0007 - Ich und die Staatenbande

Schlag voll einhandelte. Mike hatte zu schnell zugeschlagen. Doch dann stellte ich ihm ein Bein, und er schlug der Länge nach hin. Als er sich aufrichtete, hatte er ein kleines Messerchen in der Hand.
    »Laß das Ding fallen«, sagte ich vermittelnd.
    Mike war für solche Argumente nicht mehr zugänglich. Er war ganz versessen darauf, mir die Klinge in den Leib zu jagen, und zwar so schnell wie möglich. Verständlicherweise hatte ich dagegen eine Menge einzuwenden. Ich unterlief seinen erhobenen Arm und wandte einen Trick an, der zweifachen Erfolg hatte. Mike stöhnte auf und ließ dann das Messer fallen. Er dachte vorerst nicht mehr an Flucht.
    »So, Mike«, sagte ich in einem netten Ton zu ihm. »Und nun setzen wir uns in eine Bar und unterhalten uns mal. Was hältst du davon?«
    Der junge Mann machte jetzt keine Schwierigkeiten mehr, aber ich ließ mich dadurch nicht täuschen. Ich wußte fast hundertprozentig, daß er noch einmal einen Fluchtversuch riskieren würde.
    Wir hatten uns in einen Drugstore gesetzt, und ich begann ihn auszuhorchen. Wie nicht anders zu erwarten war, stritt Mike erst einmal entschieden ab, in der Gasse gewesen zu sein. Als ich ihm aber seine Papiere auf den Tisch legte, wurde er friedlicher.
    »Ich hatte aber mit dem Überfall nichts zu tun«, sagte er dann. »Ich kam zufällig vorbei und dachte, man hätte einen überfallen.«
    »Erzähl das den Richtern«, schlug ich vor. »Du sollst mal sehen, Mike, welchen Heiterkeitserfolg du dann zu verbuchen hast. Junge, glaubst du, mit diesen Mätzchen würdest du noch einmal davonkommen?«
    »Was wollen Sie eigentlich von mir?« fragte er.
    »Das ist schnell gesagt«, erwiderte ich. »Daß ich vom FBI bin, wird man dir inzwischen erklärt haben. Schön, ich will dich mitnehmen und vor ein Gericht stellen. Dürfte doch klar sein, mein Junge.«
    »Ich habe nichts zu befürchten«, sagte er ruppig und ängstlich zugleich.
    »Natürlich nicht«, meinte ich. »Höchstens eine Anklage wegen Mordversuchs.«
    »Waaas?« fragte er und sah mich entgeistert an.
    »Ja, hast du denn geglaubt, man würde dich nicht verpfeifen?« fragte ich erstaunt und sah ihn gespielt überrascht an. »Jeff hat ganze Arien gesungen. Er hat ausgesagt, daß ihr alle den Auftrag hattet, mich stumm zu machen.«
    »Jeff will geredet haben?« fragte er beklommen. Mike Mitchell war wirklich noch kein ausgekochter Gangster.
    »Natürlich hat er geredet«, erwiderte ich. »Du wirst es bald am eigenen Leib erleben, wie schnell und ausführlich man redet, wenn man erst mal wegen Mord angeklagt worden ist. Du Trottel, ist dir noch nie in den Sinn gekommen, daß man schnell auf dem elektrischen Stuhl landet, wenn man sich auf solche Sachen einläßt, wie du’s getan hast?«
    »Aber wir sollten Sie doch nur…«
    »Umlegen«, sagte ich.
    »Nein«, verbesserte er mich fast wütend. »Wir sollten Sie nur verprügeln. Mehr nicht. Keiner von uns hat eine Kanone bei sich gehabt.«
    »Nur ein kleines Messerchen, wie?«
    »Das trägt doch jeder hier in der Kante«, entschuldigte er sich. »Wir wollten Sie wirklich nur verhauen.«
    »Eben hast du dich etwas anders ausgedrückt«, stellte ich fest. »Wer hat euch denn in Marsch gesetzt und den Auftrag gegeben, mich zu verprügeln?«
    »Ich bin kein Verräter…«, sagte er und sah zu Boden.
    »Du hast wenigstens noch Mark in den Knochen«, lobte ich ihn, ohne eine Miene zu verziehen. »Daran sollte sich Dean Holden mal ein Beispiel nehmen.«
    »Was ist mit Holden?« fragte er arglos zurück. Die Angst saß Mike Mitchell mächtig in den Knochen. Zum erstenmal schien ihm bewußt geworden zu sein, daß sich Gaunereien und Verbrechen nicht lohnen. Zum erstenmal merkte er wohl, daß das Gesetz immer stärker ist, auch wenn’s nur manchmal im Schritt zu gehen scheint.
    »Mit Holden?« fragte ich zurück. »Der saß noch nicht eine einzige Stunde in Einzelhaft, da begann er auch schon in allen Tonarten zu singen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Mitchell trotzig.
    »Ich zwing’ dich ja nicht dazu«, erwiderte ich abwinkend. »Mir genügt es, daß er geredet hat.«
    »Hat er auch meinen Namen genannt?« fragte Mitchell und sah mich lauernd an. Ich wußte sofort, daß das aus irgendeinem Grund nicht der Fall sein konnte. Ich schüttelte daher den Kopf, ließ mich in den Stuhl zurücksinken und nippte an meinem Glas.
    »Dein Name ist von Jeff genannt worden«, sagte ich bluffend. »Und Jeffs Name wieder ist von Dean Holden genannt worden. Was