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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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nie geliebt. Vielleicht ist es mir nicht gegeben, mich zu verlieben.«
»Was fehlt dir denn? Was haben die Frauen, die du kennst, denn nicht?«
»Wenn ich das wüßte … meinst du nicht, daß ich dann …«, begann er aufgebracht, um dann nicht weiterzusprechen. »Ich weiß nicht, Thonolan. Ich glaube schon, daß ich mir das alles wünsche. Ich möchte eine Frau so, wie sie bei den Riten der Ersten Wonnen ist – ich glaube, ich verliebe mich dann in jede Frau, zumindest für diese eine Nacht. Gleichzeitig wünsche ich mir jedoch eine Frau und kein Mädchen. Ich wünsche mir sie so, daß ihr Eifer nicht vorgetäuscht ist, daß sie sich nicht nur den Anschein gibt, bereit zu sein; gleichzeitig möchte ich nicht vorsichtig mit ihr umgehen müssen. Ich möchte, daß sie Schwung hat und daß sie weiß, was sie will. Ich möchte, daß sie jung und alt ist, kindlich und weise zur gleichen Zeit.«
»Das ist aber viel verlangt, Bruder.«
»Nun, du hast mich gefragt«. Schweigend gingen sie eine Weile weiter.
»Was meinst du, wie alt Zelandoni ist?« fragte Thonolan. »Etwas jünger als Mutter vielleicht?«
Jondalar wurde ganz steif. »Warum?«
»Es heißt, sie sei wirklich wunderschön gewesen in ihrer Jugend, selbst noch vor ein paar Jahren. Einige von den Älteren sagen, keine sei mit ihr zu vergleichen gewesen, auch nicht annähernd. Schwer für mich zu sagen, aber sie behaupten, sie sei jung, Die Erste zu sein unter Denen, die Der Mutter Dienen. Sag mir etwas, Bruder. Stimmt es, was sie über dich und Zelandoni sagen?«
Jondalar blieb stehen und wandte seinem Bruder langsam das Gesicht zu. »Sag mir, was reden sie über mich und Zelandoni?« fragte er mit zusammengebissenen Zähnen.
»Verzeihung. Ich bin zu weit gegangen. Vergiß, daß ich gefragt habe.«

5
    Ayla trat auf das vor der Höhle gelegene Sims hinaus, rieb sich die Augen und streckte sich. Die Sonne stand noch tief im Osten, und sie beschattete die Augen, als sie sich nach den Pferden umschaute. Gleich nach dem Aufwachen morgens nach den Pferden Ausschau zu halten, war ihr bereits zur Gewohnheit geworden, obwohl sie erst wenige Tage hier war. Es machte ihr einsames Leben ein wenig erträglicher, wenn sie daran dachte, daß sie das Tal mit anderen Lebewesen teilte.
    Nach und nach wurde sie sich der Bewegungen der Herde bewußt, war sich darüber im klaren, wo sie am Morgen zur Tränke gingen und welche Schattenbäume sie am Nachmittag am liebsten aufsuchten; außerdem hatte sie gelernt, die einzelnen Pferde zu unterscheiden. Da war zum Beispiel das Hengstfüllen vom Vorjahr, dessen graue Decke so hell war, daß sie fast weiß aussah; nur der charakteristische Streifen, der ihm vom Widerrist über den ganzen Rücken lief, sowie die Vorderbeine unten und die steif starrende Mähne waren dunkler. Dann war da noch die rotbraune Stute mit dem falbfarbenen Fohlen, dessen Fell dem des Hengstes ähnelte. Und dann der stolze Leithengst selbst, dessen Platz eines Tages einer eben jener Jährlinge einnehmen würde, die er heute gerade noch in seiner Nähe duldete; vielleicht aber auch von einem Hengst aus den Würfen des nächsten oder gar des übernächsten Jahres. Der helle, falbfarbene Hengst mit dem tiefbraunen Rückenstreifen, der dunkleren Mähne und den gleichfalls dunkleren Vorderbeinen stand in der Blüte seiner Jahre, und sein ganzes Gebaren verkündete das.
    Leichtfüßig lief sie hinunter an den Fluß, denn inzwischen kannte sie den steil hinunterführenden Pfad so gut, daß sie keinen falschen Tritt mehr machte. Sie trank und legte dann ihr Gewand ab, um schwimmend ihre morgendliche Runde zu drehen. Es war immer noch dasselbe Gewand, doch hatte sie es inzwischen gewaschen und mit ihrem Schaber bearbeitet, um das Leder wieder geschmeidig zu machen. Ihre natürliche Neigung zu Ordnung und Sauberkeit war von Iza nur verstärkt worden, denn Izas Fülle und Vielfalt von Heilpflanzen verlangte Ordnung, um jeden Mißbrauch auszuschließen; außerdem hatte Iza um die Gefahren von Schmutz und Ansteckungen gewußt. Unterwegs ließ sich ein gewisses Maß an Verschmutzung nicht vermeiden; wohl aber dann, wenn man einen glitzernden Fluß in der Nähe hatte.
    Sie fuhr sich mit den gespreizten Fingern durch das dicke blonde Haar, das ihr in Wellen bis weit über die Schultern fiel. »Heute morgen werde ich mir die Haare waschen«, verkündete sie mit ihrer Gebärde niemand im besonderen. Gleich hinter der Flußbiegung hatte sie Seifenwurzeln wachsen sehen und ging jetzt

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