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Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger

Titel: Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Aufbrechen stehender Knospen und kleiner Blätter aufwies. Diesen Stab übergab er an Tulie. Ihr als der Anführerin oblag es, das Frühlings-Fest zu eröffnen. Der Frühling war die Zeit der Frauen, die Zeit des Gebärens und des neuen Lebens, die Zeit des Neubeginns. Den Schaft mit den beiden ungleichen Enden beidhändig hoch über den Kopf haltend und abwartend, bis alle hersahen, ließ sie den Schaft kraftvoll herniederfahren auf ihr Knie und zerbrach ihn in zwei Teile, wobei dies das Ende des alten und den Beginn des neuen Jahres symbolisierte; damit war der zeremonielle Teil des Abends eröffnet.
»Die Mutter hat wohlwollend über uns gelächelt und uns im letzten Jahresrund ihre ganze Huld zuteil werden lassen«, begann Tulie. »Es gibt soviel zu feiern, daß es schwerfällt zu bestimmen, welches herausragende Ereignis benutzt werden soll, um das Jahr zu bezeichnen. Ayla ist von den Mamutoi adoptiert worden, wir haben also eine neue Frau; außerdem hat es Der Mutter gefallen, Latie bereitzumachen für das Frauentum, was bedeutet, daß wir bald noch eine neue Frau haben werden.« Es überraschte Ayla zu hören, daß sie miteinbezogen wurde. »Wir haben ein neues Baby, ein Mädchen, das einen Namen bekommen und zu uns gehören soll; außerdem soll eine neue Verbindung bekanntgegeben werden.« Jondalar schloß die Augen und schluckte ein paarmal. Tulie fuhr fort: »Wir sind gut und gesund über den Winter gekommen, und es ist an der Zeit, daß der Kreislauf aufs neue beginnt.«
Als Jondalar aufblickte, war Talut vorgetreten und hielt den Sprecherstab. Er sah Nezzie Latie ein Zeichen geben. Latie stand auf, lächelte den beiden jungen Frauen, die ihr ein Gefühl der Sicherheit gegeben hatten, nervös zu und trat dann auf den großgewachsenen Mann mit dem feuerroten Haarschopf zu, welcher der Mann ihres Herdfeuers war. Ermutigend und liebevoll lächelte Talut sie an. Sie sah Wymez neben ihrer Mutter stehen. Wenngleich weniger ansteckend, auch sein Lächeln war von Stolz und Liebe für die Tochter seiner Schwester erfüllt, die seine Erbin und bald eine Frau sein würde. Es war ein bedeutsamer Augenblick für sie alle.
»Ich bin sehr stolz darauf bekanntzugeben, daß Latie, erste Tochter vom Herdfeuer des Löwen, bereitgemacht wurde, zur Frau zu werden«, sagte Talut, »und zu verkünden, daß sie anläßlich des diesjährigen Sommertreffens an der Feier des Frauentums teilnehmen wird.«
Mamut trat vor und reichte Latie etwas. »Das hier ist deine Muta, Latie«, sagte er. »Damit hast du etwas, worin Die Mutter Wohnung nehmen kann; und außerdem bist du damit imstande, eines Tages dein eigenes Herdfeuer zu gründen. Bewahre sie an einem sicheren Ort auf.«
Latie empfing das geschnitzte Elfenbeinfigürchen, kehrte an ihren Platz zurück und zeigte den nahebei Sitzenden freudig ihre Muta. Ayla war interessiert. Sie wußte, daß das Figürchen von Ranec stammte, denn sie hatte ein ähnliches, und sich die Worte in Erinnerung rufend, die soeben gesprochen worden waren, ging ihr auf, warum er es ihr gegeben hatte. Sie brauchte eine Muta, um zusammen mit ihm ein Herdfeuer zu gründen.
»Ranec muß an etwas Neuem arbeiten«, meinte Deegie, als sie das Vogel-Frau-Figürchen besah. »So eine habe ich noch nie zuvor gesehen. Ich finde sie sehr ungewöhnlich und bin mir nicht sicher, ob ich sie wirklich verstehe. Meine Muta sieht viel mehr aus wie eine Frau.«
»Mir hat er eine geschenkt, die ähnlich wie die von Latie ist«, sagte Ayla.
»Für mich ist sie sowohl eine Frau als auch ein Vogel; es kommt nur darauf an, wie man sie betrachtet.« Ayla nahm Laties Muta und drehte und wendete das Figürchen, so daß sie es aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachten konnten. »Mir hat er gesagt, es sei ihm darum gegangen, Die Mutter in Ihrer Geistigen Form darzustellen.«
»Ja, jetzt wo du es mir gezeigt hast, erkenne ich es«, sagte Deegie und reichte die kleine Figur an Latie zurück, welche die Elfenbeinschnitzerei behutsam in den Händen barg.
»Mir gefällt sie. Sie ist nicht so wie die aller anderen, und sie bedeutet etwas Besonderes«, sagte Latie, erfreut darüber, von Ranec eine Muta bekommen zu haben, von denen es nur wenige gab. Obwohl er nie am Herdfeuer des Löwen gelebt hatte, war auch Ranec ihr Bruder; nur war er soviel älter als Danug, daß sie mehr einen Onkel als einen Bruder in ihm sah. Sie verstand ihn auch nicht immer, doch sah sie zu ihm auf und wußte, daß er von allen Mamutoi als Bildschnitzer

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