01 - Hexenpower
Christbaumkerzen brennen. Das hatte er von einer alten Hexe in Bakersfield.
Er hielt eine Sekunde lang inne, und eine schreckliche Veränderung ging mit ihm vor. Seine Gesichtszüge schienen sich zu verzerren und in alle Richtungen zu drehen, als ob eine Klaue von innen gegen seine Haut drückte. Sein Kinn wurde länger, seine Lippen zogen sich zurück und gaben den Blick auf schwarze Reißzähne frei. Die Augenbrauen bogen sich an den Außenseiten nach oben, was ihm etwas zusätzlich Satanisches gab.
Er war ein Dämon. Piper kannte zwar nur die einschlägigen Darstellungen solcher Höllengeschöpfe aus verschiedenen Büchern, aber diese Kreatur war ganz sicher einer. Und er hatte eine Waffe. Und er wollte ihr ans Leben.
Seine Stimme war jetzt nur noch ein tiefes Röcheln. »Und jetzt will ich deine Kräfte!«
Er hob den Arm und stieß ruckartig mit dem Dolch zu.
Piper reagierte panisch und instinktiv zugleich. Es gehörte nur ein wenig Konzentration dazu. Sie riß die Arme hoch und stieß einen kurzen Schrei aus, der eher vom Schreck herrührte.
Erneut erstarrte alles um sie herum. Der Aufzug kam zum Stehen, selbst die Staubkörner in der Luft schienen wie festgefroren. Und er wirkte wie eine gruselige Wachspuppe aus
einem Horrorkabinett.
Hektisch sah sie sich um. »Denk nach, Piper, denk nach. Ganz ruhig, okay, ganz ruhig.« Im Kampf hatte sie gegen ihn nicht den Hauch einer Chance, und eine Waffe besaß sie auch nicht. Somit blieb nur die Flucht!
Sie trat zur offenen Seite des Aufzugs und stemmte die Gitter auseinander. Gott sei Dank waren sie nur noch einen Meter vom nächsten Stockwerk entfernt, was es Piper ermöglichte, halbwegs sicher aus dem Lift zu klettern. Schnell zog sie sich an dem staubigen Holzboden hoch, als sie plötzlich eine eiskalte Klauenhand an ihrem linken Knöchel spürte!
Sie schrie erneut auf, und er lachte bösartig, während er begann, sie wieder in den Aufzug zurückzuziehen. Ihre Hände suchten verzweifelt Halt, und plötzlich hatte sie ein Vierkantholz in der Hand, das wohl ein Handwerker hier vergessen hatte.
Blitzschnell drehte sie sich um und schlug zu.
Der Hieb erwischte ihn schwer am Kopf. Piper hatte keine Ahnung, ob Dämonen von so etwas zu beeindrucken waren, aber die Wucht warf ihn zurück, wobei er ihren Knöchel losließ.
Sie verlor keine Sekunde, denn sie wußte, daß es nun um ihr Leben ging. Rasch kam sie auf die Beine und erblickte im hinteren Teil der Halle eine Treppe, die nach unten führte.
Ihre Gedanken schlugen Purzelbäume. Es war nicht weit bis nach Hause. Wenn er sie nicht einholte, konnte sie die Strecke schaffen. In der Schule war sie immer gut in Leichtathletik gewesen ... Sie rannte los.
Irgendwie schaffte sie es auf die Straße. Es regnete wieder in Strömen.
Aber Piper wußte, daß die Jagd erst begonnen hatte .
Der alte Anrufbeantworter krächzte ein wenig, als er die einzige Nachricht ausspuckte: »Prue, Roger hier. Ich will dich zurück. Ernsthaft, laß uns reden.«
Phoebe drückte sofort die »Löschen«-Taste. Sie hatte ihn nie leiden können. Dann hörte sie ihre ältere Schwester aus der Küche kommen.
»Also, Piper ist definitiv nicht da«, sagte Prue, während sie eine Siamkatze auf dem Arm hielt und streichelte, »es sei denn, sie hat sich in eine Katze verwandelt.«
Phoebe war überrascht, das Tier schon wieder zu sehen. »Wie ist die denn reingekommen?«
Prue zuckte mit den Schultern. »Jemand muß ein Fenster offen gelassen haben. Hat Piper eine Nachricht hinterlassen?«
Phoebe schüttelte den Kopf. »Ist vermutlich mit Jeremy unterwegs. Roger hat aber angerufen.«
»Ja, ich hab's gehört.«
Phoebe nahm das als ein gutes Zeichen.
In diesem Moment war die Haustür zu hören, und die Stimme einer außerordentlich erschöpften und verängstigten Piper: »Prue?«
»Hier drinnen«, rief Prue aus dem Wohnzimmer und setzte die Katze auf den Boden.
Als Piper den Raum betrat, erkannten die Schwestern sie kaum wieder. Sie war pitschnaß, dreckig, zerzaust, völlig außer Atem, und dem Entsetzen in ihrem Gesicht nach zu urteilen, war sie dem Leibhaftigen begegnet. Weder Phoebe noch Prue konnten ahnen, wie nah diese Vermutung an die Wirklichkeit herankam.
»Du meine Güte«, stieß Prue hervor, »was ist denn mit dir passiert?«
»Schnell«, keuchte Piper, »schließt die Tür, verriegelt die Fenster, wir haben nicht viel Zeit. Phoebe, steht im >Buch der Schatten< auch, wie man einen«, sie suchte nach dem richtigen
Wort,
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