01 - Suche bissigen Vampir furs Leben
und ich hatte auch eine ganze Reihe von ihnen“, fügte sie mit einem Blick auf Max hinzu, „aber so jemanden wie Francis habe ich noch nie getroffen. Wo haben Sie ihn denn gefunden?“
„Bei Moe's.“
„Das erklärt natürlich eine Menge.“ Wem sagen Sie das.
„Hoffentlich hört dieses Blinzeln bald wieder auf“, fügte sie hinzu. „Aber wenn nicht ... ich kenne da diesen fabelhaften Schönheitschirurgen, der einfach die Lider festnähen könnte.“
„Danke, aber das ist nicht nötig. Ich brauche ihn am kommenden Samstag in Topform, und ich bezweifle, dass die Schwellungen bis dahin zurückgehen würden.“
„Wahrscheinlich nicht.“
„Also, ahm, wie lange soll dieses Zeug denn halten?“ „Vier Wochen. Vielleicht fünf, wenn Sie nicht zu schuppiger Haut neigen.“ Vier?
„Wenigstens sieht man ihm sein Erröten bis dahin nicht mehr an.“
„Das stimmt. Also, machen Sie's gut, Miss Hamilton. Komm jetzt, Frank.“ Ich schnappte mir den völlig erledigten Vampir und dirigierte ihn über den Weg zur Straße hin. Lächelnd half ich ihm, auf den Rücksitz von Max' Hummer einzusteigen. Sobald er saß, brach er zusammen.
„Was ist mit Britney und den Zwillingen?“, schaffte er gerade noch mit schwacher Stimme zu fragen.
„Ihnen geht's gut.“
„Haben Sie sie gefüttert, während ich weg war?“ Ja.“
„Ihnen Wasser gegeben?“ Ja.“
„Sie zum Pipi machen rausgelassen?“
„Ja. Aber es heißt pinkeln, nicht Pipi machen. Männliche Vampire sagen nicht Pipi machen.“
„Sie sagen pissen“, ergänzte Max vom Fahrersitz aus. „Zumindest sage ich das.“
„Okay.“ Er seufzte und schloss die Augen.
Ich stieg vorn zu meinem Bruder auf den Beifahrersitz.
„Ich bin ja kein Experte, aber eins weiß ich: Knallharte Vampire sind nicht orange“, sagte Max, während er den Schlüssel in die Zündung steckte und anschließend die kreisförmige Auffahrt entlangfuhr.
„Nein“, stimmte ich ihm zu. „Wohl kaum.“
„Aber du lächelst.“
„Weil ich finde, dass die Vorstellung einiges für sich hat.“ Ich musste den Tatsachen ins Auge sehen. Entweder ich fing an zu heulen oder ich lachte über das Ganze. Ich war nie eine dieser weinerlichen, hilflosen Frauen.
Jedenfalls nicht in Gegenwart anderer. Außerdem hatte ich keinen Termin für eine Bräunung gemacht, weil gebürtige Vampire nicht braun sein mussten, um megaheiß auszusehen. Aber warum nicht? Und wenn es anständig gemacht war, würde es tatsächlich das Erröten verstecken.
Ich sah ihn an und betrachtete noch einmal den grässlichen Farbton. Ich hoffte aus meinem vollsten Vampirherzen, dass Dirkst ihn wieder hinbekam. Sonst...
An so was denkst du jetzt gar nicht, ermahnte ich mich.
Ich würde ein Scheitern gar nicht erst in Betracht ziehen oder die Möglichkeit, dass ich auf den Knien zu meiner Familie zurückkriechen müsste, weil mich die Vampirgesellschaft ausgestoßen hatte, nachdem ich einen der Ihren einer spraywütigen Werwolfdame ausgeliefert hatte, der von ihr in der Nuance „tahitischer Sonnenaufgang“ eingefärbt worden war.
So viel dazu, nicht darüber nachzudenken.
Ich schluckte, um die plötzliche Trockenheit in meiner Kehle zu vertreiben, schaltete das Radio an und tat mein Bestes, um mich auf die Black Eyed Peas zu konzentrieren, deren Musik aus den Lautsprechern strömte.
Max setzte Francis in Brooklyn ab und brachte mich dann nach Hause. Ich war gerade erst ins Bett gekrochen, als ich den Wecker nebenan klingeln hörte. Als Nächstes vernahm ich den Klang der Frühnachrichten.
Ich schloss die Augen, fest entschlossen, die Stimme des Sprechers zu ignorieren und in meinen normalen Zustand seliger Unwissenheit zurückzukehren.
„... zu den Lokalnachrichten. Laura Lindsey, eine Bankangestellte aus dem West Village, wird nach wie vor vermisst. Sie ist schon die zweite Frau, die in den vergangenen zwei Wochen verschwunden ist. Die Polizei hat bislang keinerlei Hinweise, aber verlässlichen Quellen zufolge könnte es sich um das Werk eines Serienentführers handeln.“
Oder eines Serienmörders.
Ich erinnerte mich an alles, was Ty über die Anzahl der Frauen gesagt hatte, und dass es vollkommen ausgeschlossen war, dass der Täter eine so große Zahl von Menschen am Leben erhalten könnte, ohne irgendeinen Verdacht zu erregen. Ich wusste, dass er recht hatte - er war einem leibhaftigen Mörder auf den Fersen. Einem, dessen Opferliste beständig wuchs.
Die Wahrheit verstärkte meine Schlaflosigkeit noch,
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