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Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde

Titel: Zyklus der Erdenkinder 02 - Ayla und das Tal der Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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rammte es, riß ein Loch hinein, zerriß die Schnüre und verhedderte sich darin. Während es sich von Schnüren und Planen befreite, kam es zu dem Schluß, daß es die Menschen und ihr Lager nicht mochte, und trottete ohne weiteren Schaden anzurichten davon. Thonolan sah sich über die Schulter hinweg um, erkannte, daß das Nashorn fort war und kam zurückgelaufen.
»Das war dumm!« schrie Jondalar und rammte seinen Speer mit einer solchen Gewalt in den Boden, daß der hölzerne Schaft oberhalb der Knochenspitze abbrach. »Wolltest du dich etwa umbringen? Große Donii, Thonolan! Zu zweit – das reicht nicht aus, um ein Nashorn abzuhängen. Da muß man es schon umzingeln. Was, wenn es dir nachgesetzt wäre? Und was um der Großen Mutter Unterwelt hätte ich tun sollen, wenn du verwundet worden wärest?«
Erst malte sich Überraschung auf Thonolans Gesicht, dann Zorn. Schließlich verzog er das Gesicht zu einem Grinsen. »Du machst dir also echt Sorgen um mich! Schrei, soviel du willst, mir machst du nichts vor. Vielleicht hätte ich’s nicht versuchen sollen, aber ich wollte nicht, daß du irgendeine Unvorsichtigkeit begehst und etwa mit einem solchen leichten Speer auf ein Nashorn losgehst! Was um der Großen Mutter Unterwelt hätte ich tun sollen, wenn du verletzt worden wärest?« Sein Grinsen verbreiterte sich, und in seinen Augen blitzte es auf wie bei einem kleinen Jungen, der es geschafft hat, einem anderen einen Streich zu spielen. »Und außerdem hat es mich nicht verfolgt.«
Jondalar wußte nicht, wie er auf das Grinsen seines Bruders reagieren sollte. Sein Ausbruch war mehr ein Zeichen der Erleichterung als des Zorns gewesen; jetzt brauchte er eine Weile, bis er begriff, daß Thonolan kein Haar gekrümmt worden war.
»Du hast Glück gehabt. Das haben wir wohl alle beide«, sagte er und atmete erleichtert auf. »Aber wir sollten uns wohl ein paar Lanzen machen, und wenn wir vorläufig auch nur die Spitzen schärfen.«
»Ich hab’ in letzter Zeit keine Eiben gesehen, aber wir können unterwegs ja auch nach Esche oder Erle Ausschau halten«, meinte Thonolan und schickte sich an, das Zelt abzubauen. »Damit geht es auch.«
»Alles geht, selbst Weide. Aber wir sollten uns welche machen, ehe wir weiterziehen.«
»Jondalar, laß uns sehen, daß wir von hier fortkommen. Wir müssen unbedingt die Berge dort drüben erreichen, oder?«
»Ich mag aber nicht ohne Lanzen weiterziehen – nicht, wo es hier Nashörner gibt.«
»Wir können ja zeitig Halt machen. Das Zelt müssen wir ohnehin flicken. Und wir können unterwegs auch nach gutem Holz Ausschau halten und einen besseren Lagerplatz finden. Wer weiß, vielleicht kommt dieses Nashorn wieder.«
»Und heftet sich auch noch an unsere Fährte.« Thonolan brannte morgens immer darauf fortzukommen; Verzögerungen machten ihn unruhig, das wußte Jondalar. »Vielleicht sollten wir versuchen, die Berge zu erreichen. Einverstanden, Thonolan. Aber wir machen zeitig Halt, abgemacht?«
»Abgemacht, großer Bruder.«
Die beiden Brüder folgten in gleichmäßigen, raumgreifenden Schritten dem Lauf des Flusses; seit langem hatten sie sich an jeweils die Gangart und das lange Schweigen des anderen gewöhnt. Sie hatten sich eng aneinander angeschlossen, sich gegenseitig Herz und Gedanken geöffnet und Stärken und Schwächen des anderen auf die Probe gestellt. Aus Gewohnheit hatte jeder von ihnen bestimmte Aufgaben übernommen, und wenn Gefahr drohte, war einer auf den anderen angewiesen. Beide waren sie jung, kräftig und gesund und beide, ohne sich darüber im klaren zu sein, von der Zuversicht durchdrungen, mit allem fertigzuwerden, was vor ihnen lag.
Auf ihre Umgebung waren sie in einem solchen Maße eingestimmt, daß ihr Wahrnehmungsvermögen auf geradezu wunderbar feine Weise funktionierte. Bei jeder Störung, die eine Bedrohung darstellte, wären sie augenblicklich auf der Hut gewesen. Der Wärme der fernen Sonne waren sie sich nur unbestimmt bewußt; was sie herausforderte, war der kalte Wind, der durch entlaubte Bäume fuhr, niedrighängende, schwarze Wolken, welche die weißummantelten Schanzen der Berge vor ihnen umwallten, und der tiefe, rasch dahinfließende Strom.
Die Bergzüge der zusammenhängenden Landmasse lenkten selbstverständlich den Lauf des Großen Mutter Flusses. Dieser kam aus dem Hochland nördlich einer der gletscherbedeckten Bergketten und floß gen Osten. Hinter dem ersten Gebirge erstreckte sich eine Tiefebene – in früherer Zeit das Becken eines

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