002 - Stadt der Verdammten
stehen und blickte über eine mehr als einen Kilometer breite Flusslandschaft. Er kletterte auf eine der kahlen Buchen am Waldrand. Von der Krone aus entdeckte er einen breiten Strom in der Mitte der Landschaft.
»De magaa fluwee de landa de midaa« , sagte Sorban andächtig.
Matt kletterte wieder vom Baum herunter. »Was hat er gesagt?«
»Der große Fluss des Südlands«, übersetzte Aruula.
Matt holte seine Karte hervor. So gründlich er die Alpen und die angrenzenden Gebiete auch studierte, er kam immer zu demselben Ergebnis: Der Fluss musste der Po sein. Etwas anderes kam nicht in Frage. Dann war der See, dessen Ufer er vor drei Tagen gesehen hatte, der Gardasee, und das Flusstal, durch das sie aus dem Gebirge gezogen waren, die Etsch. Auch wenn sie nach seinem Kompass südöstlich verlaufen war, und auch wenn dieser Strom hier dem Kompass nach in nordöstliche Richtung floss und nicht, wie die Karte behauptete, in östliche.
Noch einmal studierte Matt die Karte. Wenn das tatsächlich der Po war, lag Verona schon einen Tagesmarsch hinter ihnen. Aber südwestlich lag Parma und südöstlich Ferrara. Jeweils ein bis zwei Tagesmärsche entfernt. »Ich muss in eine Stadt!« Matt sprang auf und wandte sich an Sorban. »Stadt, Villaga…!«
Der Häuptling winkte ab und brummte etwas in seinen Bart, das Matt nicht verstand. »Stadt bedeutet Tod«, übersetzte Aruula, »und Sorban will, dass Horde lebt.«
Matt verzichtete auf eine Diskussion. Aber der Gedanke setzte sich in seinem Kopf fest. Wenn er das Rätsel dieser Albtraumwelt lösen konnte, dann nur in einer Stadt.
Wieder dienten die Frekkeuscher als Fähren. Gepäck und die Horde wurden portionsweise über die Stromlandschaft geflogen. Es Nvar die Flusslandschaft einer fast subtropischen Region fernab jeder Zivilisation, die sich Matt darbot. Und nicht die in einer gemäßigten Zone in einem hochindustrialisierten Staat, wie Italien einer war…oder es zumindest vor dem Einschlag des verdammten Kometen gewesen war… korrigierte sich Matt.
Der Angriff der Erdschlangen brach vollkommen unerwartet über sie herein. Matt und Aruula warteten mit etwa zwanzig Mitgliedern der Horde im Schilf auf der anderen Seite des Stromes. Der Frekkeuscher an der Spitze der Flugkette mit der restlichen Horde hatte gerade die Flussmitte erreicht, als plötzlich links und rechts von Matt Wasservögel kreischten und fluchtartig aus dem Schilf aufstoben.
Schilfrohre bogen sich auseinander, und Matt sah die schwarzen Köpfe zweier Gejagudoo.
Ein Aufschrei ging durch die wartenden Menschen. Sie sprangen auf und rannten los. Matt riss die Pistole aus seinem Overall. Links und rechts von ihm spritzten Fontänen aus Wasser und Schlamm himmelwärts. Eine schwangere Frau versank im Morast. Ein junger Krieger schrie in Todesangst und rammte seinen Speer in die brodelnde Erde zu seinen Füßen. Es nützte ihm nichts. Unaufhaltsam wurde er in den schlammigen Boden gezerrt.
»In den Wald!«, brüllte Matt. »Lauft in den Wald!« Die Waffe mit beiden Händen umklammert drehte er sich um seine Längsachse, beobachtete das Gras, das Schilf, die Wasserlachen. Schon fünfzig Schritte trennten ihn von der fliehenden Horde. Er sah, dass sich Aruula nach ihm umdrehte. »Lauf!«, brüllte er. »Lauf!«
Rings um ihn herum schien die Erde aufzuplatzen. Fünf; sechs Schlammfontänen spritzten hoch. Alle knapp zwanzig Schritt von ihm entfernt.
Sie umzingeln dich… Jeder Schritt, den du tust, verrät ihnen deinen Standort…
Neben sich nahm er den Schatten eines Frekkeuschers wahr. Er sah hoch - zwei Riesenheuschrecken überflogen seinen Standort in Richtung Wald. Schmatzende, gurgelnde Geräusche rissen Matts Blick zurück auf den Boden. Von allen Seiten sah er dicke schwarzpelzige Wülste durch die Grasnarbe rotieren.
Ja - rotieren! Gewinden gleich kreisten die spiralförmig angeordneten Hornplatten. Die Bestien wühlten sich auf ihn zu.
Matt riss die Beretta 98 G hoch und drückte ab. Einmal, zweimal, dreimal. Eine der Erdschlangen zuckte und erschlaffte, eine zweite bäumte sich auf, riss Schlamm und Erde mit sich in die Höhe, rotierte durch die Luft und schlug im Gras auf. Zahllose Schaufelbeine streckten sich von ihrem etwa sechs Meter langen Leib.
Ein Pfeilhagel von Sorbans Leuten ging auf die Angriffswelle der Gejagudoo nieder. Drei der Bestien verendeten. Aber immer noch wühlten sich vier oder fünf auf Matt zu. Doch nun war eine Lücke in ihre Umzingelung geschlagen. Matt spurtete
Weitere Kostenlose Bücher