Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
sie auf dem Boden ab. Zwei von ihnen waren Lehrburschen Jondalars, die beiden anderen Freunde, die zufällig dabeigestanden hatten, als nach Sänftenträgern gesucht wurde.
Ayla betrachtete das Gerüst, auf dem Marthona zum Sommertreffen gereist war. Es bestand aus zwei Stangen von gerade gewachsenen jungen Eschen, die parallel zueinander lagen und mit starken, diagonal verlaufenden Seilen verflochten waren, so dass ein Rautenmuster entstand. Zwischen die Schnüre waren in bestimmten Abständen kürzere Stangen eingefügt, wodurch die Tragefläche stabiler wurde. Ayla war überzeugt, dass sich Marthona als erfahrene Weberin an der Herstellung beteiligt hatte. Sie saß am hinteren Ende der Sänfte auf zwei Kissen. Ayla reichte ihr eine Hand, um ihr beim Absteigen behilflich zu sein. Marthona dankte den jungen Männern sowie einigen anderen, die sich unterwegs offenbar mit den anderen beim Tragen abgewechselt hatten.
Die Nacht zuvor hatten sie in dem kleinen Tal der Fünften Höhle mit den wenigen Leuten der Gruppe verbracht, die nicht zum Sommertreffen reisen konnten, darunter auch einer der ansässigen Zelandoni-Gehilfen. Sie alle interessierten sich für Marthonas Transportmittel, ein paar fragten sich, ob sie wohl auch junge Männer finden könnten, die bereit wären, sie zu einem Sommertreffen zu tragen. Die meisten von ihnen hätten gerne daran teilgenommen und hatten das Gefühl, durch ihre Abwesenheit etwas zu versäumen, nur weil sie die Entfernung nicht auf eigenen Beinen zurücklegen konnten.
Jondalars Burschen trugen die Sänfte in die Hütte, Ayla folgte ihnen. Dabei überlegte sie sich, dass die Dienste der jungen Männer vielleicht auch weiterhin benötigt würden. »Hartalan, wärst du bereit, mit Zachadal und vielleicht ein paar anderen zusammen Marthona wenn nötig hier auf dem Sommertreffen herumzutragen? Der Weg von hier zur Hütte der Zelandonia und zu einigen anderen Lagern könnte ein bisschen zu weit für sie sein«, sagte sie.
»Sagt uns einfach Bescheid, wenn ihr uns braucht«, antwortete Hartalan. »Am besten wäre natürlich, wenn ihr es uns im Voraus sagen könntet, aber einer von uns dürfte eigentlich immer in der Nähe sein. Ich rede mit den anderen, damit wir sicherstellen können, dass immer jemand hier ist, der andere zur Verstärkung holen kann.«
»Das ist sehr nett von euch«, sagte Marthona, die gerade zum Eingang hereintrat. »Aber ich möchte euch nicht von euren anderen Aufgaben abhalten.«
»Viel zu tun gibt es nicht mehr«, erwiderte Hartalan. »Einige wollen jagen gehen oder Verwandte besuchen und dann bald aufbrechen. Die meisten Zeremonien und Feste sind vorbei, bis auf die späten Hochzeitsriten und die große Feier, die von den Zelandonia anscheinend gerade vorbereitet wird, und Jondalar ist neuerdings sowieso unauffindbar, aber im Winter nimmt er sich immer mehr Zeit für die Ausbildung. Es hat Spaß gemacht, dich herumzutragen, Marthona«, sagte Hartalan grinsend. »Du ahnst nicht, wie viel Aufmerksamkeit uns zuteilwurde, als wir mit dir ins Lager kamen.«
»Offenbar habe ich Unterhaltungswert bekommen.« Marthona lächelte ebenfalls. »Solange es euch wirklich nichts ausmacht, würde es mich sehr freuen, wenn ich euch hin und wieder um Hilfe bitten dürfte. Um ehrlich zu sein, kann ich kurze Strecken mittlerweile viel besser gehen als zu Beginn des Sommers, aber selbst an einem Gehstock komme ich nicht allzu weit, und es ist mir unangenehm, wenn alle anderen meinetwegen langsamer gehen müssen.«
In dem Moment kam Folara hereingestürmt. »Mutter! Du bist hier! Ich habe gerade gehört, dass du zum Sommertreffen gekommen bist. Ich wusste nicht einmal, dass du unterwegs warst.« Zur Begrüßung umarmten sie sich und rieben die Wangen aneinander.
»Dafür musst du dich bei Ayla bedanken. Als sie hörte, dass du möglicherweise jemanden gefunden hast, der dir wichtig werden könnte, schlug sie vor, dass jemand mich abholt. Eine junge Frau braucht ihre Mutter, wenn ernsthafte Entscheidungen getroffen werden«, sagte Marthona.
»Damit hat sie Recht.« Folaras strahlendes Lächeln sagte Marthona, dass diese Möglichkeit durchaus bestand. »Aber wie bist du hergekommen?«
»Ich glaube, das war auch Aylas Idee. Sie sagte Dalanar und Joharran, es gebe keinen Grund, warum ich nicht von ein paar kräftigen Männern hergetragen werden könnte, woraufhin mehrere kamen und mich abholten. Ayla hatte vorgeschlagen, dass ich mit ihr mitkomme und auf Winnie reite. Das hätte
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