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010 - Skandal in Waverly Hall

010 - Skandal in Waverly Hall

Titel: 010 - Skandal in Waverly Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brenda Joyce
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„Ja."
    „Dann werde ich es gar nicht erst versuchen." Anne rang um ihre Fassung. Doch Ciarisses nächste Worte machten ihre Anstrengungen zunichte.
    „Ich frage mich, ob Dominick es weiß", überlegte Ciarisse laut.
    „Was?"
    Die Schwiegermutter sah sie fest an. „Mich würde interessieren, ob mein Sohn weiß, wie gerissen und verwegen Sie sind."
    „Soll das eine Drohung sein?"
    Ciarisse ließ sie nicht aus den Augen. „Ja, wahrscheinlich."
    Anne war entsetzt, obwohl sie keine Veranlassung dazu hatte. Es konnte ihr gleichgültig sein, was Dominick über sie dachte. Zuviel war inzwischen geschehen.
    Sie waren wie Fremde.

    Ob er seiner Mutter glauben würde? Oder hatte er den Klatsch längst gehört und war deshalb all die Jahre ferngeblieben?
    „Warum tun Sie mir das an?" fragte Anne verzweifelt. „Möchten Sie, daß der Graben zwischen Dominick und mir noch tiefer wird, als er ohnehin schon ist?"
    „Ich möchte einzig und allein, daß Dominick dieses Haus zurückbekommt - und Sie auf die Straße setzt", sagte Ciarisse verärgert.
    Annes Puls begann zu rasen. „Selbst Dominick würde mich nicht wie eine streunende Bettlerin von seiner Tür weisen."
    „Meinen Sie? Bisher hatte er ja noch keinen Grund dazu."
    Annes Besorgnis nahm zu. Dies war ihr Zuhause. Sie hatte keinen anderen Ort, wohin sie gehen konnte. Zu den Collins gewiß nicht. Obwohl sie die rechtmäßige Herrin von Waverly Hall war, bezweifelte sie nicht, daß Dominick sie von hier vertreiben konnte, falls er es ernsthaft vorhatte. Er war ein sehr mächtiger Mann.
    „Ich wollte nicht als Erbin von Waverly Hall eingesetzt werden", sagte sie endlich mit matter Stimme. „Ich war ebenso überrascht wie die anderen, als Rutherford nach Philips Tod diese Bestimmung verkündete." Sie schwieg einen Moment. „Ich habe Dominick geliebt, als wir heirateten. Das müssen Sie mir glauben."
    Ciarisse lachte spröde. „Sie wollten Herzogin werden, das steht fest. Und Sie werden Ihr größtes Ziel eines Tages erreichen."
    „Nein." Anne schüttelte den Kopf. Sie hatte geliebt werden wollen, das war alles.
    Ciarisse schnaufte nicht gerade damenhaft. „Sie hatten alles geplant, Anne. Als nächstes werden Sie vermutlich behaupten, daß Sie die Nachricht nicht geschrieben haben, die Dominick zu jenem Stelldichein in den Garten lockte."
    Anne sah Ciarisse verständnislos an. Sie hatte Dominick keine Nachricht geschickt.
    „Ich habe Ihren Sohn nicht mit einer Nachricht in den Garten gelockt."
    Ciarisse beachtete ihre Bemerkung nicht - vielleicht hatte sie die Worte nicht einmal gehört. Sie drückte ihre Katze so heftig an sich, daß sie laut miaute, und ließ das Tier auf den Boden springen. „Dominick will morgen wieder abreisen."
    Anne hatte das Gefühl, ihr Herz würde stehenbleiben. Dann begann es plötzlich wie wild zu rasen, es hämmerte geradezu. „Schon morgen?"
    „Ja, schon morgen. Sie haben ihn vor vier Jahren vertrieben, und es gelingt Ihnen jetzt wieder. Dabei sollten Sie diejenige sein, die das Haus verläßt." Ciarisse kniff die Augen ein wenig zusammen. „Sie müssen äußerst zufrieden mit sich sein."
    Anne hatte gewollt, daß Dominick schleunigst wieder abreiste. Genau das hatte sie beabsichtigt. Trotzdem fühlte sie sich furchtbar elend. „Ja, ich möchte, daß er wieder geht. Es wäre eine unmögliche Situation, wenn er bliebe - gemeinsam mit mir unter einem Dach."
    „Waverly Hall ist sein Haus, trotz des unseligen Vermächtnisses. Vielleicht kann ich Dominick überreden, daß er bleibt."
    Anne riß erschrocken die Augen auf. „Nein! Das lasse ich nicht zu."
    „Glauben Sie im Ernst, Sie könnten meinem Sohn vorschreiben, was er zu tun hat?"
    Anne zögerte, und ihr Mund wurde trocken. Sie antwortete nicht.

    Anne war tief bestürzt über die Auseinandersetzung mit ihrer Schwiegermutter. Sie hatte nicht gewußt, wie groß Ciarisses Feindseligkeit ihr gegenüber war. Trotzdem tat ihr die Frau leid. Sie verstand, wie es nach dem Tod des Ehemanns in Ciarisse aussah. Eigentlich hätte sie die Witwe trösten müssen.
    Dominick würde morgen wieder wegfahren, wenn seine Mutter ihn nicht noch umstimmte. Anne war entschlossener denn je, auf seiner Abreise zu bestehen. Nicht nur wegen des Gesprächs mit Ciarisse. Dominick konnte nicht in ihrem Haus bleiben.
    Dieses Recht hatte er ihrer Ansicht nach seit Jahren verwirkt.
    Andererseits war er für alle Ländereien verantwortlich, die zu Waverly Hall gehörten. Der Herzog hatte ihr nur das Haus

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