0011 - Ich zerpflückte die Blütenbande
»Verwechseln Sie mich nicht mit einem kleinen Strolch. Ich kann auch allein existieren.«
»Vielleicht haben Sie nicht so unrecht«, gab Barber zu. »Wenn ich Sie recht verstanden habe, wollen Sie mit ins Vertrauen gezogen werden, oder?«
»Genau das will ich«, sagte ich und nickte bekräftigend.
»Ich werde mit meinem Teilhaber darüber reden«, sagte er. »Ich hätte Ihnen anders antworten können, glauben Sie es mir. Aber Sie sollen sehen, dass ich es gut mit Ihnen meine. Wenn alles klappt, sollen Sie später die Organisation leiten. Mir wird die Arbeit schon langsam zu viel. Also gut, morgen kommen die beiden Graveure. Ich werde sie zu Ihnen schicken und Sie montieren dann die Platten und lassen die ersten Probedrucke machen.«
»Und wann sollen sie ausprobiert werden?«
»Das werden Harper, Sie und ich allein besorgen«, erwiderte Barber. »Wir suchen uns sogar eine Bank dafür aus, denke ich. Wir müssen ganz sicher gehen, dass die Drucke in Ordnung sind. Und den Überfall auf das Papier können Sie wegen mir auch leiten. Ich will nur wissen, dass alles in Ordnung geht. Danach sollen Sie auch den Chef… ich meine, den Teilhaber, kennen lernen. Haben Sie sonst noch Wünsche?«
»Das wär’s vorerst«, sagte ich und zündete mir eine Zigarette an. Meiner Schätzung nach versuchte Barber, mir Sand in die Augen zu streuen. So viel Zugeständnisse hatte ich gar nicht erwartet. Sie waren mehr als ungewöhnlich. Er wollte mich wohl in Sicherheit wiegen, um mich desto gefahrloser abschießen zu können.
»Wie steht’s denn mit Miss Brent?«, fragte er mich später.
»Ich war heute noch bei ihr«, sagte ich. »Sie wird mir kein Theater machen, wenn ich gehe.«
»Ist es schon soweit?«
»Früher oder später musste es ja so kommen«, sagte ich. »Na, Sie werden sie ja vielleicht kennen lernen.«
»Das will ich sogar«, antwortete er. Barber redete mit mir über belangloses Zeug und ich war froh, als ich endlich aussteigen konnte. Ich aß irgendwo zu Mittag und ließ mich dann von einer Taxe zur Pension bringen. Die Tage vergingen und ich wartete voller Ungeduld auf den Montag, an dem die Papieraktion steigen sollte. Culmer saß mir im Nacken. Bisher hatte man es verstanden, ihn von einem Anwalt fernzuhalten, aber durch einen dummen Zufall konnte die Wahrheit ans Tageslicht kommen. Erfuhr Barber aber erst einmal, dass Culmer noch lebte, dann brach unser sorgsam auf gebauter Plan in sich zusammen.
Mein Kontakt zu den Kollegen meiner Dienststelle klappte ausgezeichnet. Ich hielt meine Leute auf dem Laufenden und erfuhr umgekehrt wieder, wie dicht das Netz um die Blütenbande gezogen war.
In der Nacht zum Sonntag, es ging schon auf den Morgen zu, wurde gegen die Tür geklopft. Ich schaltete das Licht ein und fragte, wer da sei.
»Hier ist Harper… mach schon auf… Barber hat mich geschickt.«
Ich entsicherte erst einmal die Waffe, bevor ich zur Tür ging. Aber Harper führte nichts im Schilde, wenigstens jetzt noch nicht. Er kam ins Zimmer und setzte sich auf die Kante eines Sessels.
»Du sollst sofort zu Barber kommen«, sagte er. »Wir haben eine tolle Neuigkeit für dich.«
»Eine Neuigkeit?«
»Ja, aber vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt«, verbesserte er sich schnell. »Lass dir das vom Chef erzählen. Ich will mir nicht den Mund verbrennen.«
Ich ließ Harper nicht aus den Augen, als ich mich anzog. Aber er saß vollkommen harmlos vor dem Rauchtisch, trank meinen Whisky und blätterte in einem Magazin herum. Er war sichtlich erleichtert, als ich endlich marschbereit war.
Ich ließ Harper vorausgehen.
Wir gingen über die Treppe nach unten und ich betrachtete mir den Wagen, der vor der Pension stand. So viel ich sehen konnte, war er leer. Er war’s auch tatsächlich. Harper setzte sich ans Steuer und fuhr durch die Straßen, auf denen der erste Betrieb einsetzte.
»Wie ist denn seine Stimmung?«, fragte ich Harper, als wir uns dem kleinen Haus näherten, in das Barber vor einigen Tagen gezogen war.
»Wie immer«, wich Harper aus.
Ich drang nicht weiter in ihn. Er hatte sicherlich Anweisung erhalten, nicht zu sprechen. Ich Heß mir schnell alles noch einmal durch den Kopf gehen und ich blieb unwillkürlich an dem Namen Culmer hängen. Sollte der Gangster eine Möglichkeit gefunden haben, sich bemerkbar zu machen? In jedem Gefängnis und wurde es auch noch so abgedichtet, gab es Leute, die Kassiber schmuggelten. Ich machte mich innerlich bereits auf eine harte und blutige
Weitere Kostenlose Bücher