0101 - Ein Friedhof am Ende der Welt
schlug einen Halbkreis und traf mit dem Lauf der Waffe den Hinterkopf des Beifahrers. Bevor der Major reagieren konnte, spürte er wieder den Druck der Mündung an seinem Hals.
Der Beifahrer sackte zusammen.
Der Fahrer bemerkte es aus den Augenwinkeln. »He, Karl, was…«
Da traf ihn der Hieb. Peters röchelte, fiel nach vorn, prallte auf das Lenkrad und rutschte zur Seite.
Diesmal hatte der Major aufgepaßt. Er rammte Suko seine Faust unter die Achselhöhle.
Der Chinese fiel zurück.
Sofort warf sich der Major auf ihn. Mit der linken Hand wollte er Sukos Kehle packen, mit der rechten faßte er nach seiner Waffe.
Er schaffte beides nicht.
Suko winkelte seinen Arm an und schlug ihn hoch. Der Ellbogen traf das Kinn des Majors. Es gab einen trockenen Laut, als die Zähne aufeinanderklackten. Der Offizier bekam glasige Augen. Seine Bewegungen wurden zeitlupenhaft. Seufzend sackte er zusammen.
Suko atmete auf.
Geschafft!
Er hatte nicht nur drei Gegner besiegt, sondern auch noch einen Wagen zur Verfügung. Ein gutes, geländegängiges Fahrzeug. Damit ließ sich etwas anfangen.
Zuerst jedoch mußte er die drei Bewußtlosen aus dem Fahrzeug hieven. Suko stieg aus, öffnete die Tür hinter der Fahrerseite und zog den Major hervor.
Bis zum Straßenrand waren es nur wenige Schritte. Dort legte der Chinese den Mann ins Gras. Wenige Minuten später lagen auch die beiden anderen Soldaten dort und »schliefen« einträchtig nebeneinander. Suko kannte seine Kopfnüsse. Es würde mindestens zwei Stunden dauern, bis die Kameraden erwachten. Er hoffte, dann schon über alle Berge zu sein.
Der Chinese setzte sich in den Jeep und wendete. Er fuhr zur Kreuzung zurück und orientierte sich erst einmal.
Auf dem Herweg waren sie quer durch das Gelände gelaufen. Mit dem Jeep konnte man zwar vieles anstellen, doch nicht durch einen dichten Wald fahren.
Suko fuhr ein Stück die Straße entlang, bevor er den Wagen nach etwa zwei Kilometern in den Wald lenkte und ihn unter den Zweigen einiger Bäume verbarg.
Von nun an ging es zu Fuß weiter.
Es war wirklich nicht einfach für den Chinesen, den richtigen Weg zu finden. Die Dunkelheit machte ihm große Schwierigkeiten. Er kannte das Gelände kaum, verlief sich zweimal und bewegte sich oft wie ein Blinder durch den Wald.
Er vernahm auch Hundegebell, dann ging er immer wieder in Deckung. Über den Himmel zuckte hin und wieder ein fahles Licht.
Es war der Widerschein der dicht an der Grenze stehenden starken Scheinwerfer, die sich drehten und das Gelände ausleuchteten.
Suko irrte weiter durch den Wald. Jetzt hätte er gern einen ortskundigen Führer bei sich gehabt, doch da blieb der Wunsch Vater des Gedankens.
Suko hatte es zwar gelernt, sich nach den Sternen zu orientieren, doch es waren keine da. Eine dicke Wolkendecke lag am Himmel.
Der Chinese kämpfte sich weiter durch den Wald. Er schob Zweige und Äste zur Seite, glaubte, Stellen wiedererkannt zu haben, und sah dann ein, daß er sich getäuscht hatte.
Die Zeit wurde knapp.
Suko spürte instinktiv, daß Gefahr in der Luft lag. Er besaß zwar nicht den sechsten Sinn, doch er meinte zu wissen, daß sich irgendwelche Menschen in der Nähe befanden.
Er wurde noch vorsichtiger.
Dann hörte er Schritte.
Gar nicht weit entfernt.
Sofort blieb der Chinese stehen und ging in die Hocke. Drohendes Knurren erreichte seine Ohren.
Hunde!
Verdammt, er war genau einer Streife vor die Füße gelaufen. Das hatte ihm noch gefehlt.
»Ruhig, Harro! Ruhig!« hörte er eine Stimme. »Es ist ja nichts. Bleib ruhig.«
Suko spitzte die Ohren. Etwas an der Stimme war ihm bekannt vorgekommen, doch was? Vielleicht der Tonfall, der etwas singende Dialekt? Er hatte die Stimme bereits gehört, und das nicht vor allzu langer Zeit.
Schritte. Laub raschelte. Kleinere Zweige knickten. Die Männer bewegten sich weiter, das Knurren der Tiere wurde aggressiver, viel lauter.
»Suko?«
Und plötzlich wußte der Chinese, wo er die Stimme schon gehört hatte.
Es war Hans Bauer.
Suko löste sich aus seiner Deckung. Er hob den Arm. »Hier bin ich, Hans!«
Eine Taschenlampe wurde eingeschaltet. Der Strahl kreiste, hüpfte auf und nieder und erfaßte Suko. Wenige Sekunden später standen zwei Männer neben dem Chinesen.
Hans Bauer und der alte Kröger.
»Das ist aber ein Zufall«, stöhnte Suko. Er war glücklich, keiner Grenzstreife in die Finger gefallen zu sein. Die Hunde verhielten sich ruhig. Sie hatten neben den beiden Männern Platz
Weitere Kostenlose Bücher