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0076 - Wir verlernten das Lachen

0076 - Wir verlernten das Lachen

Titel: 0076 - Wir verlernten das Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir verlernten das Lachen
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gefunden. Der Kuna-Kuna hatte sofort den Schluß gezogen, daß Lopez von Bender ermordet worden sei und diese Auffassung während des wenig später Mantelli mit ihm angestellten Vereins bestätigt erhalten. Sofort war in ihm der Plan gereift, zu fliehen, Bender, dessen Bild er ja besaß, zu suchen und an ihm Lopez' Tod zu rächen. Noch in der Nacht traf er seine Freunde Alano und Fernando. Fernando sah sich das Bild an und behauptete, dieser Mann habe verschiedentlich im Boarding House einer gewissen Margerita Rodriguez, ebenfalls einer Indianerin, gewohnt. Zu dritt waren sie losgezogen, hatten Margerita aufgesucht und erfahren, Bender sei kurz zuvor in Richtung Bolivar-Park weggegangen. Die Indianer verfolgten ihn, trafen ihn tatsächlich, und Juan nützte dann die erstbeste Gelegenheit, um Bender zu töten. Auf einen entsprechenden Vorhalt meinte er ungerührt, er sei auf Grund seiner engen Freundschaft mit Miguel Lopez verpflichtet gewesen, so zu handeln. Die Folgen könnten ihn nicht rühren. —An dieser Stelle schaltete ich mich ein und bat Mantelli, sofort Margerita Rodriguez' Boarding House — wie man eine solche Pension im Spanischen nennt, ist mir entfallen — zu durchsuchen, Benders Habseligkeiten sicherzustellen und Margerita samt ihren Gästen vorläufig festzusetzen.
    Mantelli unterbrach das Verhör. Er verließ das Zimmer, um die notwendigen Anordnungen zu treffen. Unterdessen setzte ich mit Hilfe des Dolmetschers das Verhör fort und sagte zu dem Indianer: »Wenn ich recht verstanden habe, dann war Ihnen bekannt, daß Miguel Lopez den Kidnappern bei der Entführung der zehn jungen Amerikaner Hilfestellung geleistet hat.«
    Das gab er unumwunden zu. — Warum er dann den Sachverhalt nicht gleich beim ersten Verhör zugegeben habe, wollte ich wissen.
    Er antwortete wörtlich: »Was kümmern mich diese verdammten Millionärsbälger? Was kümmert mich das Schicksal von Leuten, die an einem Tag mehr Geld ausgeben, als unsereiner im ganzen Jahr zu verleben hat?«
    Mit dem Kuna-Kuna war nichts mehr anzufangen. Er hatte alles gesagt, was er wußte. Für uns begann die Kleinarbeit. Wir fuhren mit Mantelli und Leutnant Davidson, der sich inzwischen wieder eingefunden hatte, zu Margerita Rodriguez. Sie war zwar Indianerin, aber keine Kuna-Kuna, sondern Angehörige des wesentlich intelligenteren Guaymi-Stammes. Die etwa vierzigjährige schlanke und saubere Frau machte einen guten Eindruck.
    Leider konnte sie uns über Bender so wenig etwas Wichtiges sagen wie die wenigen Gäste ihrer Pension, die sich als ein buntes Gemisch aus Indianergtämmingen, Mulatten und Mestizen entpuppten.
    Wir konnten nur in Erfahrung bringen, daß Bender etwa eine Woche vor der Entführung der College-Boys bei Margerita ein Zimmer gemietet und für sechs Wochen vorausbezahlt hatte. Er war erst wieder an seinem Todestag bei ihr aufgetaucht und hatte mit ihr und einigen Gästen belanglose Worte gewechselt. Ich war nach dem kurzen Verhör ziemlich überzeugt, daß sie die Wahrheit sagte.
    Auch das Zimmer des Ermordeten, ein kleiner, weißgetünchter Raum mit einem Bett, einem Tisch, einem Schrank und zwei Stühlen, bot keine Offenbarung. Wir fanden einen Koffer, der nur etwas billige Wäsche, ein paar Slipper, Schuhputzzeug und einen vor etwa zweieinhalb Monaten ausgestellten Paß enthielt. Das Paßfoto hatte große Ähnlichkeit mit dem nach Senor Cabots Angaben angefertigten Bild Benders. Aus den Personalangaben ging hervor, daß es sich bei dem Besitzer um den derzeit berufslosen ehemaligen Hundezüchter Red Baston, geboren am 6. 11. 1918 in New Orleans, handelte. Als Heimatanschrift war New Orleans, 23 Lafayette Square, angegeben.
    »Hm!« sagte Phil und drehte das Dokument unentschlossen in der Hand. »Nachdem man für Bender-Baston vor kurzem erst einen Paß ausgestellt hat, ist er bestimmt kein amtsbekannter Verbrecher. Trotzdem müssen wir über ihn sofort bei der Zentrale Nachforschungen einleiten.«
    »Selbstverständlich!« Ich nickte. »Außerdem soll die Fahndung weiterlaufen. Baston hat sein hiesiges Zimmer nur als Stützpunkt für beabsichtigte sporadische Besuche in der Stadt Panama gemietet. Die meiste Zeit hat er sich woanders aufgehalten. Wenn wir erfahren, wo, kennen wir endlich das Gebiet, in dem wir nach den verschwundenen Jungen suchen müssen!«
    Ein erstaunter Ausruf Mantellis unterbrach unseren Gedankenaustausch.
    Der Capitano hatte noch einmal den Koffer Bastons durchsucht und dabei unter dem teilweise

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