Zyklus der Erdenkinder 03 - Ayla und die Mammutjäger
vorausgeritten, als wir es erfahren hatten«, sagte Ayla.
»Aber wie wollt ihr es erfahren haben? Ich bin der einzige Läufer, der ausgeschickt wurde«, sagte Ludeg.
»Nein«, erklärte Jondalar. »Du bist der einzige menschliche Läufer, der ausgeschickt wurde, aber Wölfe sind schneller als Menschen.«
Plötzlich bemerkte Ludeg den jungen Wolf. »Er ist nicht mit euch auf die Jagd gezogen, wieso ist Wolf denn hier?«
»Ich nehme an, Rydag hat ihn hergeschickt«, sagte Ayla. »Er hat uns auf der anderen Seite des Morastes gefunden.«
»Und da kann man von Glück sagen«, fügte Jondalar noch hinzu. »Du hättest die Jäger verfehlen können. Sie haben nämlich beschlossen, auf dem Rückweg einen Bogen um den Morast zu schlagen. Schwer beladen, ist es leichter, auf trockenem Grund voranzukommen.«
»Dann sind sie also auf Mammuts gestoßen. Gut, da werden sich alle freuen«, sagte Ludeg und sah dann Ayla an. »Ich denke, du solltest dich beeilen. Es ist schon eine glückliche Fügung, daß du so nahe bist.«
Ayla merkte, daß ihr alles Blut aus dem Gesicht wich.
»Möchtest du mit zurückreiten, Ludeg?« fragte Jondalar, ehe sie weitereilten. »Wir können ja zusammen auf einem Pferd sitzen.«
»Nein, reitet nur weiter. Ihr habt mir auch so schon einen weiten Weg erspart. Es macht mir nichts aus, zu Fuß zurückzukehren.«
Ayla trieb Winnie den ganzen Weg zurück immer wieder zu schneller Gangart an und war vorm Zelt schon abgesessen, ehe die anderen überhaupt merkten, daß sie zurück war.
»Ayla! Du bist also da. Hast es rechtzeitig geschafft. Ich hatte schon Angst, daß du zu spät kommen würdest«, sagte Nezzie. »Ludeg muß die Beine in die Hand genommen haben.«
»Es war nicht Ludeg, der uns gefunden hat, sondern Wolf«, sagte Ayla, streifte sich den Überwurf über den Kopf und eilte an Rydags Lager.
Einen Moment mußte sie die Augen schließen. Die Art, wie er die Zähne zusammenbiß, und die harten Linien in seinem Gesicht verrieten mehr als Worte, daß er Schmerzen hatte, schreckliche Schmerzen. Er war bleich, doch dunkle Ringe umschatteten seine Augen, und die Backenknochen und die Brauenwülste traten deutlicher hervor als sonst Jeder Atemzug kostete ihn Mühe und bereitete ihm mehr Schmerzen. Sie sah zu Nezzie auf, die neben der Lagerstatt stand.
»Was ist geschehen, Nezzie?« Um seinetwillen unterdrückte sie die Tränen.
»Wenn ich das nur wüßte! Es ging ihm gut, und dann bekam er plötzlich diese Schmerzen. Ich habe alles versucht zu tun, was du nur gesagt hast, und habe ihm die Medizin gegeben. Aber nichts hat geholfen«, sagte Nezzie.
Ayla spürte, wie ihr Arm leicht berührt wurde. »Ich bin froh, daß du gekommen bist«, signalisierte ihr der Junge.
Wo hatte sie das schon mal erlebt? Diesen Kampf, mit einem Körper Zeichen zu machen, der zu schwach war, um sich zu bewegen? Iza! So war sie gewesen, als sie starb. Ayla war damals gerade von einem langen Marsch zurückgekehrt; sie hatte am Clan-Treffen teilgenommen. Diesmal jedoch war sie nur für kurze Zeit fortgewesen. Was war mit Rydag geschehen? Wie hatte er so schnell krank werden können? Oder hatte sich dies bereits langsam angebahnt?
»Du hast Wolf zu mir geschickt, nicht wahr?« fragte Ayla.
»Ich wußte, er würde dich finden«, kamen die Zeichen von dem Jungen. »Wolf ist ein kluges Tier.«
Dann schloß Rydag die Augen, und Ayla mußte den Kopf abwenden und ihrerseits die Augen zumachen. Es tat weh zu sehen, welche Mühe ihn jeder Atemzug kostete und welche Qualen er litt.
»Wann hast du das letztemal deine Medizin genommen?« fragte Ayla, als er die Augen aufschlug und sie es schaffte, ihn wieder anzusehen.
Rydag schüttelte leicht den Kopf. »Hilft nichts. Nichts hilft.«
»Was soll das heißen: nichts hilft? Du bist schließlich keine Medizinfrau. Woher willst du das wissen? Ich bin es, die das weiß«, sagte Ayla und bemühte sich, mit fester Stimme Zuversicht zu vermitteln.
Wieder schüttelte er leicht den Kopf. »Ich weiß es.«
»Nun, ich werde dich untersuchen, aber erst will ich dir eine Medizin holen«, sagte Ayla; dabei war es mehr so, daß sie fortging, weil sie Angst hatte, hier an seinem Lager zusammenzubrechen. Als sie sich anschickte zu gehen, berührte er ihre Hand.
»Geh nicht fort!« Wieder schloß er die Augen, und sie sah, wie er abermals gequält nach Atem rang, dann nochmals – und sie stand ohnmächtig daneben, ohne etwas tun zu können. »Ist Wolf wieder da?« fragte er schließlich mittels
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