0064 - Der Hexer von Paris
werden sie schon finden.«
Suko hatte natürlich mitgehört. Er stand neben mir. Seine Hände waren geballt. Er hatte den Namen seiner Freundin gehört, und ich konnte mir vorstellen, wie es in seinem Innern aussah.
»Soll ich nach Paris kommen?« fragte Jane.
Ich dachte kurz eine Sekunde nach. Dann entschied ich mich dagegen. »Nein, halte du in London die Stellung, falls sich dort etwas tut, rufe an. Ich klingele auf jeden Fall noch einmal zurück. Vielleicht am Abend.«
»Okay, John. Halt die Ohren steif.«
»Mach ich.«
Ich legte auf. Janes Stimme hatte zum Schluß etwas kratzig geklungen. Sie hatte Angst um mich.
Ich wischte mir über die Stirn. Suko schaute mich an. »Und?« fragte er leise.
Ich berichtete.
Der Chinese knirschte mit den Zähnen. »Unter dem Louvre«, sagte er. »Was werden wir da finden?«
»Zumindest etwas, was mit Belphegor zu tun hat«, erwiderte ich. »Vielleicht ihn selbst und auch noch mehr.«
»Shao?«
»Möglich.«
Suko senkte den Kopf. »John«, murmelte er. »Ich habe Angst davor, Shao gegenüberzustehen. Sie ist eine andere geworden. Nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Sie hat sich innerlich um einhundertachtzig Grad gedreht. Sie – sie gehört nicht mehr zu uns. Ich weiß nicht, was sie macht, wenn…«
»Denke jetzt nicht darüber nach«, riet ich dem Freund.
»Du hast gut reden.«
Ich schlug dem Chinesen auf die Schulter. »Wir werden sehen, wenn es soweit ist«, sagte ich und schritt zum Kühlfach. Ich hatte einen mörderischen Durst.
»Du auch was zu trinken?« fragte ich.
Suko nickte.
Ich entnahm dem Fach zwei Flaschen Bitter Lemon und holte Gläser.
Wir tranken.
»Die Frage ist nur, wie wir in den Louvre hineinkommen«, meinte Suko. »Und vor allen Dingen drin bleiben, da wir ja einen Einstieg suchen müssen.«
»Die Polizei wird uns helfen.«
»Bin ich gespannt.«
Ich trank mein Glas leer und zündete mir eine Zigarette an. Dabei schaute ich dem Rauch nach, wie er gegen die Thermophenscheiben wölkte.
Der Fall war verzwickt. Bisher waren wir immer im Hintertreffen, und noch wußten wir nicht, wo wir den Hebel ansetzen sollten.
Ich stand auf und drückte die Zigarette aus.
»Wo willst du hin?« fragte Suko.
Ich deutete mit beiden Händen an meinem Körper herab. »Eine Dusche hat noch keinem geschadet.«
»Okay, ich verschwinde auch.«
Suko verließ mein Zimmer. Ich drückte die Tür zum Bad auf und schlüpfte aus der Kleidung.
Durch die Wände schauen konnte ich nicht. Deshalb bemerkte ich auch nicht die beiden Schatten am Fenster des Zimmers.
Die Zwerge waren da!
***
Belphegor wußte über jeden unserer Schritte Bescheid. Er besaß ein Instrument, das ihm dies ermöglichte.
Eine magische Kugel!
Sie stand in der Höhlung eines schwarzen Holzständers, und Belphegor hielt sie mit beiden Händen umklammert. Aus seinen kalten gnadenlosen Augen starrte er in die Kugel, während seine Lippen finstere Beschwörungen murmelten.
Tief unter dem Louvre lagen die Gewölbe des Schreckens. Sie waren seit Jahrhunderten unangetastet. Belphegor hatte sie ebenso vorgefunden, wie er sie verließ.
Seine Augen waren es, die Menschen in ihren Bann ziehen konnten und wollten. Sie blickten einmal klar, dann wieder scharf oder verhangen, aber sie konnten ihren Ausdruck auch wechseln, dann strahlten aus ihnen die Grausamkeit und Leere eines fernen Universums.
Belphegor hatte Macht.
Und er baute sie weiter aus.
Ein fleischgewordener Dämon mit einem mörderischen Instinkt und dem Atem der Hölle behaftet.
Er starrte in die Kugel.
Grauer Nebel bildete sich im Innern des Kreises. Nebel, der als lange Schlieren hin und her wogte, sich drehte, quirlte, veränderte, zu einer Figur wurde und plötzlich verschwand.
»John Sinclair!« flüsterte Belphegor. »John Sinclair, du bist verloren. Deine Chance ist vertan. Paris wird dir zur Falle!«
Er lachte hämisch, als er plötzlich die Umrisse des Zimmers erblickte.
Deutlich sah er das Bett, den Schrank, das Bad. Noch war der Raum leer, aber schon öffnete sich die Tür, und John Sinclair trat ein. Er schaute sich um wie jeder Hotelgast, stellte den Koffer ab und gab dem Pagen Trinkgeld.
Sinclair war ahnungslos.
Belphegor beobachtete weiter. Dann kam der Chinese, Sinclairs Freund. Auch er würde sterben. Leider konnte der Dämon nicht verstehen, was die beiden miteinander redeten, und er hörte auch nicht, was Sinclair zu dem Teilnehmer sagte, mit dem er telefonierte.
Aber das war nicht so wichtig,
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