlt hatte, flößte sie ihm irgendwann gegen Mitternacht das OdermennigKonzentrat ein. Da er sich gegen den bitteren Geschmack wehrte, schlug er für einen Moment die Augen auf, doch sah sie keinerlei Erkennen in der dunklen Tiefe. Ihm später den Stechapfeltee einzuflößen, war leichter – gleichsam, als hätte er das Bedürfnis, sich den Mund auszuspülen und den bitteren Geschmack loszuwerden. Sie war froh, den schmerzlindernden und schlaffördernden Stechapfel in der Nähe der Höhle gefunden zu haben.
Sie wachte die ganze Nacht bei ihm und hoffte, das Fieber würde sinken, doch erst gegen Morgen war der Höhepunkt erreicht. Hinterher wusch sie ihm den schweißüberströmten Körper mit kaltem Wasser und wechselte die Fellunterlage auf der Lagerstatt. Danach schlief er besser, und sie döste auf einem Fell neben ihm.
Plötzlich starrte sie in den hellen Sonnenschein, der durch die Öffnung hereinkam, und überlegte, warum sie denn so hellwach sei. Sie drehte sich auf die andere Seite, sah den Mann, und die Ereignisse des gestrigen Tages gingen ihr durch den Sinn. Der Mann schien entspannt und normal zu schlafen. Still lag sie da und lauschte, dann hörte sie Winnie schwer atmen. Rasch stand sie auf und ging auf die andere Seite der Höhle.
»Winnie!« sagte sie aufgeregt, »ist es soweit?« Die Stute brauchte nicht zu antworten.
Ayla hatte zuvor geholfen, Kinder auf die Welt zu bringen, und hatte sogar selbst eines geboren, doch einem Pferd dabei zu helfen, war eine neue Erfahrung für sie. Winnie wußte, was sie zu tun hatte, schien jedoch Aylas tröstliche Anwesenheit willkommen zu heißen. Erst gegen Ende, als das Füllen zum Teil schon heraus war, half Ayla, es den Rest des Weges herauszuziehen. Sie lächelte freudig, als Winnie anfing, das struppige braune Fell ihres frischgeborenen Hengstfohlens zu lecken.
»Das sehe ich zum erstenmal in meinem Leben: Daß jemand bei einem Pferd Hebamme spielt«, sagte Jondalar.
Ayla fuhr beim Klang seiner Stimme herum und erkannte, daß der Mann, der sich auf einen Ellenbogen gestützt hatte, sie beobachtete.

20
    Ayla starrte den Mann an. Sie konnte nicht anders, obwohl sie wußte, daß es sich nicht gehörte. Ihn zu betrachten, während er bewußtlos war oder schlief, war eine Sache – doch ihn jetzt, da er hellwach war, anzublicken, war etwas völlig anderes. Er hatte blaue Augen!
    Sie wußte, daß ihre Augen blau waren: Das war einer der Unterschiede, die der Clan sie oft genug hatte spüren lassen, und außerdem hatte sie sie in ihrem Spiegelbild im Teich gesehen. Aber die Augen der Clansangehörigen waren braun. Nie hatte sie jemand mit blauen Augen gesehen, und schon gar nicht mit Augen von einem so leuchtenden Blau, daß sie es kaum fassen konnte.
    Diese blauen Augen hielten sie in ihrem Bann: Ihr war, als könnte sie keine Bewegung machen, bis ihr aufging, daß sie zitterte. Da erst begriff sie, daß sie einen Mann direkt angesehen hatte, und ihr schoß das Blut zu Kopf, als sie verlegen die Augen abwandte. Es war nicht nur ungehörig, jemand anzustarren; eine Frau

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