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0069 - Der unheimliche Bogenschütze

0069 - Der unheimliche Bogenschütze

Titel: 0069 - Der unheimliche Bogenschütze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Raum, den er sich als Lesezimmer eingerichtet hatte. Zwei hohe Ohrensessel strahlten Gemütlichkeit aus. Ein dicker Teppich schluckte die Laute. Auf einem kleinen Lesetisch lag ein aufgeschlagenes Buch mit dem Rücken zum Betrachter.
    Es war eine Originalausgabe von Lord Byron.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte der Verwalter und deutete auf einen der Sessel.
    Ich setzte mich. Man saß wirklich bequem. Das dicke grüne Leder duftete.
    Der Verwalter wollte eine Stehlampe einschalten. Es tat sich nichts. Willard schlug gegen seine offene Handfläche. »Verdammt, das hatte ich vergessen, das Licht ist ja auch ausgefallen. Wir müssen uns, so leid es mir tut, mit Kerzen begnügen.«
    Es wurde immer lustiger.
    Irgendwie paßte auch alles zusammen. Das alte Schloß, kein elektrisches Licht, nur Kerzenschein, und ein geheimnisvoller Mörder.
    Wenn das kein Grusel war.
    Fast wie bei Edgar Wallace…
    Roman Willard hatte mir gegenüber Platz genommen. Er trug nicht mehr seinen Smoking, sondern normale Kleidung. Eine sportliche Kombination aus grünem Cord.
    Mir kam sein Lächeln falsch vor. Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken.
    »Sie wissen sicherlich, Mr. Willard, daß von den anwesenden Personen hier niemand als Täter in Frage kommt.«
    Er hob die Hand. »Sie vergessen das Personal.«
    Ich winkte ab. »Welchen Grund sollten die Leute haben, uns zu ermorden?«
    »Stimmt.«
    »Bleibt also nur noch einer«, fuhr ich fort.
    »Der unheimliche Bogenschütze!« Willard nahm mir die Worte aus dem Mund.
    »Ich sehe, Mr. Willard, wir verstehen uns. Und um diesen Bogenschützen geht es mir. Auch ein Gespenst mordet nicht ohne Motiv, und das möchte ich von Ihnen erfahren. Sie sind der Verwalter des Schlosses. Sie kennen seine Geschichte, Sie wissen über die Ahnenfolge Bescheid und können mir sicherlich mehr über den Bogenschützen verraten.«
    Willard schaute mich an. Spott funkelte in seinen Augen. »Sagen Sie bloß, daß Sie als Polizeibeamter daran glauben.«
    »Ich glaube daran.«
    Er lachte auf. »Und dabei habe ich immer gedacht, ihr seid nüchtern denkende Menschen.«
    »Wobei das eine das andere nicht auszuschließen braucht«, entgegnete ich ihm. Bewußt teilte ich dem Verwalter nichts von meiner eigentlichen Funktion mit. Falls er wirklich in der Geschichte mit drinhing, hätte ich ihn nur gewarnt. Und das wollte ich auf keinen Fall. Er sollte mich für einen normalen Polizisten halten, wenn ich schon dazu gezwungen worden war, mein Inkognito zu lüften.
    Roman Willard kramte umständlich in seiner rechten Jackentasche herum und holte schließlich eine Blechschachtel hervor, in der sich Zigarillos befanden.
    »Möchten Sie auch rauchen, Oberinspektor?«
    »Nein danke.«
    »Okay.« Er zündete sich das Zigarillo an und begann endlich zu sprechen. »Vor etwa vierhundert Jahren herrschte hier der Earl of Nottingham. Er war ein regelrechter Tyrann, unterdrückte sein Volk und erpreßte hohe Steuern. Die Menschen verarmten, aber sie gaben nicht auf. Mutige Männer schlossen sich zu einer Widerstandsbewegung zusammen, und ähnlich wie es Robin Hood und seine Getreuen damals im Sherwood Forest vorexerziert hatten, griff auch der Club of Liberty die Obrigkeit und deren Diener an. Sie versteckten sich in harte Partisanenkämpfe, und die Wälder um Nottingham waren ihre Schlupfwinkel. Schon bald hatte der Earl of Nottingham herausbekommen, wer der Anführer der Freiheitsbewegung war. Ein gewisser William Hunter. Dieser Mann galt als der beste Bogenschütze im gesamten Land. Wenn er schoß, dann traf er auch. Er dezimierte die Truppen des verbrecherischen Grafen um ein Drittel, bis der Earl of Nottingham es leid war. Er setzte eine hohe Belohnung auf den Kopf des Anführers aus, aber auch das Gold lockte die Jäger nicht. Hunter hatte seine Getreuen fest im Griff. Bis dann dieser Unfall passierte. Im Kampfgetümmel erschoß William Hunter aus Versehen einen, sagen wir, Geistlichen, der gleichzeitig als Magier am Hofe des Grafen tätig war. Doch der Geistliche hatte, bevor er starb, noch soviel Kraft, den Bogenschützen zu verfluchen. Nach diesem Fluch gelang Hunter nichts mehr. Bei der nächsten Attacke wurde er überwältigt und dem Grafen vorgeführt. Der hielt einen Schauprozeß ab und ließ Hunter aufhängen. Von dem Fluch wußte er nichts. Der Tote wurde in dieser Burg verscharrt und geriet in Vergessenheit. Doch der Fluch schwebte nach wie vor über ihm. Zwanzig Jahre später geschahen die ersten Morde. Die Familie des Grafen

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