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004 - Anruf aus der Hölle

004 - Anruf aus der Hölle

Titel: 004 - Anruf aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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zog sich am hölzernen Handlauf hoch. Ihre Zähne gruben sich in die Unterlippe.
    Die nächste Stufe.
    Nina da Costa bekam noch mehr Angst, diesmal vor der Wahrheit. Wozu waren Menschen, die den Teufel anbeteten, fähig?
    Wozu war Marion fähig? Was würde er tun, wenn er merkte, daß sie hinter ihm her spionierte. Er war in den letzten Jahren sehr hartherzig geworden. Ein Bettler, der an ihre Tür geklopft und um eine milde Gabe gebeten hatte, hatte von Marion einen kräftigen Tritt erhalten, und er hatte ihm auch noch die Drohung nachgerufen:
    »Wenn du dich hier noch einmal blicken läßt, drehe ich dir deinen dürren Hals um!«
    Seither kam der Bettler nur noch, wenn er ganz sicher war, daß Marion sich nicht im Haus befand, und Nina war barmherzig.
    Sie hatte mittlerweile neun Stufen zurückgelegt.
    Die zehnte und letzte lag vor ihr.
    Finster und bedrohlich kam ihr die Tür vor, hinter der sich Marion eingeschlossen hatte. Sie vernahm ein leises Murmeln, ein Flüstern, ein Wispern. Hatte Marion Geister ins Haus geholt? Nina bekam eine Gänsehaut. Großer Gott, wie sollte sie sich gegen Spukwesen verteidigen? Vielleicht hetzte Marion diese Ungeheuer auf sie.
    Nina da Costa nahm sich zusammen.
    Wenn sie sich schon so weit vorgewagt hatte, wollte sie auch den Rest zurücklegen.
    Die letzte Stufe ächzte leise.
    Nina erstarrte. Sie blickte erschrocken die Tür an. Hatte Marion das Ächzen vernommen? War er gewarnt? Ihr Herz schlug bis zum Hals hinauf. Sie wartete mit bis zum Zerreißen gespannten Nerven.
    Sollte Marion jetzt die Tür öffnen, dann würde sie sich herumwerfen und die Treppe hinunterstürmen. Aber sie würde sich nicht in ihr Schlafzimmer einschließen, sondern ganz hinunterlaufen. Ins Erdgeschoß. Aus dem Haus. Fort. Wohin? Zum Pfarrer? Ja, zum Pfarrer.
    Doch nichts passierte.
    Marion schien in seinem geheimnisvollen Zimmer so beschäftigt zu sein, daß er nicht wahrnahm, was draußen vor sich ging. Nina atmete auf. Sie ging weiter, und dann stand sie vor der dunkelbraunen, alten Tür mit der einfachen schwarzen Eisenklinke. Darunter ein Schlüsselloch.
    Ein dünner Lichtstrahl stach hindurch. Er zog Nina da Costa magisch an.
    Die Frau beugte die Knie.
    Vorsichtig sank sie nach unten.
    Sie brachte ihr rechtes Auge an das Schlüsselloch. Zuerst sah sie nichts. Nur zwei schwarze Kerzen, die auf einem Pult brannten.
    Zwischen ihnen lag ein dickes altes Buch. Geschlossen. Auf dem Deckel war ein rotes Teufelsgesicht zu erkennen. So wirklichkeitsnah, daß Nina da Costa glaubte, dieses Gesicht könne jeden Moment vom Buchdeckel abheben und zu leben beginnen.
    Also war ihr Verdacht richtig.
    Marion betete auch in ihrem Haus den Satan an.
    Aber wo war Marion?
    Ihr Blickfeld war begrenzt. Sie hörte Marion zwar flüstern und wispern, doch sie konnte ihn nicht sehen. Das änderte sich jedoch.
    Marion tauchte plötzlich auf. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er kam von unten, schien vor dem Pult auf den Knien gelegen zu haben. Nun stand er, und er trug einen tiefschwarzen Umhang, auf dessen Rückenseite gleichfalls eine Teufelsfratze zu sehen war. Gestickt, und ebenfalls lebensecht. Wenn Marion sich bewegte, bewegte sich auch das unheimliche Gesicht.
    Nina fühlte sich davon angestarrt.
    Ihr Herzschlag setzte aus. Sie wollte zurückweichen, aber irgend etwas zwang sie, zu bleiben.
    Marion öffnete den dicken Wälzer.
    Schwarzmagische Symbole und obszöne Zeichnungen auf der ersten Seite. Marion küßte sie untertänig. »Meister, dein Diener betet zu dir«, flüsterte er. Die vergilbten Blätter raschelten. Marion da Costa las murmelnd einige Passagen in dem Buch. Sie sollten Wegbereiter für das Gespräch sein, das er in die Hölle schicken wollte.
    Eine Danksagung an die schwarze Macht, ohne die das nicht zustande gekommen war, was er heute geschafft hatte.
    Nina hörte zu.
    Das Grauen umhüllte sie wie ein kalter Kokon.
    Sie vernahm, was Marion da Costa im Uhrenmuseum getan hatte, und es entsetzte sie, zu erfahren, daß es ihrem Mann gelungen war, die Lebensuhr von Huck R. Koenig, von ihr und von ihrem Vater vorzustellen, so daß ihre Zeit abgelaufen war und der Tod sie holen würde.
    Eiskalte Schauer durchrasten die Frau.
    So tief war Marion also gesunken.
    Daß er auf diese grauenvolle Weise sogar schon mordete. Furcht und Ekel empfand sie auf einmal vor diesem Mann, dem der Zufall ein schreckliches Werkzeug in die Hände gespielt hatte: die Satansuhr!
    Den Tod hatte Marion beeinflußt.
    Der Sensenmann war zu

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