0043 - Wir stoppten den Bandenkrieg
dem Mädchen.«
»Okay. Dann los!«
Wir fuhren mit dem Lift hinunter in den Hof, wo unsere Wagen standen. Zwei Minuten später waren wir bereits unterwegs.
***
Als wir ankamen, mochte es gegen elf Uhr abends sein. Die beiden Kollegen, die bis jetzt die Bewachung durchgeführt hatten, saßen mit dem Mädchen im Wohnzimmer. Seit der Beerdigung, die am Mittwoch stattgefunden hatte, stand es wieder für die gewöhnliche Benutzung zur Verfügung. Unsere beiden Kollegen waren so geistreich gewesen und hatten dem Mädchen Pokern beigebracht vor lauter Langeweile. Mit echt weiblicher Begabung hatte sie das Bluffen bald sehr geschickt heraus. Allerdings arbeitete .sie auch mit allen Waffen weiblicher Strategie. Wenn sie ihre Mitspieler über den wahren Wert des Blattes täuschen wollte, himmelte sie die beiden so an, daß sie ihnen wahrscheinlich jede Sieben für ein As hätte verkaufen können.
»Na, Gott sei Dank, daß ihr endlich kommt«, stöhnten die beiden, als sie uns zur Wohnungstür hereinließen. »Ich habe schon meine letzten vier Dollar an Miß Gloria verloren, seit ich so dumm war, ihr das Pokern beizubringen.«
»Schadet dir nichts«, lachte Phil. »Warum kannst du auch die Spielkarten nicht aus den Fingern lassen.«
Die beiden Kollegen waren seit achtundvierzig Stunden »im Dienst«, also in Caughs Wohnung. Da sie sich nur nachts abwechselnd für wenige Stunden zu schlafen getraut hatten, waren sie jetzt weidlich müde und verabschiedeten sich sofort. Miß Caugh hatte eine reizende Art, sofort mit jedermann gut Freund zu werden. Sie hauchte jedem ihrer Beschützer beim Abschied einen mehr als zarten Kuß auf die Wange, wobei sie sich allerdings auf Zehenspitzen stellen mußte. Immerhin wurden die derart Beglückten vor Verlegenheit rot wie ertappte Schuljungen und schieden mit stolzgeschwellter Brust. Wahrscheinlich diskutierten sie unterwegs darüber, bei wem der Kuß eine Zehntelsekunde länger gedauert haben könnte.
Nachdem sie die Wohnung verlassen hatten, brachten wir sofort unser Anliegen vor.'
»Miß Caugh«, sagte Phil, der so etwas immer sehr nett zu machen versteht, »würden Sie uns einen Gefallen tun?«
»Oh, natürlich! Jeden, den ich kann!« erwiderte das Mädchen sofort. »Ich muß Ihnen doch so dankbar sein, daß Sie sich so viel Mühe machen meinetwegen!«
»Das ist nicht mehr als unsere Pflicht. Allerdings könnten Sie uns diese Pflicht etwas erleichtern. Sehen Sie, wir sagten Ihnen bereits, daß ein paar Gangster von dem versteckten Geld in Ihrer Wohnung erfahren haben müssen.«
»Ja, das erwähnten Sie.«
»Wenn nun dieses Geld gefunden und an einen sicheren Ort gebracht werden könnte, wäre es eigentlich sinnlos für die Gangster, wenn sie Ihnen weiter nachstellten, nicht wahr?«
»Das sollte man meinen. Aber ich muß Sie leider enttäuschen! Ich habe heute schon ein paar Stunden lang nach dem Versteck gesucht, aber ich habe es nicht finden können.«
Phil nickte.
»Das war nicht anders zu erwarten. Da Ihr Vater wußte, daß sich auch Gangster nach dem Versteck des Geldes aufmachen würden, ist es nur natürlich, daß es ein besonders gutes Versteck sein muß, was er auswählte. Unsere beiden Kollegen hier sind Spezialisten für Haussuchungen. Sie sind eigens dafür ausgebildet. Würden Sie uns gestatten, in Ihrer Gegenwart nach dem Geld zu suchen?«
Das Mädchen klatschte begeistert in die Hände.
»Au fein!« rief sie aus, und in diesem Augenblick war sie ein kleines Mädchen, das sich auf ein lustiges Spiel freut. »Ich finde das herrlich, daß Sie sich auch noch diese Mühe machen wollen! Natürlidi dürfen Sie suchen! Nur…«
Sie brach zögernd ab. Phil fragte: »Bitte?«
Sie wurde rot.
»Oh, es ist nur — wissen Sie, ich habe ein paar Briefe versteckt, hm, Liebesbriefe nämlich. Ich glaube ja nicht, daß Sie sie finden werden, aber wenn Sie doch darauf stoßen sollten, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie…«
Phil räusperte sich mit unnachahmlicher Grandezza.
»Wir würden uns nie erlauben, Ihre privaten Briefe zu lesen«, sagte er mit der Miene eines englischen Edelmannes aus dem vorigen Jahrhundert.
»Nein, nicht wahr! Das hatte ich von Ihnen auch nicht erwartet. Ich bin sehr gespannt, ob Sie die Briefe überhaupt finden werden! Wissen Sie was? Im Eisschrank steht noch eine Flasche Whisky. Ich wette diese Flasche gegen — eh, gegen was?«
Kay Richer griff in seine Brieftasche und legte den ganzen Rest seines Monatsgehaltes auf den Tisch.
»Sie wetten
Weitere Kostenlose Bücher