Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde
Thonolan. »Sie müssen einen Pferch gebaut und darauf gewartet haben, daß die Herde näher herankommt. Und wir haben sie vertrieben.«
»Ich kann ja verstehen, daß er wütend war«, sagte Jondalar zu Tamen.
»Aber wir hatten doch keine Ahnung, daß wir in eure Jagdgründe eingedrungen waren. Selbstverständlich werden wir bleiben und jagen, um das Entgangene zu ersetzen. Trotzdem – so behandelt man doch keine Besucher! Weiß er denn nicht, was Durchzugsrechte für Reisende sind?« sagte er und machte damit seinem eigenen Zorn Luft.
Der alte Mann bekam nicht jedes Wort mit, begriff jedoch genug, um zu verstehen, was Jondalar meinte. »Nicht viele Besucher. Nicht Westen … lange Zeit. Sitten und Gebräuche … vergessen.«
»Nun, dann solltest du sie ihm ins Gedächtnis zurückrufen. Wir sind auf einer Reise begriffen. Vielleicht möchte er selbst eines Tages auch eine unternehmen.« Jondalar war immer noch erbost über die Behandlung, die ihnen zuteil geworden war, wollte der Sache jedoch nicht allzuviel Gewicht geben. Er war sich selbst nicht ganz klar darüber, was eigentlich los war; und sie beleidigen wollte er schon gar nicht. »Warum ist Haduma gekommen? Wie könnt ihr zulassen, daß sie in so hohem Alter so lange unterwegs ist?«
Tamen lächelte. »Nicht … erlauben Haduma. Haduma sagen. Jeren … finde Dumai. Un … Unglück?« Jondalar nickte, um ihm zu verstehen zu geben, daß es das richtige Wort sei, aber begriff ihn trotzdem nicht. »Jeren geben … Mann … Läufer. Sagen Haduma vertreiben Unglück. Haduma kommen.«
»Dumai? Dumai? Meinst du die Donii?« sagte Jondalar und holte das geschnitzte Steinfigürchen aus seinem Beutel. Die Leute um sie hielten die Luft an und wichen vor dem zurück, was er da in der Hand hielt. Zorniges Gemurmel wurde laut, doch Haduma wandte sich leidenschaftlich an sie, woraufhin sie verstummten.
»Aber diese Donii bedeutet Glück, nicht Unglück«, verwahrte Jondalar sich.
»Glück … Frau, ja. Mann …« Tamen suchte in seiner Erinnerung nach einem Wort. »Entweihung«, sagte er.
Wie vom Donner gerührt, setzte Jondalar sich zurück. »Aber wenn sie Glück für eine Frau bedeutet, warum hat sie es dann in den Schmutz geworfen?« Er vollführte eine heftige Geste, als würfe er den Donii zu Boden, was wiederum besorgte Rufe zur Folge hatte. Haduma richtete das Wort an den alten Mann.
»Haduma … leben lange … viel Glück. Großer … Zauber. Haduma sagen mir Zelandonii … Sitten und Gebräuche. Sagen Zelandonii Mann nicht Hadumai … Haduma sagen Zelandonii Mann böse?«
Jondalar schüttelte den Kopf.
Jetzt meldete sich Thonolan zu Wort. »Ich glaube, er will sagen, daß sie dich auf die Probe gestellt hat, Jondalar. Sie wußte, daß unsere und ihre Sitten und Gebräuche nicht die gleichen sind, und da wollte sie sehen, wie du reagiertest, wenn sie die Donii entehrte …«
»Entehren, ja«, fiel Tamen ihm in die Rede, als er das Wort hörte. »Haduma … wissen, nicht alle Männer gute Männer. Wissen wollen, ob Zelandonii Mann Mutter entehren.«
»Hör zu, das hier ist eine ganz besondere Donii«, sagte Jondalar ein wenig ungehalten. »Sie ist uralt. Ich habe sie von meiner Mutter … sie ist von einer Generation auf die andere überkommen.«
»Ja, ja.« Tamen nickte nachdrücklich. »Haduma wissen. Weise … sehr weise. Leben sehr lange. Großer Zauber vertreiben Unglück. Haduma wissen, Zelandonii Mann guter Mann. Wollen Zelandonii Mann. Wollen … Mutter ehren.«
Jondalar sah, wie ein Grinsen Thonolans Gesicht erhellte, und schäumte innerlich.
»Haduma wollen« – Tamen deutete auf Jondalars Augen – »blaue Augen. Mutter ehren. Zelandonii … Geist machen Kind, blaue Augen.«
»Du hast es doch tatsächlich wieder geschafft, großer Bruder!« entfuhr es Thonolan mit boshaftem Grinsen. »Du mit deinen großen blauen Augen. Sie ist in dich verliebt!« Er bebte, bemüht, vor Lachen nicht herauszuprusten; er hatte Angst, sie zu verletzen, konnte es aber doch nicht unterdrücken. »Ach, Mutter! Ich kann es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen und es ihnen zu erzählen. Jondalar, der Mann, den jede Frau will!
Willst du immer noch umkehren? Für dies hier würde ich sogar das Ende des Flusses aufgeben.« Er wußte nicht mehr, was er sagen sollte, krümmte sich, hämmerte mit den Fäusten auf den Boden, hielt sich die Seiten und versuchte, nicht laut herauszulachen.
Jondalar mußte ein paarmal schlucken. »Ah … ich … hm … meint Haduma, die Große
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