0032 - Wir setzten drei Millionen ein
der andere fest und stocherte in seiner Eiscreme-Soda. »Er vertröstete dich um vierzehn Tage, sagtest du. Glaubst du, dass es mit dieser Zeitspanne eine bestimmte Bewandtnis hat?«
»Unsinn, er sagte vierzehn Tage, weil ihm das so in den Sinn kam. Er hätte ebenso gut einen Monat sagen können, aber das wäre wahrscheinlich eine zu große Enttäuschung für mich gewesen.«
Der andere war nicht überzeugt.
»Vielleicht hast du recht, aber vierzehn Tage können wir auch noch riskieren. Jedenfalls vielen Dank für deine Hilfe, Georg, und sage dem Chef Bescheid, ich riefe ihn spätestens morgen früh an.«
Er legte ein paar Geldmünzen für das Eiscreme-Soda auf den Tisch und ging. Er lenkte seine Schritte zur 15. Straße, gönnte dem Tor der Lester Company kaum einen Blick, betrat den nächsten Gemüseladen und machte sich an das mühselige Geschäft, das er sich vorgenommen hatte. Er kaufte ein Pfund Orangen und erkundigte sich bei der Inhaberin, ob hier wohl ein Zimmer zu vermieten wäre. Die Frau nannte ihm ein paar Adressen aus der Reihe ihrer Kunden, und der Mann klapperte unverzüglich diese Adressen ab, soweit sie sich auf die 15. Straße bezogen. Es war nichts Passendes darunter, und er begann einfach bei den Familien zu schellen, die in Häusern wohnten, die ihm für seine Zwecke geeignet erschienen. Er begann mit der Lüge, er habe gehört, hier sei ein Zimmer frei und entschuldigte sich, wenn die Leute erstaunt verneinten.
Im Hause 1354 hatte er Glück. Oben unter dem Dach öffnete ihm ein kleiner, vermickerter Mann in Hosenträgern.
»Nein«, sagte er, nachdem der Besucher sein Sprüchlein vorgebracht hatte, »eigentlich haben wir kein Zimmer zu vermieten, aber was dachten Sie denn zu zahlen?«
»Achtzig Dollar«, antwortete der Fremde.
Der Wohnungsinhaber rief nach seiner Frau. Sie beratschlagten flüsternd. Schließlich zeigten sie dem Besucher ihren Wohnraum, der nach der Straße zu lag. Der Mann warf einen flüchtigen Blick aus dem Fenster.
»Okay«, sagte er, griff in die Brusttasche und blätterte achtzig Dollars auf den Tisch.
»Vielen Dank«, sagte der Wohnungsinhaber und grapschte mit unverhohlener Freude nach dem Geld. »Auf gutes Zusammenleben also, Mr.…«
Er streckte seine dürre Hand aus.
»Fred Littman«, nannte der neue Mieter seinen Namen. »Und ich wohne dort gut, wo sich niemand um mich kümmert, Mr. Haspert.«
Er hatte den Namen des Wohnungsinhabers auf dem Türschild gelesen. »Ich führe einen reichlich unruhigen Lebenswandel. Kann sein, dass ich tagelang nicht aus dem Zimmer fortgehe, kann auch sein, dass ich tagelang nicht hier bin. Machen Sie sich nichts daraus. Die Miete jedenfalls zahle ich pünktlich.«
***
Ich weiß nicht, ob Sie es schon erraten haben, jedenfalls waren es anstrengende zehn Tage, in denen ich mich in Jerry Cotton und Fred Littman spaltete.
Es war mir gelungen, an jenem Abend den Chef mit einem Vorschlag einzuwickeln, gegen den er keine Einwände mehr Vorbringen konnte. Ich bot ihm an, mich in einen neuen Menschen zu verwandeln, und damit die Beobachter des Alban Chapper nicht auf den Gedanken kamen, ich liefe in einer Maske herum, bot ich außerdem an, ich würde viermal täglich im Original erscheinen. Das sah dann so aus, dass ich morgens als Jerry Cotton in Begleitung meiner Leibwache das Haus verließ, als Jerry Cotton das Hauptquartier betrat, mich im Hauptquartier mit schwarzer Hornbrille, angeklebtem Schnurrbart, anderem Mantel und anderem Hut in Fred Littman verwandelte. In dieser Form ging ich meinen sonstigen Interessen nach. Irgendwann im Laufe des Tages oder auch erst während der Nacht schlich ich ins Hauptquartier zurück und ließ mich in meine Wohnung fahren, immer in Begleitung meiner beiden Wächter. Manchmal tauchte ich auch überhaupt nicht auf, und dann konnten die Beobachter meinetwegen annehmen, ich schliefe im Hauptquartier.
Natürlich war der Wille, meine Freiheit zu behalten, nicht der einzige Grund zu dieser Maskerade. Mir ging es immer noch um das Motiv beim Hank-Mord, und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr kam ich zu der Überzeugung, dass doch irgendein Zusammenhang zwischen dem Mord und den Beziehungen der North Insurance zur Lester Company zu suchen war, und ich unternahm einiges, um diesen Zusammenhang aufzudecken.
Zunächst dachte ich daran, einen unserer Leute in den Lester-Verein einzuschmuggeln. Da Phil und ich hierfür nicht infrage kamen, weil eine noch so gute Maske auf die Dauer den Augen
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