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01_Der Fall Jane Eyre

01_Der Fall Jane Eyre

Titel: 01_Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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Sie können B3 übernehmen. Haben Sie einen
    Handschuh? Gut. Wie steht’s mit einem Helm? Macht nichts. Hier,
    nehmen Sie meinen; ich hole mir einen neuen aus dem Lager.
    Einschlag um 14 Uhr 32. Schönen Tag noch.«
    Victor nahm den Helm und ging in die Richtung, in die der kleine
    Mann gezeigt hatte.
    »Haben Sie gehört, Thursday?« zischte er. »Dr. Cassiopeia.«
    »Ja«, antwortete ich. »Mal sehen, ob wir was über ihn rausfinden
    können.«
    Bowden sprach schon mit Finisterre, der im Büro auf eine
    ebensolche Anfrage gewartet hatte.

    - 263 -
    Victor stopfte seine Bruyèrepfeife und ging gemächlich in Richtung
    Posten B3, als ihn ein Mann in dicker Winterjacke fast über den
    Haufen rannte. Er kannte Dr. Müllers Gesicht von dem
    Verbrecherfoto. Victor lüftete den Hut, entschuldigte sich und ging
    weiter.
    »Warten Sie!« rief Müller. Victor drehte sich um. Müller starrte ihn
    mit hochgezogener Augenbraue an.
    »Habe ich Ihr Gesicht nicht schon mal woanders gesehen?«
    »Nein, es war immer schon da, wo es ist«, versuchte Victor die
    Situation mit einem Scherz zu überspielen. Müller starrte ihn mit
    ausdrucksloser Miene an, während Victor weiter seine Pfeife stopfte.
    »Ich weiß genau, daß ich Sie schon mal irgendwo gesehen habe«,
    fuhr Müller fort, doch Victor konnte so leicht nichts erschüttern.
    »Das glaube ich kaum«, widersprach er und streckte die Hand aus.
    »Ceres«, setzte er hinzu. »Vom Spiralarm Berwick-upon-Tweed.«
    »Ach, Berwick-upon-Tweed?« sagte Müller. »Dann kennen Sie
    doch bestimmt auch meinen guten Freund und Kollegen Professor
    Barnes?«
    »Nie von ihm gehört«, gestand Victor; Müller wollte ihn vermutlich
    auf die Probe stellen. Müller sah lächelnd auf seine Armbanduhr.
    »Einschlag in sieben Minuten, Mr. Ceres. Sie sollten langsam Posten
    beziehen.«
    Victor steckte seine Pfeife an und ging in die Richtung, die man ihm
    gewiesen hatte. In der Erde steckte ein Pflock mit der Aufschrift B3;
    er stellte sich daneben und kam sich reichlich albern vor. Die anderen
    Erdkreuzer hatten ihre Helme aufgesetzt und suchten den westlichen
    Himmel ab. Victor blickte sich um und erregte die Aufmerksamkeit
    einer attraktiven Frau seines Alters, die ein paar Schritte weiter an B2
    Aufstellung genommen hatte.
    »Hallo!« sagte er fröhlich und tippte sich an den Helm.
    Die Frau klimperte verschämt mit den Wimpern.
    »Alles in Ordnung?« fragte sie.

    - 264 -
    »Tipptopp!« erwiderte Victor elegant und setzte rasch hinzu: »Nun
    ja, nicht ganz. Das ist mein erstes Mal.«
    Die Frau winkte lächelnd mit ihrem Handschuh.
    »Es ist kinderleicht. Halten Sie die Augen offen, und fangen Sie nur
    mit ausgestrecktem Arm. Mal prasseln sie regelrecht vom Himmel,
    mal gucken wir buchstäblich in den Mond, aber wenn Sie einen
    erwischen, legen Sie ihn sofort ins Gras. Wenn sie die Erdatmosphäre
    passiert haben, sind sie zumeist recht heiß.«
    Victor starrte sie fassungslos an. »Soll das heißen, wir fangen
    Meteore mit bloßen Händen?«
    Das Lachen der Frau klang glockenhell. »Nein, nein, Sie
    Dummchen! Dazu haben wir doch die Handschuhe! Außerdem sind es
    Meteoriten . Meteore verbrennen in der Atmosphäre. Seit ’64 war ich
    bei siebzehn mutmaßlichen Einschlägen dabei. Einmal, ’71 in Terra
    del Fuego, hätte ich beinahe einen erwischt. Aber damals«, setzte sie
    betrübt hinzu, »hat ja auch mein lieber George noch gelebt …«
    Sie sah ihn an und lächelte. Victor erwiderte das Lächeln. Sie fuhr
    fort: »Wenn wir heute Zeugen eines Einschlags werden, ist das der
    erste korrekt vorhergesagte Einschlag in Europa. Stellen Sie sich vor,
    Sie fangen einen Meteoriten! Sie sind der Schutt, der bei der
    Schöpfung des Universums vor viereinhalb Milliarden Jahren
    entstand! Das ist wie die Heimkehr eines verlorenen Sohnes!«
    »Sehr … poetisch«, befand Victor stockend, während ich ihm über
    Funk ins Ohr flüsterte.
    »In unserer Kartei gibt es keinen Dr. Cassiopeia«, sagte ich. »Lassen
    Sie ihn um Himmels willen nicht aus den Augen!«
    »Ist gut«, antwortete Victor und hielt Ausschau nach Dr. Müller.
    »Wie bitte?« fragte die Frau auf B2, die ihn und nicht etwa den
    Himmel angestarrt hatte.
    »Ist gut«, erwiderte Victor hastig, »wenn ich, äh, einen fange, lasse
    ich ihn sofort fallen.«
    Ein Lautsprecher plärrte: »Zwei Minuten bis zum Einschlag.« Ein
    Raunen ging durch die Menge.

    - 265 -
    »Viel Glück!« sagte die Frau, zwinkerte ihm einladend zu und
    starrte in den

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