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01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis

Titel: 01 - Miss Daisy und der Tote auf dem Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carola Dunn
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Tüfteleien am Laufen hielt. Es war ein Jammer, daß ihm auf Grund seiner noblen Abkunft eine Anstellung als Automobil-Mechaniker verwehrt war, dachte sie gerade, als Marjorie eintrat. Dunkel gekleidet und ohne den scharlachroten Lippenstift, blaß und hohlwangig war sie eine plötzliche Erinnerung an die unangenehme Wirklichkeit. Einen Moment senkte sich Schweigen über die Runde.
    Wilfred brach es. »Geht's dir besser, meine Liebe? Ich hol dir mal ein bißchen Kaffee.«
    »Gern, Will«, sagte sie dankbar, und die verschiedenen Unterhaltungen wurden wieder aufgenommen.
    Lord Wentwater ging zu ihr hinüber und nahm ihre Hände in seine. Leise sprachen sie miteinander, und hin und wieder nickte Marjorie. Wahrscheinlich, so nahm Daisy an, versicherte sie ihrem Vater, daß sie sich wieder erholt hatte. Wilfred brachte ihr die Tasse Kaffee, und der Graf legte in einer kurzen Umarmung seinen Arm um ihre Schultern, ehe er die beiden verließ und zu Annabel ging.
    Daisy hörte, wie er sagte: »Ich muß noch etwas arbeiten, meine Liebe«. Als er sich hinabbeugte, um sie auf die Wange zu küssen, blickte sie ihn mit einem Ausdruck hingebungsvoller Dankbarkeit und Sehnsucht an, in dem, so meinte Daisy, Hoffnung, aber auch etwas Angst lag.
    Ehe Daisy weiter über Annabels merkwürdigen Gesichtsausdruck nachdenken konnte, trat Marjorie an sie heran.
    »Phillip, wenn du nichts dagegen hast, dann würde ich mich gerne kurz mit Daisy unterhalten.«
    Ganz der Gentleman sprang Phillip eilig auf und ging. Marjorie setzte sich auf seinen Platz, schien dann aber ihren Schwung zu verlieren.
    »Wie schön, daß es dir wieder so gutgeht und du bei uns sein kannst«, sagte Daisy, in fragendem Tonfall.
    »Ich bin doch einfach zu dämlich gewesen!« In Marjories Ausruf lag eine gehörige Portion unterdrückter Wut. »Der arme Daddy mußte mit ansehen, wie ich mich lächerlich mache, obwohl er doch genug andere Sorgen hat. Aber noch schlimmer ... Daisy, du bist doch so eng mit Annabel befreundet, mit meiner Stiefmutter, nicht wahr?«
    »Nenn sie doch Annabel. Sie hat Wilfred auch gerade darum gebeten. Ja, so könnte man es nennen, wir sind durchaus Freundinnen.«
    »Könntest du ihr wohl sagen, daß ich es ihr nicht übelnehme, daß Lord Stephen sie mehr mochte als mich? Ich weiß, ich hab so getan, als würde ich denken, daß sie versucht, ihn mir wegzunehmen, aber er wollte ja nie etwas mit mir zu tun haben, das wußte ich schon, ehe er hierher kam. Er war ... er war ein ziemlich mieser Typ, nicht wahr?«
    »Ein wirklich hinterhältiger Mensch«, stimmte Daisy ihr zu.
    »Aber willst du ihr das nicht selber sagen?«
    »Oh, das könnte ich niemals tun!«
    »Versuch es. Sie ist im Moment nicht sehr glücklich, und das würde sie vielleicht aufheitern.«
    »Sie muß doch schrecklich wütend auf mich sein.«
    Daisy schüttelte den Kopf. »Ich glaube eher, sie wird Verständnis haben. Sie ist schließlich nicht viel älter als du. Nun geh schon.«
    Wenige Minuten später sah sie zu ihrer Freude, wie Marjorie und Annabel sich in die Arme fielen. Genau wie Wilfred stellte sich Marjorie als gar nicht so nervtötend heraus, wie sie anfänglich gewirkt hatte. Dumm daran war nur eines: Wenn ihre Wut sich eher auf Lord Stephen als auf Annabel gerichtet hatte, war es um so wahrscheinlicher, daß sie es war, die beschlossen hatte, ihn einmal kurz unterzutauchen. Daisy verschwand aus dem Zimmer. Sie wollte sich überlegen, was sie Alec alles zu berichten hatte. Langsam wurde ihr klar, daß wahrscheinlich die ganze Familie vor Gerichte würde erscheinen müssen, egal, wer für Astwicks Tod verantwortlich war.
    Das bedauerte sie, denn sie mochte Annabel von Tag zu Tag mehr.
    Allerdings änderte das nichts an ihrer Bürgerpflicht, mit der Polizei zusammenzuarbeiten. Und die würde ohnehin alles selber mitbekommen, was sie ihr nicht freiwillig mitteilte, nur wäre deren Vorgehen dabei ohne Zweifel wesentlich taktloser.
    Alec war ein guter Detective, und er würde alles genauestens unter die Lupe nehmen. Schließlich hatte er völlig erschöpft und unausgeschlafen eine zufällige Namensgleichheit bemerkt, und so war ein Vermögen an gestohlenen Juwelen wiedergefunden worden!
    Wo steckte er bloß? Sie wollte doch unbedingt wissen, was Astwicks frettchengesichtiger Diener Payne zu den Einbrüchen zu sagen hatte.
    Als sie in der Halle ankam, trat ein Diener auf sie zu. »Der Detective ist zurück, Miss. Ich war gerade auf dem Weg, Ihnen zu sagen, daß er Sie gerne

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