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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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interessiert nicht, wer Dominicks Vater ist. Hätte er mich in Schottland nicht erneut getäuscht... Hätte sich mein Mißtrauen ihm gegenüber nicht bestätigt, würde ich ihm die vergangenen vier Jahre verzeihen."
    Patrick sah sie mit offenem Mund an. „Man könnte beinahe glauben, daß du den Kerl noch liebst."
    „Nein, bestimmt nicht. Das ist lächerlich."
    „Sag mir eines, Anne: Was würde passieren, wenn du erfährst, daß Dominicks leiblicher Vater ein Dieb war - oder ein Mörder?"
    Anne riß erschrocken die Augen auf. „Das ... das ist ziemlich unwahrscheinlich."
    „Meinst du?" fragte Patrick spöttisch. „Ist es tatsächlich unwahrscheinlich angesichts all dessen, was inzwischen geschehen ist?"
    Anne öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt.
    „Wer kann schon wissen, wozu ein Mann mit solch einer Abstammung fähig ist?"
    Patrick machte eine dramatische Pause. „Willst du wirklich bleiben und sein Bett wärmen -damit er den Zeitpunkt, den Ort und die Art und Weise für deine Ermordung in Ruhe planen kann?"
    Anne stieß einen spitzen Schrei aus.
    „Wirst du heute nacht wieder mit ihm schlafen, Anne?" fuhr er vorwurfsvoll fort.
    „Was ist, wenn er dieses Katz-und-Maus-Spiel leid wird? Wenn er mit dir schläft und dabei feststellt, daß er deiner überdrüssig ist? Es ist nicht schwierig für einen Mann, seine Hände um den Hals der Geliebten zu legen und langsam zuzudrücken, während sie sich in höchster Ekstase windet."
    Anne saß wie versteinert da. Patricks plastische Beschreibung der beängstigendsten, schrecklichsten aller Möglichkeiten machte sie ganz krank. Als sie sich endlich wieder rühren konnte, wandte sie sich ab und riß das Fenster auf.
    „Du mußt dich mit der Tatsache abfinden, daß Dominick kein hochgeborener Aristokrat ist, Anne. Er ist nicht der Erbe von Rutherford. Er ist ein lausiger Bastard, ein gemeiner Hochstapler. Außerdem hat er dich nie gewollt. Er will dich auch jetzt nicht - abgesehen von der Art und Weise, wie alle Männer eine Frau begehren."
    Patricks Worte schmerzten derart, daß Anne sich beide Ohren zuhielt.
    Er zog ihre Hände wieder fort. „Er hat dich seit seiner Heimkehr benutzt, und er wird dich weiterhin benutzen, solange es ihm gefällt." Er sah sie so eindringlich an, daß ihr angst und bange wurde. „Und anschließend, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, wird er dich beseitigen. Sieh es endlich ein, Anne. Dominick will deinen Tod."

26. KAPITEL
    Es dauerte eine ganze Weile, bis sie vor der Freitreppe von Harding House anhalten und aussteigen konnten.
    Dutzende von Kutschen fuhren im Schritt um den Block und warteten darauf, daß sie an die Reihe kamen. Die Luft war neblig und hatte jenen besonderen gelblichen Schimmer, den nur die Londoner Straßenlaternen verursachen konnten.
    Anne saß steif neben Dominick und achtete sorgfältig darauf, daß ihre Röcke aus changierender Seide weder seine Beine noch einen anderen Körperteil berührten.
    Sie tat, als beobachtete sie aufmerksam die ankommenden Gäste. Eine Gruppe nach der anderen stieg die hellen Kalksteinstufen hinauf, die von zwei grimmigen Löwen flankiert wurden, und betrat das imponierende Herrenhaus des Earl durch die großen geöffneten Vordertüren.
    Dominick schwieg ebenfalls.
    Endlich war es soweit, und die Kutsche von Waverly fuhr an die breite Treppe heran.
    Zwei livrierte Lakaien sprangen vom Dienertritt und öffneten schwungvoll den Wagenschlag. Anne stand auf, ergriff die Hand eines Bediensteten und stieg auf den Gehsteig hinab. Kurz darauf stand Dominick in seinem eleganten schwarzen Abendanzug neben ihr. „Wir werden früh wieder gehen, um Mitternacht", teilte er dem Kutscher mit.
    Mit undurchdringlicher Miene drehte er sich zu Anne und reichte ihr äußerst förmlich den Arm. Anne hakte sich bei ihm ein und sah ihm offen ins Gesicht.
    Dominick sah phantastisch aus. Er strahlte Macht und Männlichkeit aus und war der Inbegriff der Eleganz. Jeder, der ihn sah, hätte ihn für ein Mitglied des Hochadels gehalten. Zumindest bis heute.
    Energisch verdrängte sie diesen Gedanken. Sie stiegen die Steinstufen rasch hinauf, und Annes dunkelblaue Röcke bauschten sich raschelnd hinter ihr. Nicht zum erstenmal
    hob sie die Hand an ihren Hals und betastete die Rubinen und die Diamanten, die dort lagen.
    Sie wurden in ein geräumiges Foyer geführt. Der Boden bestand aus weißem Marmor, und die Wände waren mit vergoldeten Stuckornamenten verziert.

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