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0006 - Ich stürmte das graue Haus

0006 - Ich stürmte das graue Haus

Titel: 0006 - Ich stürmte das graue Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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meiner rechten Hand entfernt war.
    Die Eisentür flog auf, aber Left kam nicht herein. Statt dessen kommandierte er: »rauskommen, aber Arme oben lassen!«
    Ich gehorchte. Er war zur Seite getreten und stand in dem Gang, mehr als zehn Schritte von mir entfernt, zuviel, um ihn mit nur der geringsten Aussicht auf Erfolg angreifen zu können.
    »Geh den Gang entlang!« befahl er.
    Ich gehorchte, und obwohl es durchaus nicht sicher war, ob ich nicht in der nächsten Sekunde eine Kugel in den Rücken erhielt, achtete ich sehr darauf, was sich links und rechts befand. Es waren lauter Türen wie die eines Gefängnisses, an jeder Seite drei. Nur eine davon stand auf, und ich konnte in den Raum hineinsehen. Ich erblickte eine große Schalttafel, an der ein Mann mit einem Schraubenzieher hantierte. Alle diese Türen schien man nur von außen durch zwei Riegel verschließen zu können.
    Am Ende des nicht langen Ganges stand ich vor einer schweren Holztür mit Klinke.
    »Aufmachen!« sagte Left. Ich drückte die Klinke hinunter und sah mich einer eisernen Treppe gegenüber.
    Brandy stupste mir den Gewehrlauf in den Rücken als Aufforderung, hochzusteigen. Ich zählte die Stufen. Es waren siebzehn. Die Treppe endete vor einer weißlackierten Tür, die ich ebenfalls öffnen mußte. Wir betraten ein Zimmer, das ebenso fensterlos war wie das, in dem Gradness mir vor einem Dutzend Stunden seinen Spiegelzauber vorgeführt hatte.
    Ich mußte mich auf einen Stuhl setzen, und als ich mich umdrehte, erblickte ich eine Gestalt mit einem Bildschirm. Es sah aus wie ein im Bau befindlicher Fernsehapparat, denn die Drähte, Spulen und Röhren waren nicht verdeckt.
    Left ging rückwärts zu dem Ding hin. Das Gewehr hielt er dabei ständig auf mich gerichtet. Er drehte an einem Knopf, und ich hörte Gradness' Stimme.
    »Es tut mir unendlich leid«, sagte er gerade. Left trat zur Seite und gab den Blick auf den Bildschirm frei. Ich sah Gradness und Phil, und ich erkannte klar, daß diese Szene im Arbeitszimmer des Erpressers spielte.
    Dieser Gradness hatte eine ganze Portion Ahnung von Methoden, mit denen man einen Mann psychologisch fertigmachen kann. Ich mußte die Lippen aufeinanderpressen, um nicht einen Schrei auszustoßen.
    Ich war daran, zu schreien: Zieh den Revolver, Phil! Knall ihn über den Haufen!
    Na ja, ich wurde mit meinen eigenen Nerven fertig. Es war sonnenklar, daß Gradness mich niemals hierher hätte bringen lassen, wenn eine Verbindungsmöglichkeit zu Phil bestünde.
    Ich schielte zu Left hinüber. Ich hätte ihn gern angefallen, solange Phil im Haus war, aber es war unter diesen Umständen völlig sinnlos. Ich bot ihm ein so sicheres Ziel wie ein Kaninchen im Stall.
    Ich hörte Phil sagen, und ich konnte die Bewegung seiner Lippen dabei sehen: »Die Umstände zwingen mich, mit offenen Karten zu spielen, Mr. Gradness. Lybold Jones gibt zwar zu, daß Cotton in seine Wohnung eindrang, aber er behauptet, er hätte ihn ungeschoren fortgehen lassen. Wir würden ihm nicht glauben, aber zwei seiner Leute bestätigen diese Aussage.«
    »Ich kenne zwar Mr. Jones nicht«, antwortete Gradness höflich, »und es liegt mir fern, ihn zu verdächtigen, aber dürfte er nicht Einfluß genug haben, um seine Leute zu solchen Aussagen zu veranlassen?«
    »Natürlich«, sagte Phil ungeduldig, »aber wir haben nicht das Gefühl, daß es sich so verhält. Uns erschienen die Aussagen nicht abgesprochen, sondern den Tatsachen entsprechend. Sie wissen, Mr. Gradness, daß mein Freund Sie wegen der Sache in der 63. Straße im Verdacht hatte, und ich bin nicht sicher, ob er diesen Verdacht wirklich aufgegeben hat. Kurz und gut, ich halte es für möglich, daß er nach seinem mißglückten Besuch bei Jones auf den Gedanken kam, Ihnen einen Besuch abzustatten.«
    Ich mußte lächeln. Phils Ahnungen waren goldrichtig, und er schien mich gut zu kennen.
    Gradness spielte die beleidigte Unschuld. Er zog die Brauen hoch und gab seinem Gesicht den Ausdruck höchsten Erstaunens. »Verstehe ich Sie richtig, Mr. Decker?« hörte ich ihn säuseln. »Sie glauben, Mr. Cotton könnte bei mir eingebrochen haben, ich könnte ihn dabei erwischt haben? Sind Sie wahrhaftig der Meinung, ich würde das den Behörden verschweigen, wenn es der Fall wäre?«
    Der arme Phil wand sich.
    »Verstehen Sie mich bitte, Mr. Gradness. Selbstverständlich habe ich nicht die Absicht, Ihnen irgend etwas unterschieben zu wollen. Aber da mein Kollege nun einmal verschwunden ist, müssen wir

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