009 - Dämonen-Duell
versinken, qualvoll darin ersticken. Ein Entkommen war unmöglich.
»Euer Tod wird furchtbar sein«, kündigte Mort Montero an, und ich glaubte ihm jedes Wort.
***
Ian Ekenberry war ein Träumer, ein Phantast. Er liebte das Mysteriöse, das Abenteuer, und er verschlang die Berichte über Aussteiger, die den Mut aufgebracht hatten, den gesellschaftlichen Rahmen, in den sie gepreßt worden waren, zu sprengen, die Ketten des Alltagszwanges abzustreifen und irgendwo neu anzufangen.
In der Südsee, am Nordpol – egal wo. Freiheit, das war für Ian Ekenberry das wertvollste Gut eines Menschen, und so wenige besaßen sie. Die andern steckten in der Tretmühle. Manche belogen sich selbst und behaupteten, so frei zu sein, wie sie wollten, aber der Zwang der Gesellschaft knechtete sie genauso wie alle andern.
Es gehörte viel Mut dazu, auszusteigen.
Ian Ekenberry hatte ihn nicht. Aber er bewunderte jene, die ihn besaßen.
Damit sein Leben halbwegs erträglich war, zog er sich in seine Spinnereien zurück. Er träumte vom großen Reichtum, der ihn unabhängig machen würde, nahm an allen Glücksspielen und Preisausschreiben teil, auf die er aufmerksam wurde, gewann aber nicht einmal einen Trostpreis, was ihn jedoch nicht daran hinderte, weiter zu phantasieren.
Einmal, sagte er sich fast jeden Tag, einmal wirst du reich sein.
Es gab jemanden, der genauso dachte wie er: sein Freund Bruce Perkins.
Gleich und gleich gesellt sich gern, sagt man, und das stimmte.
Perkins und Ekenberry waren unzertrennliche Freunde. Sie hatten dieselben Interessen, die gleichen Ansichten und träumten beide vom ganz großen Glück, das es ihnen ermöglichen sollte, ein sorgloses Leben zu führen.
Der Zufall spielte Bruce Perkins ein uraltes Buch in die Hände.
Von alten vergessenen Schätzen war darin die Rede, versunken auf dem Meeresgrund oder tief vergraben in der Erde. Es gab sogar Skizzen in dem Buch. Ungenau und ungeschickt angefertigt, aber Ekenberry und Perkins waren davon sehr angetan. Gemeinsam studierten sie die Berichte, die in einer Sprache abgefaßt waren, wie man sie heute nicht mehr verwendete.
Sie stießen dabei auf einen Schatz, der in einer Burg namens Death Stone vergraben sein sollte.
Ekenberry und Perkins begannen sogleich mit ihren Recherchen, denn die Burg – inzwischen zur Ruine geworden – stand vor den Toren Londons, also mühelos erreichbar für die Freunde. Sie legten einen Eifer an den Tag, der seinesgleichen suchen konnte. Jede freie Minute verwendeten sie für die Vorbereitungen. Pickel, Schaufel, Spaten und Hacken kauften sie. Eine Menge Geld steckten sie in die Ausrüstung, und als sie alles beisammen hatten, setzten sie den Tag fest, an dem sie mit der Schatzsuche beginnen würden.
Endlich war es soweit.
Ian Ekenberry ging in seiner Wohnung nervös auf und ab. Er war groß, hatte langes, blondes, strähniges Haar, unstete Augen und ein schmales Gesicht. 25 Jahre war er alt. Alle seine Schulkameraden waren schon verheiratet, hatten bereits eine Familie gegründet, doch danach stand ihm nicht der Sinn. Familie, das bedeutete für ihn zusätzliche Ketten, und er wollte doch frei sein, deshalb würde er sich nie binden.
Oder vielleicht dann, wenn er es sich leisten konnte.
Wenn er die Augen schloß, sah er eine morsche alte Truhe vor sich stehen. Er konnte im Geist sogar den Deckel heben, und Geld und Juwelen funkelten ihm dann entgegen. Er hatte eine sehr rege Phantasie. Seiner Meinung nach brauchte man die, wenn man in dieser hektischen Zeit bestehen wollte.
In der Diele stand alles, was er mitnehmen wollte.
Auch ein Rucksack mit Proviant und ein Schlafsack warteten darauf, mitgenommen zu werden. Es konnte sein, daß sie tagelang graben mußten, aber das machte Ian Ekenberry nichts aus. Er war bereit, die schlimmste Schinderei auf sich zu nehmen, winkte doch am Ende der immense Reichtum.
Daß das Buch von einem ähnlichen Träumer wie ihm geschrieben worden sein könnte, darauf kam er nicht. Er nahm alles, was darin stand, für bare Münze, und er war bereit, hart für den größten Erfolg in seinem Leben zu arbeiten.
Auf der Straße hupte ein Auto.
Ian Ekenberry eilte zum Fenster.
Unten stand ein blaumetallicfarbener Talbot 1510. Bruce Perkins stieg aus. Mittelgroß, leicht rundlich – ein Pykniker mit Bart. Er grinste herauf. »Bist du soweit, Ian?«
»Klar. Seit einer halben Stunde schon.«
»Ich konnte nicht früher kommen.«
Immer diese Zwänge! dachte Ekenberry. »Hilfst du mir
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