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0042 - Der Totenbeschwörer

0042 - Der Totenbeschwörer

Titel: 0042 - Der Totenbeschwörer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ort.
    Malerisch sah die kleine Steinbrücke aus, über die wir fuhren. Rechts davon sahen wir die romanische Kirche. Die Grundmauern und der Turm standen noch. Alles andere war neu aufgebaut worden. Zum Glück hatten sich die Wolken etwas verzogen. Hin und wieder lugte der blaue Himmel durch die graue Schicht.
    Viel Autoverkehr herrschte nicht. Gatway war ein sauberer Ort. Mit einer Hauptstraße und einige Nebenstraßen. Es gab einen Marktplatz, zwei Hotels und ein großes Gasthaus, in dem sich die Trauergäste versammelt hatten. Wir wollten ja erst nicht an der Totenfeier teilnehmen, doch jetzt mußte ich mit einigen Leuten reden.
    Meinen Spezialkoffer hatte ich zum Glück im Kofferraum des Wagens.
    Auf der Mitte des Marktplatzes stand ein alter Brunnen. Er hatte eine fünfeckige Form. Mehrer Bänke kreisten den Brunnen ein. Jetzt lag auf dem lackierten Holz eine Schneeschicht.
    Wir fanden einen Parkplatz. Ich ließ den Bentley in die Lücke zwischen zwei Schneehaufen hineinrollen.
    Wir waren nicht die letzten. Einige Trauergäste schritten die Stufen zu der zweiflügeligen Gasthaustür hoch.
    Wir gingen hinterher.
    Bill fragte: »Meinst du, daß dir dieser Lester Hanson eine Antwort auf deine Fragen gibt?«
    »Warum nicht?«
    Bill runzelte die Stirn. »Du kennst doch die Dörfler, John. Die sind oft sehr verschlossen.«
    Ich blinzelte in die fahle Sonne. Sie stand hoch über den Black Mountains, wärmte aber kaum. Im Januar hatte der Glutball eben doch nicht die richtige Kraft.
    »Meiner Meinung nach ist dieser Hanson ein vernünftiger Mensch. Er wird sich bestimmt nicht sträuben.«
    »Aber du willst das Grab aufbrechen.«
    »Erst einmal abwarten.« Ich schritt die Stufen hoch, und mein Freund folgte mir.
    Stimmengewirr und Tabakrauch empfingen uns. Der Qualm legte sich schwer auf unsere Atemwege. Die niedrige Decke und das dunkle Holz gaben der Gaststätte einen gemütlichen Touch. Die Theke war belagert. Zahlreiche Männer tranken dort ihr dunkles Bier. Wir wurden angeschaut, und als wir grüßten, nickte kaum jemand.
    Für die Dörfler waren wir Fremde. Zudem hatten die Waliser ihre Eigenheiten. Und da stand das Mißtrauen ganz oben auf der langen Liste.
    Der Gesellschaftsraum schloß sich hinter dem Gastzimmer an. Drei Tische waren in U-Form aufgestellt. Weiße Decken lagen auf den Tischplatten. Die Witwe saß mit ihren beiden Kindern am Mitteltisch. Sie hielt den Kopf gesenkt. Flankiert wurde sie von Lester Hanson und dem Bürgermeister. Die offiziellen Yard-Vertreter waren bereits wieder in Richtung London gefahren.
    Ich sah einige nicht besetzte Stühle.
    »Halt mir bitte einen Platz frei«, sagte Bill. »Ich telefoniere eben mit Sheila.«
    »Was willst du ihr sagen?«
    »Alles – nur nicht die Wahrheit. Du weißt doch, wie sie ist. Die vergeht vor Angst.«
    Da hatte Bill recht. Sheila, seine Frau, wollte es nicht, wenn er sich in meine Fälle einmischte. Ich stand immer mit einem Bein im Grab, und auch für Bill Conolly wurde es meistens lebensgefährlich.
    Irgendwie konnte ich Sheila verstehen, aber ich verstand auch Bill. In seinem Blut floß die Abenteuerlust. Außerdem war er Reporter und von Natur aus neugierig.
    Ich nahm Platz.
    Lester Hanson sah mich und nickte mir zu. Ich grüßte zurück. Stören wollte ich ihn jetzt nicht. Nach dem Trauermahl fand sich bestimmt Zeit, mit ihm zu reden.
    Neben mir saß ein rothaariger Mann mit Händen wie Baggerschaufeln. Er trug einen dunklen Anzug, der gut in ein Museum gepaßt hätte. Der Mann warf mir einen Blick zu, sagte aber nichts.
    Ich schwieg ebenfalls.
    Dann kam Bill zurück. Er hatte die Stirn in Falten gelegt und zog ein nachdenkliches Gesicht. Aufatmend nahm er auf dem Stuhl neben mir Platz.
    »Was hat sie gesagt?« fragte ich.
    Bill lachte freudlos. »Sie glaubt mir kein Wort. Ich habe gesagt, wir hätten einen Bekannten getroffen, wollten noch etwas zusammensitzen und erst morgen fahren. Sie sagte, du ziehst die Dämonen an wie das Licht die Motten.«
    Ein junges Mädchen schenkte Tee ein. »Möchten Sie sonst noch etwas trinken?«
    Bill und ich bestellten Whisky.
    »Hat Sheila denn gesagt, daß du zurückfahren sollst?«
    Bill nahm einen Schluck Tee. »Nicht direkt.«
    Ich hob die Schultern. »Nun ja, vielleicht ist auch alles nur harmlos.«
    »Mal sehen.«
    Unser Whisky kam. Wir tranken ihn langsam. Zusammen mit dem heißen Tee wärmte er uns durch. Die Bedienung stellte Kuchen auf den Tisch, und jetzt kamen auch einige Männer von der

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