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01 Nightfall - Schwingen der Nacht

01 Nightfall - Schwingen der Nacht

Titel: 01 Nightfall - Schwingen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Phoenix
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zerbarst auf dem Boden. Bernsteinfarbene Flüssigkeit spritzte auf die
Schränke und Heathers Füße. Dante ging in die Knie, eine Hand noch immer an der Schläfe, mit der anderen stützte er sich am Kühlschrank ab. Heather rannte zu ihm, kniete sich neben ihn und packte ihn verängstigt an den Schultern. Blut lief ihm aus der Nase. Seine Augäpfel rollten nach hinten.
    Die Küchentür flog so heftig auf, dass sie gegen die Wand knallte und dort ein Loch hinterließ. De Noir kam hereingerannt.
    Dante sackte in Heathers Armen zusammen. Sein Kopf fiel nach hinten. Sie kam aus dem Gleichgewicht und setzte sich hart auf den Linoleumboden, während sie ihn festhielt. Ihr Puls raste so, dass sie ihn in ihren Ohren dröhnen hörte. Blut strömte aus seiner Nase und troff auf ihre Arme, ihre Hände, ihre Hose.
    De Noir griff nach Dante. In seinem Gesicht spiegelte sich fast etwas wie Furcht wider.

12
VERGESSENE VERGANGENHEIT
    Mit Dante in den Armen ging De Noir mit angeborener Anmut durch das verdunkelte Schlafzimmer und wich dabei den auf dem Boden verstreuten CD-Hüllen, Klamotten und Büchern aus oder stieg über sie hinweg. Das Bett, ein Futon, war ungemacht und zerwühlt, die Bettwäsche und das Leintuch waren komplett schwarz – oder eventuell auch dunkelblau, dachte Heather, als sie De Noir ins Zimmer folgte.
    Er kniete sich neben das Bett und ließ Dante langsam herunter. Dann schob er ein paar Kissen unter seinen Kopf und tupfte das Blut an seiner Nase mit einem Geschirrtuch ab, das er aus der Küche mitgenommen hatte. Mondlicht ließ De Noirs charakteristische Gesichtszüge weicher erscheinen und verwandelte seine grimmige Miene in eine traurige.
    Heather legte den Kopf schief und betrachtete den Mann, während er sich um Dante kümmerte. Seine große Hand berührte sanft Dantes Haar, um es ihm aus dem Gesicht zu streichen. Was war zwischen den beiden?
    »Wird er sich bald erholen?«, fragte sie. »Nimmt er eigentlich Medikamente gegen seine Kopfschmerzen? Oder hat er einen Arzt?«
    »Er braucht nur Ruhe«, erklärte De Noir.

    »Haben Sie ihn nach seiner Vergangenheit gefragt?«, sagte eine Stimme unter der Tür. »Dann bekommt er nämlich üblicherweise seine schlimmsten Anfälle.«
    Heather sah auf und entdeckte Silver. Er lehnte am Türrahmen, einen Fuß auf der Schwelle hinter ihm. Seine silbernen Augen schimmerten im Mondlicht.
    »Ich habe ihm nur ein paar einfache Fragen gestellt«, erklärte Heather.
    »Der Staat Louisiana hatte für Dante das Sorgerecht, Agent Wallace«, brummte De Noir. Er hielt das blutbefleckte Geschirrtuch hoch.
    »Ja …«, murmelte Silver, stieß sich vom Türrahmen ab und schlurfte ins Zimmer, um De Noir das Tuch abzunehmen. Dann war er verschwunden.
    Heather blinzelte überrascht. Übernatürliche Schnelligkeit schien in diesem Haushalt etwas ganz Normales zu sein. Sie atmete tief durch und konzentrierte sich wieder auf De Noir.
    »Ich weiß«, sagte sie. »Er war bei der Familie Prejean untergebracht. «
    De Noir schüttelte den Kopf. »Das war nur die letzte Familie. Man reichte ihn von einer Familie zur anderen weiter, und zwar jahrelang.«
    Heather verstummte. De Noir hatte ihr gerade eine Information geliefert, die nicht in Dantes Akte stand. Warum war nur die letzte Pflegefamilie aufgelistet?
    »Die Vergangenheit ist etwas, an das sich Dante nicht genau erinnern kann«, erläuterte der große Mann leise, »und das ist in diesem Fall vermutlich auch das Beste.« Er streckte die Hand aus.
    Eine kühle Brise blies Heather entgegen und spielte einen Atemzug lang mit ihrem Haar. Silver tauchte vor ihr auf und legte das nun feuchte Geschirrtuch in De Noirs ausgestreckte
Hand. Mit einem raschen Grinsen, bei dem seine scharfen Eckzähne blitzten, verschwand der Junge blitzschnell wie zuvor.
    »Vielleicht muss er sich ja an seine Vergangenheit erinnern«, meinte Heather. »Vielleicht ist sie der Grund für seine Migräne.«
    »Nein«, murmelte De Noir. Er tupfte mit dem feuchten Tuch den allmählich schwächer werdenden Blutfluss unter Dantes Nase ab. »Nein.«
    Heather spürte trotz ihrer Erschöpfung eine plötzliche Woge des Mitgefühls, und in diesem Augenblick wurde ihr klar, dass De Noir Dante liebte und dass es Reue war, die sein Gesicht überschattete und seine Stimme so schroff klingen ließ.
    Reue. Wofür? Weshalb sollte sich Dante an seine Vergangenheit nicht erinnern? Zu welchem Preis?
    »Dante meinte, er sei ein Vampir«, sagte sie.
    De Noir schloss die Augen. An

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