0082 - Die Falle im Todesschloß
klappte er den Deckel nach hinten.
Er entnahm ihm eine Smith und Wesson 44er Magnum mit dem langen 6½ Inch Lauf, schwenkte die Trommel nach außen und füllte sie mit 44er Magnum Patronen, die aus geweihtem Silber bestanden.
»Die stärkste Handfeuerwaffe der Welt«, sagte er beinahe beiläufig.
Er entnahm dem Koffer eine dazu passende Schulterhalfter und legte sie an, wobei ihm Nicole gerne behilflich war.
Dann suchte er nach Silberkugeln mit dem Kaliber, der für Polizeiwaffen paßte. Zamorra hatte die Silberkugeln in den gängigsten Kalibergrößen im Koffer lagernd.
***
Als Nicole Duval und der Professor die Polizeistation betraten, war bereits die Dämmerung hereingebrochen.
Nach einer kurzen Begrüßung stellte der Parapsychologe die Schachtel mit den Silbergeschossen auf den Schreibtisch von Philip Mons.
Mißtrauisch begutachtete der Polizist das Geschenk des Professors, dann fischte er seine automatische Pistole aus der Schublade und begann das Magazin mit den Patronen vollzustopfen.
»Die Kriminalpolizisten durchsuchen eben Creuxs Hütte! Vielleicht finden sie den Zettel!« sagte Mons hoffnungsvoll.
Zamorra schüttelte den Kopf.
»Ob er in der Nacht wieder zuschlägt?« stellte er dann die bange Frage.
»Sicher! Besonders gefährdet sind der Makler Berrie und Monsieur Moulaux, der Inhaber der Baugesellschaft! Nach dem, was sie Creux zu Lebzeiten angetan haben, wäre es kein Wunder, wenn er sich an ihnen nun rächen würde!« erwiderte Zamorra.
»Zum Teufel, Sie haben recht!« rief Mons erschrocken aus.
»Kann ich jetzt bitte in Creuxs Akte Einsicht nehmen?« bat Professor Zamorra, der keine Sekunde Zeit ungenützt vergehen lassen wollte.
»Dort drüben auf dem Tisch liegt sie. Ich habe sie Ihnen aber nicht gegeben!« meinte der Polizist.
»Danke! Schon in Ordnung!«
Der Professor saß einige Minuten über die Mappe mit den Schriftstücken gebeugt.
Drückendes Schweigen war eingetreten.
»Geboren in Tousanne, Bezirk St. Etienne!« murmelte Zamorra halblaut vor sich hin. »Hat auch seine Jugendjahre dort verbracht!«
Der Parapsychologe schlug die Mappe zu und legte sie auf ihren Platz zurück.
Dann trat er an die Wand, hinter Mons Schreibtisch, die eine riesige Landkarte von ganz Frankreich schmückte.
»Muß sehr klein sein, dieses Tousanne! Es ist nicht einmal auf der Karte vermerkt!« stellte der Dämonenkiller fest, nachdem er die Gegend um St. Etienne fixiert hatte.
»Ich werde morgen nach Tousanne fahren. Vielleicht kann man sich dort noch an Louis Creux erinnern!« beschloß Zamorra dann, obwohl in seinem Kopf wieder ein ganzes Bergwerk zu hämmern begonnen hatte.
»Ich hoffe, du mutest dir da nicht zuviel zu!« sagte Nicole besorgt.
»Du mußt dir wirklich keine Sorgen machen, ich weiß schon, was ich tue!« beruhigte Zamorra das Mädchen.
Das Telefon schlug an, und Mons hob ab.
Je länger er in den Hörer lauschte, desto finsterer wurde seine Miene.
Als er aufgelegt hatte, sprang er wie von der Sehne geschnellt von seinem Stuhl auf.
»Kommen Sie, schnell! Ich erkläre Ihnen alles auf dem Weg!« rief er Zamorra zu, bevor er die Tür der Polizeistation aufriß.
***
Die Dämmerung ging fast stufenlos in eine stürmische Nacht über, die sich durch nichts von den vorhergegangenen unterschied.
Der Sturm peitschte dicke, schwere Regentropfen vor sich her, riß endgültig das letzte bunte Laub von den Bäumen und schleuderte es zu Boden.
Die Temperatur war nahe dem Gefrierpunkt, doch den Mann, der durch den Wald stapfte, schien das nicht zu stören.
Das Auffälligste an der wahrhaft hünenhaften, muskulösen Gestalt war das lange, weiße Haar und die zerfetzten Lumpen. Und natürlich die kläffende Hundemeute, die sich um ihn trollte.
Louis Creux fühlte, daß seine Verwandlung unmittelbar bevorstand. Ein unbeschreibliches Kribbeln hatte seinen Körper erfaßt, das sich nach und nach zu einem Schüttelfrost entwickelte.
Der Fluch hatte zu wirken begonnen und niemand konnte ihn von ihm nehmen. Aber Creux wäre schon mit einer geweihten, gutgezielten Silberkugel geholfen gewesen.
Creux vegetierte dahin. Tagsüber mußte er sich verstecken, nachts als Wolfsmensch auf Jagd gehen.
Er mußte beim ersten Vollmond, den er als Werwolf erlebte, an den Ort, wo ihn der Fluch traf, zurückkehren, um dort einen Teil des Fluches zu erfüllen.
Louis Creux wußte das, aber vorher hatte er noch etwas zu erledigen. Er wollte die Männer, die ihm das Leben zur Hölle gemacht hatten,
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